Baby 7,5 Monate Stillen und Anhänglichkeit

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Baby 7,5 Monate Stillen und Anhänglichkeit

Sehr geehrte Damen, Mein Baby ist 7,5 Monate alt und kann seit vier Wochen krabbeln. Genau zu dem Zeitpunkt hatte sie eine Mittelohrentzündung und hat gezahnt. Nachts musste ich zu diesem Zeitpunkt alle zwei Stunden Stillen und tagsüber auch vermehrt. Ich dachte durch die neue Fähigkeit verbrennt sie mehr Kalorien und benötigt dadurch mehr Nahrung und habe mit dem letzten Brei, dem Morgenbrei angefangen. Im Anschluss an alle Breis stille ich sie noch. Seit Freitag ist sie nun besonders anhänglich und ich kann mich nicht von der Spielwiese erheben ohne das sie weint. Selbst mein Mann hat sie am Wochenende nicht vollständig akzeptiert, so dass ich mal etwas "Luft" bekommen konnte. Unter der Woche geht sie drei Mal die Woche für vier Stunden zu einer Tagesmutter, als "Randinformation". Nachts muss ich mittlerweile zwischen 2 und 5 Mal Stillen. Einschlafstillen gehört auch bei uns zum Programm. :) Haben Sie einen Tipp wie ich mit der Anhänglichkeit umgehen kann? Vielen Dank für Ihre Antwort. Meine Frage entspricht vielleicht nicht einer reinen Stillfrage, aber ich verfolge Ihre Antworten zu anderen Fragen häufig und finde Ihre Antworten immer sehr respektvoll gegenüber beiden Stillparteien und freue mich daher auf Ihre Meinung. MfG MarenBa

von MarenBa am 17.11.2014, 02:49



Antwort auf: Baby 7,5 Monate Stillen und Anhänglichkeit

Liebe MarenBa, danke für das liebe Lob. Acht Monate ist das typische Alter für die sogenannte Fremdelphase. Das heißt, das Kind beginnt ganz bewusst zwischen fremd und bekannt zu unterscheiden und lernt nun auch sehr deutlich, dass es ein eigener Mensch ist. Dies kann für das Kind sehr aufregend und verunsichernd sein und dann will es natürlich nicht alleine sein, schon gar nicht, wenn es sich in den Schlaf fallen lassen soll und damit ja auch das letzte bisschen Kontrolle abgeben muss, das es in seiner Welt hat. Das Verhalten deines Kindes wird sicher von manchen Menschen als extrem anhänglich oder mutterfixiert bezeichnet, doch es ist ein vollkommen normales Verhalten für ein Baby. Es ist sogar wichtig, dass ein Kind zunächst eine feste und verlässliche Bindung zu einer Person aufbaut (und diese Person ist bei einem gestillten Kind naturgemäß fast immer die Mutter). Aufbauend auf dieser Erfahrung kann das Kind dann später seinen Horizont erweitern und Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen. Doch das „Fundament" der engen Beziehung zur ersten Bezugsperson sollte fest sein und so zum Fundament der Beziehungsfähigkeit und Bindungsfähigkeit überhaupt zu werden. Wie schnell oder langsam das Kind dann seine Fühler ausstreckt und Kontakt zu anderen aufnimmt und dort Bindungen knüpft ist ebenso wie das Laufenlernen oder Sprechen von Kind zu Kind verschieden. Jedes Kind hat da seinen eigenen Zeitplan. Du würdest niemals an einer Blume ziehen, damit sie schneller wächst, denn Du weißt, dass sie dadurch verkümmern oder sogar sterben würde. Genau so wenig können wir an unseren Kinder „ziehen", um ihre Entwicklung zu beschleunigen. Keine Angst, dein Baby wird weder ein Klammeräffchen bleiben, noch ein ewig unselbstständiger Mensch, sondern Du legst jetzt den Grundstock für einen in sich ruhenden, selbstbewussten und selbstständigen Menschen. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 17.11.2014