Schreien

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Schreien

Hallo :) Mein Sohn wird in 2 Wochen 6 Monate & ich habe ihn nie länger als 5 Minuten schreien "lassen" ,weil ich auf Toilette war oder ihm die Flasche gemacht habe. Aber momentan habe ich das Gefühl ,dass er weiß "wann" Mama kommt . Klingt vielleicht blöd aber ich sehe das so. z.B. wenn er unter dem Spielbogen liegt meckert er manchmal ein bisschen und wenn ich dann ins Zimmer reinkomme und er mich sieht fängt er aufeinmal extrem an zu schreien .. Naja mein eigentliches Problem ist es das er im Moment extrem anfängt zu "zicken" und dann schreit (vielleicht gibt es das nicht aber ich bin der Meinung ich sehe das wenn ihm irgendwas nicht passt und deshalb weint) Gestern z.B.er war total übermüdet und dann habe ich ihn zu mir aufs Sofa gelegt und meine Hand auf seinen Bauch gelegt und er hat dann extrem geschrien .. Ich habe mir gedacht ich lasse ihn jetzt einfach mal neben mir liegen und lasse ihn erstmal schreien . Ich war ja da und habe meine Hand auf seinen Bauch gelegt und ihn gestreichelt . Er hat sich erst mit Schnuller beruhigt und nachdem er sich beruhigt hat war er wieder fröhlich und ganz normal . Was ist das für ein Verhalten ? Ich kann das nicht einschätzen im Moment .. Für mich ist das eher so gezicke von ihm . Wie soll ich mich richtig verhalten ? Danke :)

von Chelliii am 18.07.2016, 10:08


Antwort auf: Schreien

Liebe Cheliii! nun ja, tatsächlich verändern sich Kinder in den ersten Jahren immer wieder und machen radikale Entwicklungen durch. Ihr Kleiner ist sicher kein Neugeborenes mehr und sein Verhalten wird immer ausgefeilter und differenzierter. Doch manipulieren kann Ihr Kleiner noch nicht. Ferner will er nicht provozieren oder Sie ärgern. Diese Fähigkeit ist hochkomplex und setzt voraus, dass Ihr Kleiner strategisch denken kann und die Wirkung seiner Handlungen auf Ihr Verhalten und Ihre Emotionen durchblickt. Was wiederum stimmt, ist das das Schreien ebenfalls immer ausgefeilter wird und Sie mittlerweile Unterschiede zwischen Nörgeln, Langeweile, Unruhe, Hunger, Angst, Aufmerksamkeitssuche, Wut etc. feststellen können. Schreien ist nun mal noch das einzige lautbasierte Kommunikationsmittel. Sie reagieren also richtig, wenn Sie die Bedürfnisse hinter dem Schreien erkennen und entsprechend reagieren: Nörgelt Ihr Kleiner vor sich hin, weil ihm gerade langweilig ist, ist es sicher ok, nicht immer sofort die volle Bespaßung zu starten, auch ein bisschen Frust, wenn es etwas mit dem Rollen nicht so klappt und man das Spielzeug nicht erreicht ist ok. Natürlich dürfen Sie auch zur Toilette gehen. Sie sollten aber immer ankündigen, wenn Sie das Zimmer verlassen. Auch wenn Ihr Kleiner die Worte nicht versteht, so wird er so nicht davon überrascht, dass Sie plötzlich weg sind. Ignorieren, allein im Zimmer ewig brüllen lassen ist dagegen nicht gut. Ermuntern Sie ihn, geben Sie ihm ggf. Hilfestellung, seien Sie da, aber lassen Sie ihn auch mal machen. Sie schimpfen ja vielleicht auch mal vor sich hin, wenn Sie was ärgert. Wenn dagegen die Zeichen auf Alarm stehen, Ihr Sohn ängstlich, gestresst oder unruhig ist, reagieren sie prompt mit Trost und Nähe usw. Also, alles kein Hexenwerk. Sie müssen nur zuhören (-; Dabei viel Freude! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 22.07.2016