Ist die Schwangerschaft evtl. durch meine Schuld zu Ende?

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Ist die Schwangerschaft evtl. durch meine Schuld zu Ende?

Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, Ich schreibe Ihnen in einer etwas heiklen Sache. Ich hatte am frühen Morgen des 19.6. ungeschützten GV (10. Zyklustag, kurz vor dem ES, mein Zyklus ist nur 24 Tage lang). Weil die Begleitumstände sehr schwierig habe ich in der Panik am Abend eine PD (Ellaone) genommen und diese aber nach 40 Min wieder erbrochen, weil mein Kopf endlich klar war. Ich hoffte nun, dass die Tablette keine Auswirkung hat. 3 Tage nach dem GV war ich beim Ultraschall und mir würde gesagt, dass ein Eisprung stattgefunden hat. Nochmals 4 Tage später hatte ich eine ganz leichte hellrosa Blutung. Nur ein paar Tropfen. Ich deutete dies als Einnistungsblutung. Ab ca. ES+7 hatte ich deutliche Veränderungen wahrgenommen. Hauptsächlich ein Stechen und Ziehen im Unterleib, das ich sonst nicht habe. Oft über Stunden. Manchmal hat es sich angefühlt wie wenn gleich die Periode kommt. Und es war keine Einbildung. Ein Bluttest bei ES+8 war negativ, aber auch viel zu früh. Ein Urintest bei ES+11 war positiv. (Femtest Frühtest). Hatte 2 von dieser Marke gemacht, morgens und abends. Dann gestern Eine Blutung, nicht so stark wie die Periode aber dennoch sehr beunruhigend. Auch die Brust hat aufgehört zu spannen. Ich werde nochmals zum FA gehen und nachschauen lassen. Mir wurde von der Apotheke und einem Arzt gesagt, dass die Pille danach (Ellaone) nur den Eisprung verschiebt/verhindert. Dass sie keine Wirkung mehr hat, wenn sie am Eisprung oder danach genommen wird. So steht es auch ausdrücklich im Beipackzettel. Welche Irreführung! Jetzt habe ich die Information erhalten, dass auch die Einnistung in der Gebärmutter verhindert wird und die Frucht dann abstirbt. Eine eindeutig frühabtreibende Wirkung, die ich niemals wollte. Es heißt, die Ellaone sei eine Weiterentwicklung des Wirkstoffs (Mifepriston) der Abtreibungspille. Wenn meine beginnende Schwangerschaft nun beendet sein sollte, kann das doch noch auf die Wirkung der Ellaone zurückzuführen sein. Ich mache mir große Vorwürfe, dass auch die kleinere Menge Ulipristal bewirkt hat, dass es zu keiner haltbaren Einnistung gekommen ist. Einnistungsblutung hin oder her. Ab dem Zeitpunkt einer Befruchtung der Eizelle würde ich niemals in den Prozess eingreifen. Jetzt fürchte ich, dass es doch so war. Ich mache mir große Vorwürfe deswegen, eine gewünschte Schwangerschaft ge- bzw. Zerstört zu haben. Ich bin dankbar für Ihre Meinung als Fachmann, Vielen Dank Marisal

von Marisal am 05.07.2015, 10:23



Antwort auf: Ist die Schwangerschaft evtl. durch meine Schuld zu Ende?

Hallo, meines Erachtens lässt sich diese Frage so nicht ohne weiteres beantworten. Dann ist es sicher gar nicht zu klären, ob die relativ zeitnah wieder erbrochene Tablette überhaupt irgend eine Wirkung hatte. Des Weiteren kann es immer mal eine biochemische Schwangerschaft geben, bei der der Test nur wenige Tage positiv ist und anschließend nicht mehr. Insofern denke ich, dass sie sich zu der abgelaufenen Situation im Anschluss an den Verkehr keine zu großen Gedanken machen sollten. Es ist richtig, dass Ulipristalazetat, der Wirkstofft der genannten Postkoitalpille im Vergleich zu Levonorgestrel (der Wirkstoff, der in der anderen zur Verfügung stehenden Postkoitalpille enthalten ist) offensichtlich nicht nur den Eisprung verzögert oder verhindert und die Follikelreifung hemmt, sondern nach den dazu vorliegenden Daten wohl auch einen Effekt auf die Gebärmutterschleimhaut hat, sodass gegebenenfalls auch eine Störung der Einnistung der befruchteten Eizelle als weiterer Wirkmechanismus in Betracht kommen könnte. Herzliche Grüße VB Quellen Afaxys: US-amerikanische Produktinformation ELLA, Stand Aug. 2014 (http://www.a-turl.de/?k=rohb) MOZZANEGA, B. et al.: Reprod. Sci. 2014; 21: 678-85

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 05.07.2015