Nächtliches Dauernuckeln und Einschlafprobleme

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Nächtliches Dauernuckeln und Einschlafprobleme

Guten Tag Frau Bentz Ich wende mich an sie da ich mit unserer Schlafsituation nicht mehr klar komme. Mein Sohn ist nun 11 Monate alt und sehr stark auf mich fixiert. Untertags schreit er los sobald ich den Raum verlasse und kann auch abends nur an meiner brust einschlafen. Beim Vater wird nur geschrien... Er wird dann in Abständen von 1/2 Stunde bis zu drei Stunden wach und ich muss ihn dann immer wieder in den Schlaf stillen. Wegen dieser Problematik war ich nun beim spz in der schreiambulanz die mir gesagt haben dass ich ihn ferbern muss um ein entspannteres schlafen zu erreichen. Das kommt für mich aber nicht in frage da wir auch in der Familie kinder mit angststörungen haben die geferbert wurden. Ich werde schon mal nach panthleys Methode das nächtliche stillen reduzieren aber mir wäre vor allem wichtig dass er mal längere Zeit am Stück schläft und ich abends noch mit meinem Mann Zeit verbringen kann - unsere ehe findet im Moment leider überhaupt nicht statt :-( Können Sie mir Tips geben was ich noch tun kann um abends nach dem ersten hinlegen wenigstens mal zwei Stunden Luft zu haben? Danke!

von aschenbloedel am 14.03.2016, 12:45


Antwort auf: Nächtliches Dauernuckeln und Einschlafprobleme

Liebe Aschebroedel! ich kann mir sehr gut vorstellen, wie sehr Sie sich nach etwas mehr Ruhe sehnen. Das würde sicherlich nicht nur Ihnen, sondern der gesamten Familie zugute kommen. Zunächst einmal: niemand MUSS die sogen. Ferber-Methode anwenden. Es ist sicher nicht die einzige Alternative. Doch egal wie sanft Sie vorgehen, den ultimativen Tipp, wie man eine Umgewöhnung gänzlich ohne Schreierei erreichen kann, habe auch ich nicht. Denn eines ist klar: Sie als Eltern haben die Motivation, die Situation zu ändern, nicht aber ihr Sohn. Der kann die Folgen seines Handelns nicht überblicken und macht einfach das, was er 11 Monate ebenso gemacht hat. Es ist daher eine zwar durchaus legitime (und wie ich finde auch sinnvolle)Entscheidung, die sie als Eltern treffen müssen und dabei ist immer mit Widerständen zu rechnen. Die Alternative wäre abwarten bis ihr Kind von selber nicht mehr mag. Veränderungen sind immer anstrengend und machen in der ersten Zeit oft mehr Mühe als den Zustand so zu belassen, wie er ist. Es ist jedoch ein Unterschied, ob ein Kind weint, weil es Ängste hat oder weil es mit einer Veränderung konfrontiert wird. Die damit einhergehende Frustration ist keineswegs schädlich für die Entwicklung, denn Bindung heißt nicht das vermeiden von Herausforderungen, Konflikten und negativen Gefühlen, sondern ein Stärken des Kindes, um mit diesen Dingen umzugehen. Bei einem Kind von elf Monaten ist das natürlich noch etwas begrenzt. Von daher finde ich persönlich es auch gut, wenn man zunächst in Alternativen zum Ferbern denkt. Das Kind muss also keine Ängste und Hilflosigkeit erfahren, wohl aber muss es die innerlichen Spannungen selbst regulieren und das ist eben irritierend und frustrierend. Die Frage bleibt dann aber: trauen Sie Ihrem Kind und sich selbst das zu? Aus fachlicher Sicht spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, doch bin ich nicht in Ihrer Haut. Wenn Sie was ändern möchten, gäbe es viele Varianten mit Anwesenheit der Eltern stufenweise die elterlichen Einschlafhilfen zu reduzieren. Wie Sie dabei vorgehen, ist weniger entscheidend als Ihr Durchhaltevermögen! Wenn dann konsequent ist daher das Motto. Sie könnten z.B. zunächst für eine begrenzte Zeit (ca. 10 Minuten) neben dem Kind liegen und dann sich neben das Bett auf einen Stuhl zu setzen. Diesen würden Sie dann schrittweise von Tag zu Tag etwas näher an die Tür zu stellen. Optimalerweise machen das beide Eltern abwechselnd, damit sich ein Kind gleich daran gewöhnt, dass auch Papa ins Bett bringen kann. Alternativ können Sie sich neben das Kinderbett legen und warten bis Ihr Kind einschläft, es aber nur im Schreien begleiten und sonst keine Einschlafhilfen geben, auch nachts nicht. Manchmal reicht das schon, dass Kinder lernen, ohne Hilfe weiterzuschlafen und nur noch abends als kleines Ritual zum Einschlafen die elterliche Hilfe brauchen. Was immer Sie auch tun - das Einschlafen ist immer nur die Spitze des Eisbergs. Wenn ein Kind nicht schlafen kann, weil kein Rhythmus vorhaben ist, es zu müde oder eben gar nicht müde ist, nützt das liebevollste Vorgehen nichts. Wichtig ist daher, dass Sie am tage schon einiges dafür tun, dass Ihr Kind abends auch wirklich zu einer anvisierten Uhrzeit müde ist, denn wenn ein Tag chaotisch verläuft, kann es abends nicht auf einmal glatt laufen. Hierzu habe ich schon einige Tipps (Tipps Schreibaby) verfasst, vielleicht lesen Sie sich diese einmal durch. So oder so - ich wünsche Ihnen alles Gute! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 16.03.2016