Lieber Dr. Bluni,
wie notwendig ist die Gabe von Vitamin K bei Neugeborenen? Ich bin etwas erschrocken, als ich vom Zusammenhang von VitK-Spritzen und Leukaemie gelesen haben. Sind den Tropfen besser als eine Injektion? Ist es ueberhaupt notwendig?
Auch bezueglich der Augentropfen, die dem Neugeborenen gegeben werden sollen bin ich mir etwas unsicher. Wenn ich mir sicher bin, keine STDs zu haben, muss mein Baby denn welche erhalten? Oder was sollen diese Augentropfen genau bewirken?
Vielen herzlichen Dank!
surival
von
surival
am 30.07.2011, 07:41
Antwort auf:
Vitamin K und Augentropfen
Hallo,
1.es gibt die seltene Erkrankung der Vitamin-K-Mangel-Blutungen, die in etwa 1 von 10.000 Babys vorkommt. In etwa der Hälfte der Babys, die an diesem Blutungsproblem nach der ersten Woche des Lebens leiden, kann eine Vielzahl versterben oder können signifikante Gehirn-Schäden durch die Krankheit wegen einer Blutung in das Gehirn erleiden.
Es tritt fast ausschließlich bei gestillten Säuglingen auf und ist fast vollständig vermeidbar, indem zusätzliche Einnahme von Vitamin K nach der Geburt veranlasst wird.
Es gab vor mehr als 10 Jahren wohl Berichte – ein kausaler Zusammenhang wurde meines Wissens nie bewiesen – über Leukämien bei Kindern nach Verabreichung von Vitamin K als Spritze.
Aus diesem Grund wurde die Vitamin K-Gabe in Deutschland schon seinerzeit auf die Verabreichung in Tropfenform umgestellt. Diese Maßnahme ist ärztlich absolut zu empfehlen.
2. Die Credesche Augenprophylaxe mit Silbernitrattropfen war seinerzeit dazu gedacht, eventuell sich von der Mutter auf das Kind übertragene Keime wie die Chlamydien und Gonokokken ("Tripper") abzutöten.
Jedoch ist die gesetzliche Vorschrift zur Durchführung der Credéschen Prophylaxe mit Silbernitrat (1 %) zu mittlerweile aufgehoben, so dass sie nur im Einverständnis mit den Eltern vorgenommen werden darf.
Stimmen Sie sich dazu am besten mit der Entbindungsklinik und den Kinderärzten ab.
Liebe Grüße
VB
Quelle
Puckett RM, Offringa M. Prophylactic vitamin K for vitamin K deficiency bleeding in neonates. Cochrane Database of Systematic Reviews 2000, Issue 4. Art. No.: CD002776. DOI: 10.1002/14651858.CD002776
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 30.07.2011
Antwort auf:
Vitamin K und Augentropfen
Hallo,
meine Ärztin riet mir dazu Folgendes: Die Augentropfen darf man getrost weglassen, denn das Silbernitrat tut gemein weh und löst manchmal eine schlimme Bindehautentzündung beim Baby aus. Silbernitrat ist nur dann angesagt, wenn eine Frau "Tripper" (Gonorrhoe, eine Geschlechtskrankheit) hat. Vor diesen Keimen müssen die Babys geschützt werden, weil sie auch die Augen befallen können. Wenn Du Tripper hättest, wüsstest Du das aber, es macht starke Symptome.
Die Vit. K-Tropfen sind dagegen wichtig, weil ein Mangel an Vit. K zu Blutgerinnseln im Gehirn führen kann, und die können naturgemäß sehr schlimm enden.
Ich selbst habe dann bei der Aufname auf der Entbindungsstation jedesmal gesagt, dass ich die Silbernitrattropfen NICHT möchte. Dies wird notiert und befolgt. Die Klinikärztin und die Hebamme waren übrigens ganz meiner Meinung, sie finden auch, dass man die Tropfen nicht ohne Grund geben sollte. Viele Frauen entscheiden sich heute dagegen, das ist in der Klinik akzeptiert und alltäglich.
LG
von
Hexhex
am 30.07.2011, 12:07
Antwort auf:
Vitamin K und Augentropfen
Vielen Dank fuer diese Frage (und die Antworten). Das war sehr interessant zu wissen!
von
DasDickerchen
am 31.07.2011, 19:52