Guten Morgen Herr Bluni,
ich bin in der 13. SSW. Leider leide ich seit 14 Tagen an immensen Rückenschmerzen, die vom Po in die Wade ziehen. Bewegung ist okay, tut sogar gut, ganz schlimm ist Liegen!!! Ein Bandscheibenvorfall konnte von Hausärtzin und Osteopathin zu 95% ausgeschlossen werden. Trotzdem komme ich kaum zum Schlafen vor Schmerzen und habe noch 3 kleine Kinder zuhause, die keine Rücksicht nehmen können.
Daher die Frage: darf ich Paracetamol 500 nehmen, um wenigstens mal eine Nacht länger als 2-3 Stunden schlafen zu können? Oder ein anderes Schmerzmittel? Und wie oft und in welcher Dosierung?
Ich wäre für Ihre Meinung SEHR dankbar!...und wünsche Ihnen und allen hier einen guten Schlaf!
Irene Stummer
Mitglied inaktiv - 22.04.2011, 04:23
Antwort auf:
Rückenschmerzen und Paracetamol
Liebe Irene,
Sofern Ihre Frauenärztin/Frauenarzt hier die Ursache eindeutig im Rücken sieht, kann ich zu diesen Beschwerden folgendes sagen:
durch das Wachstum der Gebärmutter und die sich verändernde Anatomie des kleinen Beckens können Rückenbeschwerden in der Schwangerschaft begünstigt werden.
Gleichzeitig bewirkt die hormonelle Veränderung eine Auflockerung des Bandapparates im Bereich des Beckens und der Wirbelsäule. Darüber hinaus führt und das Wachstum des Bauches zu einer zunehmenden Verlagerung des Schwerpunktes nach vorne, mit daraus resultierender Hohlkreuzbildung und entsprechenden Beschwerden.
Die Rückenbeschwerden können sich bessern, wenn Sie langes Stehen meiden und auf eine gerade Sitzhaltung achten.
Auch eine nicht zu hohe Gewichtszunahme in der Schwangerschaft kann Muskeln und Gelenke schonen.
Besonders empfehlenswert in dieser Situation ist das Schwimmen als körpergewichtsentlastende Sportart. Dieses stärkt die Rückenmuskulatur und beugt damit nicht nur eventuellen Beschwerden vor, sondern lindert sie auch. Darüber hinaus kann ein gelegentliches Entspannungsbad eine deutlich entkrampfende Wirkung entfalten.
Therapeutisch stehen neben der Massage und Fangopackungen auch die krankengymnastischen Übungen zur Auswahl.
Zum Einsatz können unterstützend entkrampfende Medikamente eingesetzt werden. Ihr behandelnder Arzt kann mit einer schmerzstillenden und entzündungshemmenden Injektion Abhilfe leisten. Aber auch mit Verabreichung von B-Vitaminen oder mit schmerzstillenden Medikamenten kann Linderung herbeigeführt werden, wenn z.B. der Ischiasnerv betroffen ist. Dieses kann durch lokale Einreibungen, z.B. mit Johanniskrautöl, Kamillenöl oder Olivenöl im Lendenwirbel-Bereich abgerundet werden.
Schmerzmittel der Wahl ist Paracetamol, das über die gesamte Schwangerschaft angewendet werden darf. Im zweiten Schwangerschaftsdrittel sind auch ASS, Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen zulässig. Im ersten Schwangerschaftsdrittel sind sie nur als Mittel der 2. Wahl zur gelegentlichen Anwendung, z. B. bei Versagen von Paracetamol, vertretbar.
Im letzten Schwangerschaftsdrittel sollten Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des kindlichen Kreislaufs im Herzen (Ductus botalli) nicht eingesetzt werden.
Im letzten Schwangerschaftsdrittel sollte die ASS-Gabe (bei hoher Dosierung) wegen des möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus botalli zurückhaltend durchgeführt werden. Darüber hinaus muss eine ASS-Therapie spätestens mit Abschluss der 37.SSW beendet werden, um Blutungskomplikationen unter der Geburt zu vermeiden (Gynäkologe: 2009, 42:219)
Tipps zur Entlastung des Rückens sind
•das Meiden von gebeugten Körperhaltungen (beim Sitzen oder beim Stehen)
•Vermeiden Sie das Heben schwererer Gegenstände und gehen Sie beim Heben mit geradem Rücken in die Knie
•Achten Sie bei den Schuhen auf weiche Sohlen und niedrige Absätze
•Zum Schlafen können eine Gesundheitsmatratze und ein flaches Kissen sehr hilfreich sein
•Beginnen Sie den Morgen nach dem Aufwachen mit einem Strecken und Lockerungsübungen neben dem Bett
•Daheim und am Arbeitsplatz sollten Sie hier einen Stuhl haben, der den orthopädischen Anforderungen entspricht
•Schwimmen und insbesondere Rückenschwimmen, wie auch Gymnastik stärkt die Rückenmuskulatur und entlastet den Rücken
VB
Quellen:
Briggs GG, Freeman RK, Yaffe SJ. Drugs in pregnancy and lactation. Philadelphia: Lippincott: Williams & Wilkins 2005.
Ericson A, Kallen BA. Nonsteroidal anti-inflammatory drugs in early pregnancy. Reprod Toxicol 2001;15: 371–375.
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 22.04.2011
Antwort auf:
Rückenschmerzen und Paracetamol
Vielleicht kann ich helfen, schau mal hier:
http://www.rund-ums-baby.de/med_schwangerschaft/beitrag.htm?id=6697&suche=paracetamol&seite=1#start
Wünsche Dir gute Besserung und eine schöne Schwangerschaft! :-)
Viele Grüße
Nina
Mitglied inaktiv - 22.04.2011, 04:33
Antwort auf:
Rückenschmerzen und Paracetamol
Vielen, vielen Dank!!!
Irene
Mitglied inaktiv - 23.04.2011, 04:48