Liebe Expertinnen,
Unser Sohn ist im achten Monat und isst untertags bereits lauter Breimahlzeiten, dh er wird tagsüber nicht mehr gestillt. Ich möchte gerne abstillen, ua da ich ständig Probleme mit Milchstau hatte. Nachts wird er noch einmal kurz gestillt und bekommt einmal ein großes Fläschchen PreMilch.
Im Überblick:
Gegen acht: Obst-Getreide-Brei
Mittags: Gläschen
Nachmittags: Obst-Getreide-Brei, zusätzlich manchmal noch eine kurze Stillmahlzeite (eher selten), oder eine halbe Avocado, Banane o.ä.
Sechs Uhr: Milchbrei
Mitternacht: Stillen (ca fünf Minuten pro Brust)
Ca vier Uhr früh: 180 ml PreMilch
Bekommt er ausreichend Milch? Was passiert wenn ich ihn gar nicht an die Brust lasse, braucht er dann noch eine zweite PreMilch Mahlzeit?
Er ist gesund und eher schlank, gedeiht gut.
Danke für die Hilfe!!!
Liebe Grüße
von
Julihellgruen
am 03.03.2017, 06:52
Antwort auf:
Abstillen und Milchbedarf
Liebe Julihellgruen,
in diesem Alter ist Ihr Kind noch zu jung für alleinige Beikost und Sie sollten schon noch zur Flasche hin abstillen.
Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei.
Dabei gehen Sie am besten so vor, dass Sie Ihr Kind zunächst anlegen, aber es sich nicht vollständig satt trinken lassen, sondern anschließend noch die Flasche oder eine Tasse anbieten. Bei manchen Kinder empfiehlt sich auch die umgekehrte Vorgehensweise, zuerst Flasche anbieten und anschließend noch die Brust, das müssen Sie ausprobieren.
Allmählich steigern Sie die Menge der Flaschennahrung, bis die Mahlzeit vollständig ersetzt ist. Etwa im Abstand von mindestens einer Woche können Sie dann mit dem Ersetzen der nächsten Mahlzeit durch künstliche Säuglingsnahrung beginnen.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 03.03.2017
Antwort auf:
Abstillen und Milchbedarf
Liebe Biggi,
Danke für Ihre Antwort. Unser Sohn nimmt die Flasche problemlos. Wenn er also statt Brei doch noch öfter Milch bekommen soll, können Sie mir noch raten, wann und wie viel?
Um Mitternacht wird er kurz gestillt. Gegen vier/fünf trinkt er 180 ml PreMilch. Soll ich nochmal 180 ml im Laufe des Tages geben? Statt dem Vormittagsbrei? Nachmittags? Was raten Sie?
Danke und viele Grüße!
von
Julihellgruen
am 03.03.2017, 09:25
Antwort auf:
Abstillen und Milchbedarf
Liebe Julihellgruen,
wenn Du Pre-Milch verwendest, kann dein Baby diese nach Bedarf bekommen.
Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung.
Wenn Du dir die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschaust, dann kannst Du sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden.
Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind.
Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
Pre, 1 oder 2 – was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung
von Denise Both, IBCLC
Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten:
• Säuglingsanfangsnahrung
• Folgenahrung
• Antigen Reduzierte Nahrung
Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen.
Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden.
"1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden.
Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch.
Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden.
Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).
von
Biggi Welter
am 03.03.2017