6 Monate altes Baby wacht alle 2 Std auf

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: 6 Monate altes Baby wacht alle 2 Std auf

Hallo Ich stehe kurz vor der Verzweiflung. Mein Sohn ist 26 Wochen alt und wird seit ca 2 Monaten nachts alle 2 Std wach. Manchmal reicht es sein Händchen zu halten, doch meistens will er an die Brust. Dann trinkt er auch eigentlich immer. Mal dauert es länger mal kürzer. Grundsätzlich ist der kurze Abstand kein Problem da er sowieso eigentlich immer wieder einschläft und ich relativ schnell in den Schlaf finden kann. Seit ca 2 Wochen schläft er aber zusätzlich noch sehr unruhig dazu. Er dreht sich auf die Seite, entspannt dann und der kleine Körper rollt zurück. Dann wieder auf die Seite und das Spiel geht von vorne los. Reibt sich mit den Händchen durchs Gesicht bis er wach ist. Er ist morgens immer fröhlich. Meckert nur etwas beim aufwachen. Er ist auch tagsüber eigentlich immer gut gelaunt. Können Sie mir sagen ob dieses Verhalten "normal" ist? Ich mache mir etwas Sorgen, da ich aus der näheren Umgebung immer höre es sei nicht normal, dass ein Baby in dem Alter so oft aufwacht. Kann ich etwas an der Situation verändern? Vielen Dank für eine Antwort.

von karen120581 am 10.07.2015, 22:58



Antwort auf: 6 Monate altes Baby wacht alle 2 Std auf

Liebe karen120581, es ist sogar total normal ;-). Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder acht Monaten. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. Sehr empfehlenswert ist auch von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 11.07.2015



Antwort auf: 6 Monate altes Baby wacht alle 2 Std auf

Liebe Biggi, Vielen Dank für die tolle Antwort. Das beruhigt ungemein. Vor allem da die letzte Nacht noch anstrengender war (alle 30 Minuten). Ich bin gerädert, mein Sohn quietscht vor Freude. Also bleibt wohl nichts übrig als: Augen zu und durch! Es macht wohl auch keinen Unterschied die Stillabstände von tagsüber alle 2 Std auf alle 4 Std zu ändern? Jacob ist voll gestillt und mag noch keinen Brei essen. Da presst er sein Mündchen zu und guckt ganz erstaunt. Liebe Grüße und nochmals danke für eine Antwort.

von karen120581 am 11.07.2015, 09:21



Antwort auf: 6 Monate altes Baby wacht alle 2 Std auf

Liebe karen120581, wenn Du jetzt tagsüber die Abstände verlängerst, wird dein Kind nicht weniger oft kommen in der Nacht und es gedeiht dann evtl.auch nicht mehr so gut. Kopf hoch, diese anstrengende Zeit geht vorbei, schau, dass Du DIR tagsüber kleine Nischen suchst und auch mal auftanken kannst. Ganz llliebe Grüße und einen schönen Sonntag :-) Biggi

von Biggi Welter am 12.07.2015



Antwort auf: 6 Monate altes Baby wacht alle 2 Std auf

:-D Danke! Dann mache ich ja intuitiv schon einiges richtig. Ebenfalls einen schönen (rest-)Sonntag

von karen120581 am 12.07.2015, 19:06



Antwort auf: 6 Monate altes Baby wacht alle 2 Std auf

Liebe karen120581, das hatten wir vom 5. Monat ab bis zu 1,5 Jahren ungefähr auch. Ich war anfangs auch sehr gerädert und habe dann mich mittags mit dem Kind hingelegt und etwas geschlafen oder gelesen und ausgeruht. In der Nacht wurde das Trinken über die Zeit immer kürzer und routinierter, d. h., sie trank nicht mehr 5-10 Minuten, sondern nur noch 1-3 (gefühlt, vielleicht bin ich auch einfach wieder eingeschlafen), und mich hat es immer weniger gerädert. Oft bin ich schon aufgewacht, kurz bevor sie meckerte, und hab mich schon praktisch hingelegt. Und dann fing es LANGSAM an, "besser" zu werden (es hat mich ja nicht gestört), d. h. alle paar Wochen mal eine Nacht mit 3-4 Stunden Abstand, dann jede Woche eine Nacht, etc.... Jetzt, fast 2 Jahre alt, haben wir schon jede Nacht 1-3 Phasen, wo sie 3-4 Stunden durchschläft. :) Bei vielen anderen geht es schneller! Aber schau einfach, dass Du auch genug Ruhe bekommst, und es Dir gut geht. Alles Liebe!

von Leijana am 14.07.2015, 23:33