Frage: Abends Stillprobleme

Hallo liebe Stillberaterinnen, heute brauche ich Ihre Hilfe, da ich einfach nicht mehr weiter weiß. Ich stille meinen kleinen 28 Tage alten Sohn voll und völlig nach Bedarf. Am Anfang gab es da schon mit der eigenen Milch im Krankenhaus Schwierigkeiten, so dass mir angeraten wurde ihn zu zu füttern und das nach jeder Mahlzeit. Das waren dann immer nochmal so 50ml die er dann trank. Erst nach Entlassung bekam ich den Milcheinschuss (der leider mit Fieber einherging) und darauf hin musste ich ihn nur noch einmal am Abend zufüttern, wo er dann ganze 80 - 90ml trank. Das hat sich bis heute nicht geändert, obwohl er alle 3-4 Stunden kommt. Nur einmal am Tag schläft er 6 Stunden durch. Als es dann so heiß wurde und er natürlich sogar fast alle 1-2 Stunden kam, ging das mit dem stillen einfacher und ich musste vielleicht alle 4 Tage zufüttern. Jetzt jedoch, will er wieder jeden Abend noch eine Flasche mit 90ml haben, was ich einfach nicht verstehe. Ich lege ihn an, er saugt kräftig und aufeinmal strampelt er, nörgelt und drückt die Brust weg. dann lege ich ihn auf die andere Seite an und nach kurzer Zeit geht das wieder los. Ich wechsel dann immer wieder die Brust, aber nach zwei Stunden fange ich dann auch an zu verzweifeln. Ich dachte erst: Ach, der braucht nur Beruhigung und halt irgendwas zum nuckeln, aber da habe ich mich richtig geirrt. Mein Mann nimmt ihn meistens - er ist immer die Ruhe in Person - legt sich mit ihm aufs Bett und der Kleine liegt dann auf seine Brust oder im Arm. Er redet ganz ruhig auf ihn ein, schuckelt ihn manchmal etwas. Erst wenn der Kleine dann richtig quengelig wird, geben wir ihm den Schnuller und dann zutscht er wie wild darauf rum, dass er schon einen Abdruck im Gesicht davon bekommt. Dann nörgelt er beim zutschen rum bis er ihn natürlich ausspuckt. Wenn wir versuchen das ausspucken zu verhindern in dem wir einen Finger auf den Schnuller legen, dann fängt er wieder wild zu strampeln an und versucht unsere Hand wegzudrücken oder den Kopf weg zu drehen. Wenn das dann passiert lege ich ihn halt erneut an und wenn er dann wieder mich "ablehnt" nehme ich aus purer Verzweiflung seinen Hunger nicht anders stillen zu können diese verdammte Flasche. Aber dem nächsten Hungerfall in der Nacht geht es dann ohne Probleme wieder weiter. Es ist nur Abends das Problem. Ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich falsch mache. Meine Mutter meint die ganze Zeit: Die Milch wird noch kommen, habe geduld" aber bald ist er 4 Wochen alt und ich schaffe es immer noch nicht ohne das zufüttern aus zu kommen. Da denk ich einfach nur, dass ich auf ganzer Linie versagt habe. Woran liegt es denn, dass ich ihm abends nicht reiche? Könnt ihr mir bitte Tips geben? ich bedanke mich im voraus.

von Fineya am 28.07.2016, 17:28



Antwort auf: Abends Stillprobleme

Liebe Fineya, die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Wenn dein Kind sehr aufgedreht ist, ist es prima, wenn dein Mann zeitweise übernimmt und das Baby beruhigt. Dann allerdings solltest Du keine Flasche und keinen Schnuller geben, sondern immer wieder die Brust anbieten. Ich glaube, dass dein Baby saugverwirrt ist und nicht mehr korrekt und effektiv trinken KANN, gerade wenn es am Abend müde ist und den Milchspendereflex mehrmals auslösen muss. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Eine Saugverwirrung lässt sich leider nie ganz ausschließen, auch nicht bei einem älteren Stillkind und auch nicht, wenn es vorher unter Umständen monatelang gut gegangen ist. Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Nun kann ich aber weder dich noch dein Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und dir auch nichts zeigen. Am besten wendest Du dich deshalb einmal an eine Stillberaterin in deiner Nähe und lässt dir beim Stillen zuschauen. Die Kollegin kann dir dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann dir erklären, woran Du erkennst, ob dein Kind korrekt saugt und dir überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 28.07.2016