Was mache ich falsch

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Was mache ich falsch

Guten Tag Frau Dr. Bentz, in letzter zeit stelle ich mir immer öfter die Frage ob ich etwas im Umgang mit meinem 5 Wochen alten Sohn falsch mache. Nachts schläft er gut - meist 5-7 Stunden durchgehend. Nur Tagsüber ist er ständig am nörgeln/schreien wenn er nicht alle 30 Minuten bis höchstens 1,5 Stunden gestillt wird. Wobei ich oft denke dass er bei vielen Stilleinheiten gar nicht oder kaum trinkt sondern nur nuckelt. Schnuller nimmt er leider nicht. Schlafen tut er tagsüber auch nur sehr selten und dann sehr kurz - 15 minuten bis höchstens 1 Stunde. Mein Mann wirft mir vor dass ich unserem Sohn zu oft und zu schnell den "Busen" anbiete und ihn daher dazu "erzogen" habe ständig danach zu verlangen und sich nur so zu beruhigen. Wenn er schreit bzw nörgelt und er eine frische Windel hat und auch durch das rumtragen nicht beruhigt wird - dann stille ich ihn natürlich weil ich weiß dass er sich dann beruhigt. Ich will ihn doch auch nicht zu lange schreien lassen. Ist dass falsch? Wie könnte ich das ändern? Ist er vielleicht unter oder überfordert dass er tagsüber so oft unruhig ist? Wie könnte ich das feststellen? Und noch eine Frage habe ich: ich trage ihn manchmal in einer Tragehilfe weil ihn dass auch ab und zu beruhigt - mein Mann möchte das nicht weil er meint so gewöhne ich ihn an die Tragehilfe und unser Sohn wird dann den Kinderwagen ablehnen. Stimmt das? Ist das möglich? Darüberhinaus meint mein Mann ich hätte unseren Sohn schon verzogen weil ich ihn auch öfter auf dem Arm hin und her trage wenn er nörgelt oder weint. Aber wieso sollte ich das nicht tun wenn es ihn beruhigt? was ist die Alternative - ihn schreien zu lassen? Kann man ein so kleines Baby denn schon verziehen? Ich würde mich über Ihre Einschätzung der Situation und Tipps sehr freuen. Vielen lieben Dank!

von Sternschnuppe1979 am 18.04.2016, 14:16


Antwort auf: Was mache ich falsch

Liebe Strenschnuppe1976! Was machen Sie falsch? Zunächst einmal und an vorderster Stelle, dass Sie diese Frage stellen! Wann haben Sie sich denn das letzte Mal gefragt, was Sie alles richtig machen? Oder wann sind Sie das letzte Mal stolz auf sich und Ihre Leistung als Mutter gewesen? Es ist natürlich verständlich, wenn etwas nicht schwierig ist, zunächst nach Defiziten, Fehlern oder Schuld zu gucken. Bis zu einem gewissen Maß ist ein kritischer Blick und kritische Seöbstreflexion ja auch notwendig, um seine Konfortzone zu verlassen, zu lernen und damit seinen Handlungsspielraum zu erweitern und Lösungen herbeizuführen. Doch ein Zerfleischen - egal ob sich selbst oder den Partner- wird nichts verbessern. Im Gegenteil! Mir scheint es, als ob bei Ihnen momenten sehr viel Zeit und Energie in Diskussionen über den richtigen Umgang mit Ihren Kind und der damit verbundenen Schuldfrage investiert wird. Zeit und Energie, die dann im ohnehin anstregenden Alltag mit einem Baby fehlt. Was also können Sie (beide) tun: Zunächst einmal sollte Ihnen bewusst werden, dass jeder in seiner neuen Elternrolle anders ist, andere Erfahrungen aus seiner Kindheit und andere Vorstellungen über Erziehung und den Familienalltag mitbringt. Das beinhaltet den ein oder anderen Konflikt, besonders wenn die Nächte kurz sind und eben alles noch sehr neu. Der Alltag mit einen Baby kann sehr hart sein. Dennoch sollten Sie sich nicht in Diskusiionen über den richtigen Weg verlieren, das reibt Sie nur auf! Was Sie lernen sollten ist Toleranz: Sie können und müssen nicht immer einer Meinung sein und alles gleich machen. Viele Eltern denken, man müsste eine Linie in der Erziehung fahren. Doch das ist Utopie! Kinder können schon früh zwischen Bezuspersonen unterscheiden und es schadet nicht (im Gegenteil!), wenn Mama Dinge anders macht als Papa u.u. - solange einige Grundregeln von allen eingehalten werden und ein "Nein" egela von welcher Seite nicht durch ein "Ja" von der anderen Seite aufgehoben wird. Sprich Kinder sollten Ihre Eltern nicht ausspielen können. Wenn Sie nun aber Ihr Kind gern tragen und Ihr Mann nicht, gibt es im Grunde keinen Konflikt - es sei denn man diskutiert die Frage unter dem Aspekt "richtig" und "falsch". In der Erziehung gibt es aber bis auf wenige Ausnahmen kaum eindeutig Schwarz oder Weiß. Am besten kommt man als Paar klar, wenn jeder seine Stärken nutzt und Toleranz für die unterschiedliche Herangehensweise des anderen aufbringt. Die Voraussetzung dafür ist Vertrauen – Vertrauen darauf, dass der andere zwar Sachen anders macht, doch im Grunde auch nur das Beste für das Kind will. Ich habe den Eindruck, dass Ihnen vielleicht hiervon mehr gut tun würde, denn offenbar geht es ja darum, dass jeder seinen Weg für richtig und den des anderen für falsch hält. Vielleicht stehen hinter den Vorwürfen Ihres Mannes konkrete Ängste (Wie schlimm soll das noch werden?), Eifersucht (nur noch das Baby!) oder Grundhaltungen, die er so vermittelt bekommen hat (Kinder muss man schreien lassen, sonst werden es Tyrannen). Solche Konflikte sind typisch für neue Eltern und nichts wofür man sich schämen muss. Selbst gute und stabile Beziehungen werden durch die Geburt eines Kindes noch einmal ordentlich durchgeschüttelt.. Es ist also nicht schlimm, wenn Sie sich derzeit öfter über solche Dinge streiten. In den meisten Fällen entspannt sich die Situation zunehmend, wenn alle sich aneinander und die neuen Rolle gewöhnt haben. Es ist demzufolge wichtig, dass Sie als Eltern sich im Blick haben und gucken, wie sie sich helfen können. Klare Absprachen und auch in Zukunft mal babyfreie Momente als Paar und allein können dabei hilfreich sein. Doch nun zu Ihrem Kind: wir reden hier die ganze Zeit schon von Erziehung. Das ist eigentlich viel zu weit voraus gedacht. Ihr Kind ist erst ein paar Wochen alt und daher spielt Erziehung noch gar keine Rolle. Man ist sich mittlerweile einig, dass Babys in dem Alter nicht verwöhnt werden können und im Gegenteil – ein promptes Reagieren auf ihre Bedürfnisse dafür sorgt, dass sie weniger schreien. Daher noch mal ganz explizit: Sie machen nichts falsch, wenn Sie Ihr Baby oft stillen und tragen. In den ersten Lebenswochen haben Babys noch keinen festen Rhythmus und zeigen ein Trink- und Schlafverhalten, was wenig mit dem Alltag von uns Erwachsenen gemein hat. Gewisse Regel wie länger am Stück wach = länger schlafen, Mahlzeit = satt für drei Stunden, gelten hier eben noch nicht, da das Gehirn noch nicht so weit ist. Angst vor falschen Gewohnheiten muss man daher nicht haben, sofern man ein wenig gesunden Menschenverstand walten lässt und die Entwicklung im Auge behält. Natürlich wäre es etwa nicht gut, wenn Sie stundenlanges Autofahren als Einschlafhilfe einführen oder dauerhaft auch in höherem Alter stündliche Stillintervalle beibehalten. Doch selbst da gilt: Gewohnheiten sind kein unveränderliches Schicksal und können wieder abgewöhnt werden, wenn sie in eine Sackgasse führen. Was wiederum eine „schlechte Gewohnheit“ ist, betrachtet jeder anders: Für die eine Mutter ist die permanente Nähe zum Kind prima, eine andere hat damit vielleicht große Schwierigkeiten. Einschlafstillen ist in vielen Fällen eine gute Lösung, abends, wenn die Erschöpfung sehr groß ist, das Kind schnell zum Schlafen zu bringen. Selbst wenn viele Lehrbücher empfehlen ein Kind wach und satt ins eigene Bettchen zu legen, kann dies einfach das kleinere „Übel“ sein, was die Situation entspannt. Ob dann ein 5-jähriges Kind abends immer noch zum Einschlafen an die Brust will ( was von vielen Vätern befürchtet wird), steht dabei ja noch völlig in den Sternen und kann ja aktiv gesteuert werden. Sie haben ein 5 Wochen altes Kind, da stellen Sie zwar erste Weichen, legen aber trotz der Wichtigkeit Ihres Einflusses nicht alles fürs spätere Leben unverrückbar fest. Manches muss sich entwickeln und einspielen und wenn Ihr Kind jetzt noch Schwierigkeiten hat, kann das in vier Wochen schon völlig anders aussehen. Nichtsdestotrotz wäre vielleicht eine gemeinsame Beratung sinnvoll. In vielen Fällen reichen 2-3 Termine völlig aus. Gute Ansprechpartner wären sogen. Schreiambulanzen vor bzw. Früherkennungs- oder Sozialpädiatrische Zentren, oder auch die Erziehungsberatung, die kostenlos auch junge Eltern berät. Gucken Sie doch mal vor Ort, was es bei Ihnen gibt. Aushalten ist nämlich keineswegs immer eine gute Lösung. Im Gegenteil: je früher man Hilfe holt, desto leichter und schneller ist ein Erfolg machbar. Dabei ist nicht wichtig, dass Ihr Baby vielleicht gar kein Schreibaby laut wissenschaftlicher Definition ist, sondern dass Sie ein konkretes Anliegen haben, was Sie belastet. Es muss daher keine Katastrophe passieren, um ein Recht auf Hilfe zu haben. Und keine Sorge – seriöse Kollegen werden Sie ernst nehmen. So oder so, ich wünsche Ihnen und Ihrer jungen Familie alles Gute, viel Kraft und schnell ganz viel Babylächeln! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 19.04.2016


Antwort auf: Was mache ich falsch

Du machst alles richtig! Dein baby ist erst !!!!!!! 5 wochen !!!!!!.....wie kommt dein mann drauf,dass du ihn verziehst? Babys sind nun mal traglinge,der eine mehr,der andere weniger.trag ihn weiter,still ihn weiter nach Bedarf, auch wenn er nur nuckelt. Verstehe dein mann da gar nicht! Mach weiter so und hör auf dein Gefühl! !!!

Mitglied inaktiv - 18.04.2016, 22:11