Wie kann ich es mit etwas leichter machen?

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Wie kann ich es mit etwas leichter machen?

Hallo Frau Bentz, Ich habe zwar kein Schreibaby, aber ich schätze Ihren Rat immer sehr und hoffe, Sie können mir Tipps geben. Mein Sohn, 24 Wochen alt, will ausschließlich getragen werden. Ich lege ihn ab, das geht mit Glück für einige Minuten, mit Bespaßung auch ein wenig länger, aber dann will er wieder auf den Arm. Er macht ein Riesentheater.... Ich trage ihn mittlerweile im Tuch 8-13 Stunden am Tag!!! Ich mache den gesamten Haushalt mit einer Hand. Jetzt hat er mittlerweile seit 15.4. nachts auch die Marotte, dass er 5 mal aufwacht und an die Brust will (wirklich Hunger hat er aber nicht, er trinkt ein bisschen und nuckelt dann nur noch) Es ist so schwierig :-((. Er zahnt, entwickelt sich rasend schnell, aber irgendwann muss das doch wieder vorbei sein???? Ich sehe schon richtig dünn im Gesicht aus..... Er hat ansonsten einen super rhytmus, was schlafen anbelangt, immer die gleichen Zeiten (08:00-09:00 und 12:30, ggf nachmittags wenn es klappt und zwischen 17 und 20:00 Bett, wach 05:00) Er schläft mit mir im Ehebett und ich stille voll. Er ist ein ganz schön propperes Kerlchen und mir tut einfach alles weh:-(. Ich kann mich wirklich auch nie ausruhen, habe noch eine Tochter, die viel pflegeleichter war, daher koche ich jeden Tag und oft wird er auch leider aus seinem Schlaf gerissen oder es klappt nachmittags nicht, aber ich kann das nicht ändern :-( er ist nunmal nicht mein einiges Kind... Mein Mann kommt mit so tollen Tipps wie "lass ihn doch schreien" und ich sei eine Helikopter Mama. Schwiegermama sagt, ich habe ihn verwöhnt. Das geht mir alles so auf die Nerven!!!!!! Wenn ich meine große Tochter sehe, kann ich nicht so viel verkehrt gemacht haben, sie ist ein traumhaft liebes und einfach in jeder Hinsicht tolles Kind....!!! Und ich "erziehe" beide mit der gleichen Liebe und Trost... Nichts desto trotz.... Mein eigenes soziales Leben ist komplett kaputt, schlaf und Pausen gleich null.. Und so kann es nicht weitergehen :-(( Haben Sie nicht ein paar Tipps und Hilfen?? Habe einen rhytmus, Rituale, er entwickelt sich überdurchschnittlich gut, pezziball und Tragetuch sind meine besten Freunde, ich lege ihn immer mal wieder hin, damit er sich dran gewöhnt (am längsten hält er in seinem Bettchen unter dem mobile aus, geschlafen hat er da aber noch nie, da Ehebett) Er greift auch leider nach allem, ich kann kaum noch was machen mit ihm im Tuch geschweige denn, selbst essen :-(

von Irimama am 09.06.2016, 03:25


Antwort auf: Wie kann ich es mit etwas leichter machen?

Liebe Irimama! es tut mir sehr leid, dass Sie nun mit Ihrem zweiten Kind einen so schwierigen Alltag mit schlimmen Nächten haben. Sie sagen Ihr Kind sei kein richtiges Schreibaby. Doch was passiert, wenn Sie Ihr Kind nicht permanent am Leib tragen und alle Stunde nachts stillen? Vermutlich würde es schreien und zwar viel und vielleicht auch in den Dimensionen, in dem man von einem Schreibaby sprechen könnte. Ich sage dies nicht, um Ihnen Angst einzujagen, sondern um deutlich zu machen, dass es m.E. sinnvoll wäre, dies einmal genauer abklären zu lassen. Liegt eine -wie es korrekterweise eigentlich heißt - Regulationsstörung vor, so handelt es sich um ein behandlungsbedürftiges Problem. Dass es zu so einem Problem kommt, bedeutet nicht, dass Sie eine schlechte oder unfähige Mutter sind. Insofern ist es auch richtig, dass Sie sich von oberflächlichen Ratschlägen distanzieren. Diese sind zwar meist selbst ein Zeichen von Hilflosigkeit, doch bieten Sie eben keine echte Hilfe. Manchmal ist es ratsam, offensiv zu reagieren und genau das zum Ausdruck zu bringen, ganz nach dem Motto "nichtbloß reden, sondern anpacken!". Formulieren Sie dabei ruhig und konkret, wie man Sie wirklich unterstützen kann ("Wenn du mir wirklich helfen möchtest, fänd ich es toll, wenn du mir einmal pro Woche den Einkauf / das Kind / das Kochen etc. abnehmen könntest.) Natürlich verweisen Sie auch zu Recht darauf, dass Sie ja als Mutter nicht so viel falsch machen könnten, sonst wäre Ihre Tochter ja nicht so "pflegeleicht." Doch es geht hier auch nicht um Schuld! Weder bei Ihnen noch bei Ihrem Sohn! Kinder sind unterschiedlich und Situationen auch. Dass, was bei einem Kind funktioniert hat, kann für das zweite hinderlich sein, dass was mit einem Kind noch problemlos ging, lässt sich bei zweien nicht mehr darstellen usw. usw. D.h. Sie können das Richtige tun und trotzdem in eine Sackgasse geraten, weil es für einen von Ihnen beiden eben nicht passt. So mag es sein, dass Ihr Sohn ein anderes Vorgehen erfordert, weil es schlicht nicht möglich ist, das auf die Dauer durchzuhalten. Falsch wäre Tragen und Stillen nach Bedarf dann trotzdem nicht, es würde eben nur nicht funktionieren. Hier heißt es dann Alternativen zu entwickeln, die eine größtmögliche Schnittstelle zwischen Ihren Bedürfnissen und den Ihres Kindes bieten. Fehlt die Idee für so eine Alterative, kann sich zwangsläufig nichts ändern. In diesem Forum erhalten Sie sicher viele Anregungen die - um diese Furcht vorwegzunehmen - eben nicht "Schreienlassen" bedeuten. Problematisch für eine erfolgreiche Umsetzung sind dabei häufig 2 Dinge: 1) Änderungen bedeuten immer auch ein Verlassen des Gewohnten, was zunächst eben mit mehr Unsicherheit und Anstrengungen verbunden ist. Das macht es uns ja auch gerade so schwer, selbst Dinge, von denen wir wissen, dass es so nicht laufen kann, zu ändern. Sie wissen, dass Ihr Kleiner im Tragetuch ruhig ist, sich nachts an der Brust beruhigt. Eltern von so unruhigeren Kindern wie Ihrem Sohn sind erschöpft und mürbe, da fällt es zwangsläufig schwer, Alternativen zu entwickeln. Irgendwann ist das ganze System so überreizt, dass selbst kleinste Unmutsäußerungen Panik und sofortige "Ruhigstellversuche" auslösen, was das Problem weiter verschärft. Man muss also die Kraft für Änderungen haben. 2) Man muss sich selbst erlauben / zugestehen, etwas zu ändern. An Ihren Schilderungen wird deutlich, dass Sie sich sehr, sehr stark für Ihre Kinder "aufopfern" und den Wunsch, es sich etwas leichter machen zu können, fast entschuldigend formulieren. Dabei ist es nicht nur in Ihrem Sinne, sondern im Interesse der ganzen Familie, dass Sie nicht ausbrennen! Hier kommen wir dann häufig an einen Punkt, an dem eigene Kindheitserfahrungen, eigene Erziehungsideale und das Selbstkonzept zum Tragen kommen,. Hab ich z.B. implizit die Ansicht, dass eine gute Mutter sich aufopfern müsse, fallen mir vielleicht immer gute Gründe an, warum es keine Alternativen dazu gibt. Mütter sagen mir dann oft Dinge wie " Ich muss es ja so machen. Es geht ja nicht anders." Oder man möchte es vielleicht ganz anders als die eigenen Eltern machen und sieht Schreien als Versagen an oder, oder, oder. Ein Blick auf die eigenen Psyche ist daher oft lohnenswert- denn es gibt immer gute Gründe, warum wir uns so verhalten und warum etwas so ist, wie es ist. Was ich damit sagen will: Es würde Ihnen wenig nutzen, wenn ich Ihnen nun das Übliche sagen würde, wie Stillabstände sanft verlängern, begleitetes Weinen, Rhythmus etc. Selbst der allerbeste Tipp klappt nicht, wenn man die Voraussetzungen für Änderungen nicht berücksichtigt. Ich würde Ihnen daher raten, sich bei diesen ausgeprägten Schwierigkeiten schnell Hilfe vor Ort zu holen und sich bei der Lösung begleiten zu lassen. Sich Hilfe zu holen, ist daher auch kein Eingeständnis von Versagen oder Unvermögen - im Gegenteil! Sie sollten sich daher von möglichen kritischen Kommentaren nicht weiter verunsichern lassen. Sie müssen diese Situation nicht aushalten, erst recht nicht ohne Unterstützung! Also haben Sie den Mut und erarbeiten Sie mit professioneller Unterstützung eine Lösung die zu Ihnen und Ihrem Kind passt! Dafür drücke ich die Daumen! Herzlichst Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 13.06.2016


Antwort auf: Wie kann ich es mit etwas leichter machen?

Nachtrag: Begrenzung im Bett erfährt er schon, ohne geht es nicht, pucken bis vor kurzem auch(geht jetzt nicht mehr) Heute Nacht wieder die Hölle, schlafe keine 44 min am Stück :...-( beruhigen geht nur tragen und Brust :-(( Ich bin so fertig!!!!!!!! Hiiiiiiiliiilfe!!!!!!!!

von Irimama am 09.06.2016, 03:48


Antwort auf: Wie kann ich es mit etwas leichter machen?

Ich schließe mich dieser Frage mal an, weil mein Sohn (*24.5.) neuerdings auch nur noch mit Körperkontakt ein- und durchschläft. Habe ihn jetzt im Tragetuch. Aber nach 1 Std bekomme ich Rückenlehne und meine Gebärmutter und die Kaiserschnittnarbe tut dann weh

von MeineGüte am 11.06.2016, 11:15