Baby 5 Monate stillt immer noch so oft :(

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Baby 5 Monate stillt immer noch so oft :(

Hallo liebe Stillberaterinnern Meine Tochter ist jetzt 5 Monate alt. Als sie 8 Wochen war, hörte sie allmählich auf mit Clusterfeeding und es hat sich ein Stillrhythmus von 2 Stunden eingependelt. Damit konnte ich gut leben, da sie nachts dafür durchschlief. Seit einigen Wochen schläft sie nachts sehr unruhig und möchte ca. alle 3 Stunden gestillt werden. Das ist eigentlich für mich auch kein Problem, das ist ja normal. Ich habe auch damit gerechnet, dass sie irgendwann aufhört, durchzuschlafen. Sie schläft auch bei uns im Bett. Allerdings möchte sie seit ca. 2-3 Wochen auch tagsüber immer öfter stillen, spätestens nach 1,5 Stunden weint sie, weil sie Hunger hat, auch in der Babytrage. Sehr selten schafft sie 2 Stunden. Sie kommt auf 12 Mahlzeiten am Tag. Ist das nicht für ein Baby in dem Alter ein bisschen viel? Anzeichen für einen Schub sehe ich nicht, den hatte sie vor ein paar Wochen. Da war sie sehr anhänglich und wollte sehr viel Körperkontakt. Außerdem hat sie, seitdem sie immer so viel trinkt, auch 4-5 Mal am Tag Stuhlgang, vorher nur alle 2 Tage. Ich fühle mich ziemlich eingeschränkt. Beim Einkaufen oder bei Terminen muss ich mir immer Gedanken machen, dass sie im nächsten Moment anfängt, zu weinen, weil sie Hunger hat. Alles dreht sich eigentlich nur noch ums Stillen. Ich hätte ja kein Problem mit dem Stillen in der Öffentlichkeit, aber sie ist anscheinend sehr sensibel und findet draußen wo andere Menschen sind, keine Ruhe zum Stillen und schreit vor Hunger. Langsam würde ich am liebsten nur noch mit ihr zu Hause sitzen. Die Verwandten schauen auch schon komisch, wenn ich sie alle 1-1,5 Stunden stillen gehe. Meine Mutter meinte auch schon, ich soll ihr abends künstliche Nahrung geben, damit sie nachts Ruhe findet und außerdem schon mit Beikost anfangen. Künstliche Milchnahrung möchte ich ihr aber auf keinen Fall geben. Ich wollte gerne noch länger stillen. Und mit Beikost wollte ich erst ab dem 6. Monat anfangen, da mein Mann so ziemlich gegen alles allergisch ist und die Kleine somit schon vorbelastet ist. Außerdem isst sie doch anfangs auch nur kleine Mengen und würde bestimmt nicht seltener stillen wollen. Ich bin total verunsichert und hoffe, dass Sie mir einen Rat geben können. Ich habe mir das alles irgendwie anders vorgestellt. Liebe Grüße wiewunderbar

von wiewunderbar am 22.09.2014, 14:26



Antwort auf: Baby 5 Monate stillt immer noch so oft :(

Liebe wiewunderbar, viele Frauen erleben zwischendurch eine Phase der Stillmüdigkeit. Sie wünschen sich wieder mehr Freiraum für sich und auch wieder mehr Verfügungsrecht über ihren Körper. Dieses Gefühl kennt vermutlich jede Frau, die längere Zeit stillt. Doch das ist letztlich nicht wirklich etwas, was sich durch Abstillen erreichen ließe, denn es ist nicht wirklich so, dass das Stillen die Frau "anbindet" und müde macht, sondern es ist die Mutterschaft. Wir alle haben irgendwann oder immer wieder einmal Sehnsucht nach dem Leben v.K. (= vor dem Kind) als "Mama noch eine Frau war". Muttersein ist einer der härtesten und anstrengendsten Berufe der Welt ist, der sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr einen 24 Stunden Dienst ohne Urlaubsanspruch und Krankschreiben bedeutet. Und an dieser Tatsache ändert sich nichts, ob frau nun stillt oder nicht. Ehe Du nun wirklich wohl auch gegen deine innere Überzeugung abstillst oder mit Gewalt einen Rhythmus einführst, versuche doch einmal einen anderen Weg: Gönne dir selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Mach den Tragetest. Bügele etwas und trage es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügelst Du es nicht und trägst es für zehn Minuten. Dann vergleichst Du: ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist. Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Du kannst dann eine Hälfte einfrieren und hast damit schnell eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war. Versuche dir am Tag Freiraum für dich zu schaffen. Vielleicht kann dir dein Mann, deine (Schwieger)Mutter, eine Freundin oder ein verantwortungsbewusster Teenager dein/e Kind/er für eine Stunde oder so abnehmen, mit ihm spazieren gehen oder spielen und diese Zeit nutzt du für DICH. Selbst wenn Du nur in Ruhe in der Badewanne liegt, einmal um den Block joggst oder dich mit einer Zeitung und einer Tasse Tee in einen anderen Raum begibst, so ist das ein Weg aufzutanken und wieder neue Kraft zu schöpfen für den anstrengendsten Beruf der Welt: Mutter. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese "gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken. Kopf hoch, bald geht es mit der Beikost los, dann kannst Du unterwegs die Beikost anbieten und bist nicht ganz so gebunden. Lass dich nicht verunsichern, auch ein Abendfläschchen würde nicht helfen ;-). LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 22.09.2014