Sehr geehrter Dr. Bluni,
Ich habe mich das letzte Mal in der 21.ssw auf CMV testen lassen.(negativ) Dann hieß es immer von der Hebamme, das müsste man nicht mehr testen in der fortgeschrittenen Schwangerschaft. Wenn ich mir aber so die Empfehlungen anschaue, stimmt das leider nicht. Es bricht deswegen ja förmlich Panik unter Müttern aus. Auf der anderen Seite kenne ich aber mehr Mütter, die noch nie davon gehört haben. Um mich nicht von meiner zweijährigen Tochter ganz zu isolieren, habe ich hier die Grundregeln für die Vermeidung von CMV nicht so eng gesehen. Ich weiß, dass ich ein theoretisches Risiko habe mich zwischenzeitlich angesteckt zu haben. Würden sie empfehlen mich nochmal, jetzt in der 39.ssw, testen zu lassen, oder ist es jetz eh zu spät. Ungefährliche Medikamente für Neugeborene gibt es ja nicht wirklich.
Danke schon mal und viele Grüße,
KB82
von
KB82
am 03.02.2016, 10:51
Antwort auf:
CMV
Hallo,
1. ausgehen dürfen Sie zunächst einmal von folgendem: es gibt im Jahr 2016 und danach keine oder so gut wie keine objektiven Informationen mehr im Internet. Und schon gar nicht über die typischen Suchmaschinen. Bedingt durch zu viele Interessen ist es für den Laien praktisch so gut wie unmöglich geworden, hier seriöse Informationen von gezielten Informationen oder manipulierten Informationen zu unterscheiden.
Und vor dem Hintergrund der finanziellen Bedeutung des Gesundheitsmarktes ist es in diesem Bereich umso bedeutender anzutreffen.
2. dass nicht nur bei Cytomegalie gerade in Deutschland eine regelrechte Hysterie vorherrscht, liegt eben nicht zuletzt auch an dem Medium Internet.
3. es ist nicht meine Intention, die Bedeutung einer frischen Infektion in der Frühschwangerschaft zu vernachlässigen. Jedoch kommt diese glücklicherweise insgesamt nur sehr selten vor. In der eigenen Praxis habe ich diese in elf Jahren kein einziges Mal erlebt.
4. aus sehr guten Gründen gibt es weder in Deutschland noch in einem anderen Land dieser Welt eine Empfehlung einer Fachgesellschaft, eine solche Untersuchung auf die Immunitätslage durchzuführen. Insofern sind der Frauenärztin/Frauenarzt auch überhaupt keine Vorwürfe zu machen.
5. eine mögliche Ausnahme sind Frauen, mit engem beruflichen oder privaten Kontakt mit Kleinkindern im Alter von 2-3 Jahren.
Aber auch hier wird bei fehlender Immunität primär das empfohlen, was Sie in unserer Stichwortsuche unter dem Stichwort Cytomegalie nachlesen können.
Eine mehrfache Wiederholung des Testes ohne klinischen Verdacht auf eine Infektion wird auch hier normalerweise nicht empfohlen.
6. natürlich spricht überhaupt nichts dagegen, davon abweichend mit der Frauenärztin/Frauenarzt ein individuelles Vorgehen abzustimmen.
Herzliche Grüße
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 03.02.2016
Antwort auf:
CMV
Und wie kann es sein, dass die Aufklärung beim Arzt über CMV so schlecht ist und auch die Titerbestimmung so selten angeboten wird. So wie ich das lese (Robert Koch Institut, Deutsches Grünes Kreuz) ist die Wahrscheinlichkeit hoch und der Schaden immens? Der Schaden bei Röteln, Chlamydien, Hepatits, usw., Leistungen die bezahlt werden und standardmäßig durchgeführt werden, ist doch mind. genau so hoch. Kann man somit unterstellen, dass CMV doch seltener aufs Kind übergeht und es sich eher um theoretische Fälle handelt?
von
KB82
am 03.02.2016, 11:15