Liebe Stillberaterinnen,
ich habe nun 16 schöne Monate meine Tochter gestillt. Davon 5 Monate ,zu beginn, mit Stillhütchen. Wir hatten Höhen und Tiefen doch nun finde ich, ist es genug. Meine Tochter sieht das natürlich anders, was ich gut verstehen kann.
Ich merkte dass ich es gar nicht mehr möchte und genug habe. Seit einigen Monaten schleppte es sich so dahin weil sie es doch so liebt. Sie isst voll am Tisch mit und wollte bis vor 1 Woche noch : Morgens- Vormittags- Mittags - Nachmittags - Abends- Nachts und Zwischendurch an die Brust. Vor einigen Monaten führten wir ein, dass die 'anklopft' bevor sie die Brust bekommt da sie zeitweise mein TShirt einfach hoch riss und sich bediente oder mich öffentlich versuchte auszuziehen. Das klappt auch super.
Nun trinke ich seid 1 Woche Salbeitee wodurch meine Brüste nicht mehr so doll spannen da sie immer viel Milch produziert haben. Jetzt stille ich sie nur noch Mittags, Abends und Nachts.
Doch das sind unsere sensiblen Zeiten.
Dazu kommt dass sie schon immer sehr schlecht schläft. Gestern z.B. wurde sie 12 mal wach und schrie. Als ich sie nur anstillte, da ich die Stilldauer verkürzen wollte, tickte sie total aus obwohl sie ja eigentlich wieder eingeschlafen war. Einen Nuckel nimmt sie nicht mehr seit dem sie 8 Monate alt ist.
Der Schlafentzug seit Monaten zollt auch seinen Tribut, so dass ich sie nicht mehr stillen mag.
Am liebsten würde ich es nun so machen dass ich jetzt Nachts abstillen , dann abends und das Mittags erledigt sich dann durch die Kita. Jedoch ist sie nachts anders als tagsüber. Gebe ich ihr nicht die Brust oder beruhigt Papa sie , wird meine Tochter so wütend dass sie um sich schlägt und schreit.
Wie soll man das nun weiter angehen?
Wir versuchten mal das nächtliche Abstillen nach Gordon was selbst nach 3 Wochen nichts half. Wir kuscheln sie, bieten ihr was zu trinken an aber sie tickt total aus.
Ich weiß nicht weiter.
Vielen Dank im Vorfeld
für Ihre Zeit
von
Fräulein Louf
am 05.08.2016, 14:36
Antwort auf:
Abstillen, welcher Weg passt?
Liebe Fräulein Louf,
es ist unendlich anstrengend, wenn man ein so nähebedürftiges Kind hat.
Diesen Zwiespalt, dass frau einerseits mal wieder Ihren Körper mal gerne wieder für sich haben möchte und dass andererseits das Stillen ja doch noch als etwas Schönes empfunden wird und das Kind es ja auch deutlich noch braucht, erleben viele Mütter nach einer gewissen Zeit. Manchmal ist die Frau einfach stillmüde und für viele von uns ist es sehr ungewohnt zu sehen, wie begeistert und mit wie viel Freude ein Kleinkind stillt.
Die Abhängigkeit zur Mutter besteht immer, gleich ob gestillt oder nicht, nur zeigt sie sich bei einem nicht gestillten Kind nicht so eindeutig und offen. Auch gibt es bei nicht gestillten Kindern Phasen, in denen der Vater nur eine Nebenrolle spielt und die Mutter eindeutig bevorzugt wird.
Stillen ist viel, viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Geborgenheit, sicherer Hafen und ein Weg zur Ruhe zu kommen, wenn die Wellen des Alltags so hoch geschlagen sind, dass das Kind keinen Weg mehr weiß, um mit sich selbst und der Umgebung ins Reine zu kommen.
Ich habe jetzt kein Rezept für dich, wie Du deine Gefühle und die Bedürfnisse deiner Kinder miteinander in Einklang bringen kannst. Ich kann dir nur an Herz legen, in einer stillen Stunde (oder vielleicht eher Minute, bei dir dürfte die Zeit auch eher knapp sein) für dich selbst zunächst einmal eine Bestandsaufnahme zu machen und für dich selbst in Reine kommen, was DU für dich als wichtig und richtig erkennst. Wenn Du es erst einmal geschafft hast, deine eigene Position gründlich zu bestimmen, dann wird es dir auch leichter fallen, zu erkennen, was für dein Kind absolut wichtig ist und wo es vielleicht Einschränkungen verkraften kann.
Bist Du sicher, dass wirklich DU abstillen willst?
Wenn ja, dann ist das okay!
Nimm dir einmal eine ruhige Minute für dich, in der Du wirklich unbeeinflusst von außen nachdenken kannst und mach dir dabei sogar ruhig eine Liste aller Gründe, die für ein Abstillen jetzt sprechen und auch welche dagegen sprechen. Überlege dann, welche der Gründe tatsächlich für DICH Bestand haben.
Das Abstillen wird im Moment noch nicht ohne Tränen klappen und vielleicht ist es für alle leichter, deinem Kind noch eine Schonfrist zu schenken, in ein paar Wochen kann es vielleicht viel leichter klappen.
Wenn Du aber sagst, dass es für dich eine Qual wird, dann stille ab und bleibe konsequent.
So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren.
Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit.
Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht.
Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung.
Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei.
Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann.
Natürlich kannst Du während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird.
Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung.
Deine Kleine wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie er in diesem zarten Alter seinen Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Baby ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass sie sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald sie sich etwas beruhigt hat.
Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es...
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 05.08.2016