Frage: (Ab-)Stillen und Beikost

Guten Abend, Mein Sohn ist knapp 8,5 Monate alt. Ich habe 6 Monate voll gestillt und dann langsam mit Beikost begonnen da er vorher keinerlei Interesse an unserem Essen zeigte. Er kann noch nicht krabbeln (4-Füßlerstand übt er gerade ganz gut), kann noch nicht sitzen und hat auch noch keinen einzigen Zahn. Passend dazu stillt er lieber als er Brei isst. Ich hab das Gefühl, er ist einfach noch zu gerne Baby und hat es gar nicht eilig mit der Entwicklung. Er wiegt aber fast 11 kg, ist also recht groß und ausreichend kräftig für sein Alter. Er bekommt inzwischen 4x am Tag Brei angeboten, den er aber nur sehr wechselhaft isst. Mal nur wenige Löffel, mal 60g oder wenn er richtig will auch mal 90g. Mehr eigentlich nicht, auch nicht wenn er Hunger hat. Die Muttermilch nimmt er dafür dann mit Begeisterung an. Ich hab immer nach Bedarf gestillt, meist in einem recht engen Abstand, so grob gesagt ca. 2 Stunden. Kein Wunder dass er so gut im Futter ist... aber so wollte er es halt gerne. Daher wundert es mich nicht, dass er keine riesen Mengen Brei auf einmal isst, er ist es halt gewohnt eher häufig und dafür weniger zu sich zu nehmen. Die Flasche verweigert er übrigens, egal ob Pre oder Muttermilch. Ich möchte aber nicht ewig stillen und irgendwann auch mal reduzieren können. Ich hab aber Sorge, dass er dafür zu wenig Brei isst und vor allem auch zu wenig Wasser trinkt. Er nimmt immer mal ein paar Schlucke aus dem Becher, verschluckt sich aber noch recht häufig und soviel Flüssigkeit kommt dann nicht in ihm an. Trinklernbecher mag er nicht. Ich hab schonmal versucht zu warten, bis er hungriger ist, aber davon hängt es nicht ab ob er mehr oder weniger Brei isst. Er dreht dann beim Brei den Kopf weg, geht dann aber ganz gierig an die Brust. Wie könnte ich es am besten anstellen? Mit Fingerfood hab ich so meine Probleme. Ich hatte ihm Anfangs mal ein Stück Banane angeboten, dabei hat er mehrfach geröchelt, gewürgt und wenig Luft bekommen. Das hat mir einen großen Schreck versetzt. Ich hab einfach große Angst davor, dass er ersticken könnte. Mein Bruder ist als Kind mal fast an einem kleinen Bonbon erstickt, ich war dabei und hab die Bilder noch im Kopf. Irgendwie sitzt das bei mir tief drin und mein Sohn hat zudem noch einen sehr stark ausgeprägten Würgereiz. Sobald etwas stückiger ist, beginnt er zu röcheln und würgen, jedes Mal. Dann bekomme ich Angst. Ich hab es immer mal wieder versucht, aber es ist immer das gleiche. Ich versuch es jetzt mit ihm mit Hirsekringel damit er was üben kann, das geht ganz gut. Die lösen sich ja auch auf. Gibt es da vielleicht noch Tipps für mich? Im Juni geh ich wieder arbeiten, bis dahin muss er tagsüber abgestillt haben...

von FrauStorch am 22.12.2016, 21:30



Antwort auf: (Ab-)Stillen und Beikost

Liebe FrauStorch, im ganzen ersten Jahr sollte Milch die Hauptnahrungsquelle sein und Ihr Baby ist noch zu jung für so viel Beikost. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wenn Sie also abstillen möchten, sollten Sie noch Säuglingsmilch anbieten. Sie könnten anfangs Muttermilch mit Säuglingsmilch mischen und dann immer weiter strecken, das klappt meist ganz gut. Auch muss die Milch nicht mit der Flasche angeboten werden, die Tasse bietet sich in diesem Alter schon gut an. Dabei gehen Sie am besten so vor, dass Sie Ihr Kind zunächst anlegen, aber es sich nicht vollständig satt trinken lassen, sondern anschließend noch die Flasche oder eine Tasse anbieten. Bei manchen Kinder empfiehlt sich auch die umgekehrte Vorgehensweise, zuerst Flasche anbieten und anschließend noch die Brust, das müssen Sie ausprobieren. Allmählich steigern Sie die Menge der Flaschennahrung, bis die Mahlzeit vollständig ersetzt ist. Etwa im Abstand von mindestens einer Woche können Sie dann mit dem Ersetzen der nächsten Mahlzeit durch künstliche Säuglingsnahrung beginnen. Mit welcher MahlzeitSie beginnen, bleibt Ihnen überlassen. Nach Möglichkeit sollten Sie nicht zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Stillzeiten direkt nacheinander ersetzen. Falls die Brust dann zu spannen beginnt, pumpen Sie gerade so viel Milch ab oder streichen von Hand aus, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Sie sich wieder wohl fühlen. Nicht mehr Milch als unbedingt notwendig entleeren, denn sonst wird die Produktion wieder angeregt. Zusätzlich können Sie die Brust kühlen. Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung. Wenn Sie sichdie Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschauen, dann können Sie sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden. Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind. Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden. LLLiebe Grüße Biggi Welter Pre, 1 oder 2 – was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung von Denise Both, IBCLC Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten: • Säuglingsanfangsnahrung • Folgenahrung • Antigen Reduzierte Nahrung Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen. Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden. "1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden. Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch. Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden. Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).

von Biggi Welter am 22.12.2016



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