Schreit und ist nervös

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Schreit und ist nervös

Hallo!! Ich hab da eine Frage! Mein Baby ist jetzt 6 Wochen alt und seit gut zwei wochen weint sie wegen allem sie weint beim bäuerchen machen sie weint wen man ein bisschen strenger spricht und wenn sie schlafen möchte schläft sie 10 min und reißt die Augen wieder auf und das geht oft 2=3 Stunden so und weint natürlich. Was könnte das sein mach ich was falsch??

von Ullimeier am 25.02.2016, 12:40


Antwort auf: Schreit und ist nervös

Liebe Ullimeier, im Grunde genommen verhält sich Ihre Tochter höchstwahrscheinlich völlig normal - was nicht heißt, dass es nicht furchtbar anstrengend und nervenaufreibend sein kann. In den ersten Lebenswochen sind Babys noch in einer Art Übergangsphase und meist sehr ruhig. Dann ab etwa der 2. - 3. Lebenswoche nimmt das Säuglingsschreien kontinuierlich zu, bis es mit ca. 12-16 Wochen wieder deutlich abnimmt. Die Schreidauer pro Tag fällt natürlich von Kind zu Kind unterschiedlich aus, aber im Schnitt zeigen Kinder diesen Verlauf. Es ist also nicht Ihr Fehler, wenn Ihr Kind jetzt mehr schreit, sondern entspricht der natürlichen Entwicklung. Sollte der Kinderarzt also nichts Organisches finden, besteht aller Wahrscheinlichkeit kein Anlass zur Sorge. Auch wenn sich hier im Forum natürlich sehr viele Eltern mit Schreibabys tummeln, die ähnliches erlebt haben, heißt das noch lange nicht, dass auch Sie ein Schreibaby haben. Ihr Kind wird jetzt einfach wacher und nimmt Reize viel intensiver wahr. Es ist ja auch alles vollkommen neu, da kann schon (in Erwachsenenaugen) eine Kleinigkeit für Irritation oder Überforderung sorgen. Auch das Hochschrecken aus dem Schlaf ist ein häufiges Problem, denn Kinder in diesem Alter starten nach dem Einschlafen nicht wie wir Erwachsenen mit Tiefschlaf, sondern Formen des aktiven Schlafs. In dieser Zeit sind sie leider leicht erweckbar. Allein schon ein Muskelzucken, wie man es vom Einschlafen kennt, kann sie daher hochschrecken lassen. Was also können Sie tun? Das Wichtigste ist jetzt: Ruhe bewahren und Ruhe spenden! Ihr Kind hat viel zu verarbeiten und ist noch nicht in der Lage sich perfekt selbst zu regulieren. In diesem Alter ist es daher sinnvoll, regelmäßig für Ruhepausen zu sorgen, in denen Reize reduziert werden. Selbst wenn Ihr Kind keine eindeutigen Müdigkeitssignale zeigt, sollten Sie regelmäßig diese Pausen einlegen. Diese können tagsüber (!) gern in einem Tragetuch/ Tragehilfe oder einem abgedeckten Kinderwagen bei einem Spaziergang stattfinden, d.h. Sie brauchen sich nicht zu isolieren. Vermeiden sollten Sie jede Form von Überstimulation (auch beim Beruhigen) und zu vielen Terminen. Gut dagegen sind ein einigermaßen geregelter Tagesablauf, wiederkehrende Rituale und wie immer Ruhe, Ruhe, Ruhe. Weint Ihr Kind beim ins Bett bringen, legen Sie sich daneben, legen eine Hand auch den Bauch und versuchen hörbar ruhig zu atmen. Wenn Sie nervös, wütend oder ängstlich werden, nehmen Sie die Hand kurz weg, versuchen Sie sich ganz bewusst zu entspannen und gehen dann erneut in den Kontakt. Entsprechende Übungen können Sie auch mit Kind im Tragetuch machen. Was vielen Eltern hilft, ist der Gebrauch von Ohrenstöpseln oder Gehörschutz, da dadurch die schrillen Obertöne etwas abgepuffert werden und die daraus resultierende Stressreaktion gemildert wird. Was auf keinen Fall hilft sind blinder Aktionismus und reizintensive Beruhigungsmethoden. Letztere helfen zwar kurz durch Ablenkung, langfristig verschlimmert sich so jedoch das Problem, denn das Kind erhält so keinen Zugang zu seinem inneren Zustand (Müdigkeit, Hunger, Überforderung etc.) und wird weiter überreizt. Sollte es trotzdem so sein, dass Sie sich Sorgen machen oder sollte Ihr Baby auffallend viel (über drei Stunden, das mindestens an drei Tagen pro Woche) weinen, dann wäre es wichtig, dass Sie sich früh Hilfe vor Ort holen. Doch wie gesagt, man muss jetzt den Teufel nicht an die Wand malen! Alles gute für Sie! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 29.02.2016