Warum hört er nicht auf zu schreien

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Warum hört er nicht auf zu schreien

Hilfe was kann das sein mein Sohn jetzt drei Monate alt hat seit Tagen abendliche schrei Attacken egal wie man ihn trösten möchte er steigert sich noch mehr rein. Ich habe bedenken das dieses in den Schlaf schreien jetzt sein tägliches Abend Ritual wird. Was kann ich tun bin äußerst ratlos und es tut mir in der Seele weh in so weinen zu sehen. Ich hoffe ihr könnt mir Tipps geben.

von Daniela.acar am 19.07.2016, 09:08


Antwort auf: Warum hört er nicht auf zu schreien

es ist nachvollziehbar, dass Sie sich Sorgen machen und mit Ihrem Kind leiden. Dennoch - auch wenn das keine schöne Sache ist, vermehrtes Säuglingsschreien in den Abendstunden ist für dieses Alter noch normal. Ihr Kind macht mit drei Monaten extreme Entwicklungen durch, und muss mit diesen erst einmal fertig werden. Gar nicht so einfach - wenn die Kommunikationsmittel und die Selbstregulationsfähigkeiten noch so eingeschränkt sind. Ferner ist es durchaus normal, dass immer wieder Phasen verstänkerter Unruhe auftreten, und man als Eltern das Gefühl bekommt, dass Kind steht Kopf. Das Wichtigste ist jetzt, dass Sie selbst Ruhe bewahren! So hart es auch ist, sicher ist Ihr Kleiner gestresst, fühlt sich unwohl und ist aufgeregt, doch es ist nicht Ausdruck einer absoluten Katastrophe, und daher auch anders zu bewerten, als wenn ein Erwachsener so schreien würde. Lassen Sie sich daher nicht dazu verführen, nun hektisch alles Mögliche auszuprobieren um das Schreien zu stoppen. Ein Baby darf schreien! Es kann nicht immer so einfach runterfahren und sich beruhigen, weil ihm dazu einfach ihm dazu noch die Reife fehlt. Man kann sich das vielleicht so vorstellen: Sie sind selbst übermüdet, überreizt und gestresst, und anstatt Ihnen Ruhe zu gönnen, hampelt jemand vor Ihnen rum und ist selbst sehr aufgeregt und unruhig. Wenn also alles Übliche (Hunger, Schmerzen, Windel voll etc.) nicht zutrifft, und Ihre Baby abends sich vor Müdigkeit windet, jedoch sich einfach nicht beruhigen lässt, können Sie selbst nicht viel tun, außer durch Ihre Ruhe selbst Ruhe zu spenden. Ihre Reaktionen sind für das Kind extrem wichtig, an Ihnen erkennt es, ob etwas ernst oder nicht ernst ist. Sie können daher vielmehr dadurch tun, dass Sie nichts tun, als wenn Sie in blinden Aktionismus verfallen. Nichtstun heißt allerdings nicht, dass Sie Ihr Kind einfach allein schreien lassen! Seien Sie bei Ihrem Sohn, nehmen Sie ihn in den Arm oder legen Sie sich zu ihm. Sagen Sie leise Dinge wie „Es ist alles ok. Du bist nur müde. Gleich geht`s dir besser!“ – auch wenn Ihr Kleiner noch nicht Ihre Worte versteht, so erkennt er die ruhige Tonalität, und auch Ihnen wird dieses „Mantra“ helfen, selbst ruhig zu bleiben. Ansonsten geschieht die Hauptarbeit für einen ruhigeren Abend am Tag: achten Sie auf Struktur und einen regelmäßigen Ablauf, und vermeiden Sie aufregende Aktivitäten (aus Kinderaugen betrachtet) in den Abendstunden. Das abendliche Ritual sollte rechtzeitig anfangen und nicht erst bei Müdigkeitszeichen. Auch hier ist es wichtig, dass diese nicht zu intensiv und lange ausfällt. Aus der Phytotherapie weiß man, dass ein paar Tropfen Lavendelöl auf die Matratze zudem entspannungsförderlich wirken. Ebenso können Sie bei gesunder Babyhaut auch abendliche Bäder mit ein paar Tropfen Lavendelöl probieren. Wenn die Probleme anhalten und Sie ein ungutes Gefühl haben, sollten Sie sich nicht schreien, Ihre Hebamme oder den Kinderarzt zu kontaktieren. Viel Erfolg und bald mehr Ruhe! Herzlichst Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 23.07.2016