Liebe Biggi,
ich bin verzweifelt auf der Suche nach einer Abstillmethode, die ein harmonisches Ende unserer nun schon fast 23 monatigen Stllzeit bringt. Sämtliche Ärzte raten mir dringend abzustillen, da ich einen hohen Blutdruck habe. Leider bekomme ich diesen mit den in der Stillzeit erlaubten Medikamente nicht in den Griff. Ich nehme tgl. 2000 mg Presinol plus Metroprolol 45,7 und die Werte liegen immer mal wieder bei 160/110. Außerdem mache ich mir immer wieder große Sorgen, ob diese Medikamente nicht doch in irgendeiner Art und Weise meiner Tochter schaden. Zudem kommt, daß ich 46 Jahre alt bin und die nächtlichen Unterbrechungen (sie schläft nur am Busen ein, nimmt weder Schnulli noch ein Milchfläschchen, kommt in der Nacht noch 2-3 Mal zum Nuckeln- schläft natürlich in meinem Bett) mir nun doch ganz schön zu schaffen machen. Ich bin bereits seit einem Jahr wieder berufstätig und habe noch eine 14-jährige Tochter. Das Einschlafen am Abend zieht sich seit einiger Zeit auch unendlich in die Länge (ca. 1h), so daß mir kaum mehr Zeit am Abend für meine große Tochter bleibt. Leider kann ich von meinem Mann keine Hilfe erwarten. Bei der Tagesmutter schläft sie ohne Drama in ihrem Gitterbettchen alleine ein. Ich habe einfach das Gefühl, zu müde und kraftlos zu sein, um den Kampf durchzustehen. Helfen denn Bachblüten, Pfefferminztee und Globulis (Phytolacca)? Liebe Grüße
von
tessina
am 17.09.2015, 23:20
Antwort auf:
Angst vor dem Abstillen
Liebe tessina,
Stillen ist eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden.
Und so lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du nicht mehr so oft und viel stillen möchtest, wird dein Kind das spüren.
Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind abstillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit.
Dein Baby spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Babys sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht.
Nimm dir einmal eine ruhige Stunde für dich, in der Du wirklich unbeeinflusst von außen nachdenken kannst und mach dir dabei sogar ruhig eine Liste aller Gründe, die für ein teilweises Abstillen jetzt sprechen und auch welche dagegen sprechen. Überlege dann, welche der Gründe tatsächlich für DICH Bestand haben. Überdenke deine Beziehung zu deinem Kind.
Und ja, es ist normal, wenn dein Kind noch deine Nähe sucht und die Geborgenheit an der Brust vermisst und vehement einfordert!
Wichtig ist, dass Du dir Klarheit verschaffst und dann zu deiner Entscheidung stehst ganz gleich wie diese ausfällt. Wenn Du dir deiner Entscheidung sicher bist, wird es Euch beiden besser gehen. Fällt die Entscheidung von deiner Seite für das Abstillen, dann wird dein Kind fühlen „Jetzt hat Mama keinen Zweifel mehr" und wird sich auch abstillen lassen, sicher nicht ganz ohne Wehmut, aber ohne riesige Verzweiflung. Fällt deine Entscheidung für das Weiterstillen, bedeutet dies keineswegs zwingend, dass dein Kind noch jahrelang gestillt werden will, im Gegenteil: es kann sein, dass dein Baby sich dann sehr bald von selbst abstillt, eben weil es auch dann nicht mehr mit einem Zwiespalt leben muss.
Von Pantley stammt auch die Idee zur Einführung einer stillfreie Zeit. Hier fasse ich dir kurz zusammen, wie es geht:
Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird (sie verstehen es auch dann, wenn wir denken, sie seien noch viel zu klein um zu begreifen, was los ist!), und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei.
Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann.
Natürlich kannst Du ihm während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird.
Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihr wirklich beistehst und sie nicht "strafst" für ihre natürliche Reaktion auf diese Veränderung.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 18.09.2015