Mein Sohn ist nun genau 4 Monate alt und ich habe bis dato voll gestillt. Nun ist es so das mein Sohn einen Reflux hat, dieser wurde per Ultraschall im Krankenhaus festgestellt. Das stillen mochte ich nie besonders, habe es aber meinem Sohn zuliebe gemacht. Mittlerweile bin ich aber total abgenervt, er spuckt eben extrem viel und ununterbrochen und das Stilen stresst mich enorm. Ich möchte nun gern auf anti Reflux Nahrung von hipp umsteigen, habe jetzt 2 Tage hintereinander eine stillmahlzeit am Tag durch eine Flasche mit ar nahrung ersetzt. Siehe da, kein spucken nach dieser Mahlzeit. Nach der nächsten stillmahlzeit wieder Katastrophe. Nun mache ich mir aber doch Gedanken, ob das für meinen Sohn das richtige ist. Ich habe ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen, wenn ich nicht weiterhin stille, denn es ist ja nunmal das beste fürs Baby. Andererseits ist es für ihn auch nicht besonders schön, ständig zu spucken. Besonders abends ist es extrem und er findet nur schlecht in den Schlaf, weil ihm ständig säure hochkommt. Er schreit sehr viel und ich habe oft das Gefühl, das er auch schmerzen oder Sodbrennen hat. Was soll ich denn nun tun???
von
Sidson
am 15.07.2014, 22:52
Antwort auf:
Abstillen und ar Nahrung geben?
Liebe Sidson,
Reflux (gastro-ösophagaler-Reflux) bedeutet, dass der Muskel, der die Magenöffnung schließt und so verhindert, dass die Nahrung wieder zurückfließt, bis sie schließlich vom Magen in den Darm wandert, sich zum falschen Zeitpunkt öffnet. So kommt es dazu, dass die Nahrung zurück in die Speiseröhre gelangt. Beim Erwachsenen wird Reflux oftmals als Sodbrennen erlebt, bei Babys kann er zu Erbrechen, schmerzhaftem Weinen, plötzlichem nächtlichen Aufwachen und sogar zu einer Verweigerung der Nahrung führen.
Das Problem ist also nicht nur, dass diese Kinder sehr oft massiv spucken (und in schlimmen Fällen nicht gedeihen), sondern dass der Rückfluss der Nahrung und damit auch der Magensäure zu Schmerzen und Unwohlsein beim Kind führen kann.
In vielen Fällen wird der Reflux durch eine Unreife verursacht „wächst sich aus". Bis dahin besteht die Therapie darin, die Beschwerden des Kindes zu mildern, bis sein Verdauungssystem reifer ist und die Symptome verschwinden.
Leider wird sehr häufig als Standardtherapie bei Reflux ein Andicken der Milch oder das Abstillen empfohlen, was bei Stillkindern aber mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist und außerdem nicht unbedingt hilft.
Erste Hilfe ist in jedem Fall eine möglichst aufrechte Lagerung des Kindes, so dass die Schwerkraft mit hilft, den Mageninhalt unten zu halten. Besonders direkt nach dem Stillen, kann es hilfreich sein, das Kind einige Zeit aufrecht zu tragen (zum Beispiel im Tragetuch). Häufigere kleine Mahlzeiten können ebenfalls sinnvoll sein. Eine absolut korrekte Stillhaltung und richtiges Saugen des Babys sind sehr wichtig, um nicht noch zusätzliche Probleme zu provozieren, weil das Kind viel Luft schluckt.
Stillen und Muttermilch haben viele Vorteile gegenüber anderer Nahrung bei einem Kind mit Reflux. Stillkinder haben seltener Probleme mit Reflux und der Reflux ist bei ihnen meist nicht so ausgeprägt wie bei nicht gestillten Babys. Das liegt unter anderem daran, dass Muttermilch leicht verdaulich ist und so den Magen zweimal so schnell verlässt wie künstliche Säuglingsnahrung. Die schnellere Magenentleerung ist deshalb von Bedeutung, weil eine längere Verweildauer der Nahrung im Magen, den Reflux verstärken kann (das spricht auch gegen das Andicken). Je weniger lange die Nahrung im Magen verbleibt, umso weniger kann wieder in die Speiseröhre zurückfließen. Außerdem reizt Muttermilch die Speiseröhre weniger als künstliche Säuglingsnahrung.
In seltenen Fällen, wird empfohlen, dass die Mutter ihre eigene Ernährung umstellt und auf bestimmte Nahrungsmittel verzichtet. Diese Empfehlung ist allerdings umstritten.
Helfen Maßnahmen wie höher lagern und kleinere und dafür häufigeres Stillmahlzeiten nicht, so gibt es die Möglichkeit der medikamentösen Behandlung. Hier werden Medikamente eingesetzt, die die Magensäure verringern und die Entleerung des Magens beschleunigen. Als allerletztes Mittel - wenn es zu schwerwiegenden Komplikationen durch den Reflux kommt, kann eine Operation in Frage kommen.
Ich kann dir nur dringend ans Herz legen, dir von einer Stillberaterin vor Ort beim Stillen zuschauen zu lassen, so dass bei Bedarf die Stillposition und Anlegetechnik korrigiert wird und mit deiner Kinderärztin/arzt darüber zu sprechen, welche Möglichkeiten es gibt, deinem Kind zu helfen.
Wenn dein Kind die Refluxmilch gut verträgt und Du so gar nicht mehr stillen magst, ist diese evtl. die Lösung.
Stillen ist eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden.
Dabei gehst Du am besten so vor, dass Du dein Kind zunächst anlegst, aber es sich nicht vollständig satt trinken lässt, sondern anschließend noch die Flasche anbietest. Bei manchen Kinder empfiehlt sich auch die umgekehrte Vorgehensweise, zuerst Flasche anbieten und anschließend noch die Brust, das musst Du ausprobieren.
Allmählich steigerst Du die Menge der Flaschennahrung, bis die Mahlzeit vollständig ersetzt ist. Etwa im Abstand von mindestens einer Woche kannst Du dann mit dem Ersetzen der nächsten Mahlzeit durch künstliche Säuglingsnahrung beginnen. Mit welcher Mahlzeit Du beginnst, bleibt dir überlassen. Nach Möglichkeit solltest Du nicht zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Stillzeiten direkt nacheinander ersetzen.
Falls die Brust dann zu spannen beginnt, pumpst Du gerade so viel Milch ab oder streichst von Hand aus, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Du dich wieder wohl fühlst. Nicht mehr Milch als unbedingt notwendig entleeren, denn sonst wird die Produktion wieder angeregt. Zusätzlich kannst Du die Brust kühlen.
Für das komplette Abstillen solltest Du in etwa sechs bis acht Wochen einrechnen, dieser Zeitraum ist realistisch, wenn Du Probleme mit der Brust vermeiden willst und gibt auch dem Kind Zeit, sich an die Umstellung zu gewöhnen.
Ich hoffe, dir weitergeholfen zu haben.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 16.07.2014