Mag nicht mehr schlafen

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Mag nicht mehr schlafen

Mein Sohn fast 10 Monate bringt mich momentan ans Ende meiner Kräfte! Wir hatten schon immer das Problem das er nicht alleine einschlafen wollte! Aber seit gut 2-3 Wochen will er gar nimma schlafen vorallem tagsüber! Er ist müde kommt aber null zu Ruhe! Wenn ich ihn ins Bett lege! Steht er sofor auf und quietscht und kreischt rum oder er spielt mit Schnuller oder Hände. Bis es ihm langweilig wird dann brüllt er! Wenn ich ihn zu mir nehme ist es das gleiche! Er will rumkrabbeln oder spielen! Wenn ich versuche daran zu hindern brüllt er los! Egal wie müde er ist er will einfach nicht schlafen genauso abends! Wenn er mal schläft nur sehr unruhig, wirft sich hin und her und weint oft im schläft! Nachts wacht er oft auf und schläft auch nicht meh! Oft 2std richtig gut ist er nicht aber er findet keine Ruhe! Das einzigste wo er noch normal einschläft ist beim Autofahren, aber ich kann ja nicht 3x am Tag und nachts mit dem Auto rumfahren nur das er einschläft! Woran liegt das und was kann ich tun damit es endlich wieder besser wird? Vielen Dank

von Leoseder84 am 18.05.2016, 15:44


Antwort auf: Mag nicht mehr schlafen

Liebe leoseder84, puh, das klingt wirklich anstregend. Ich kann gut nachvolllziehen, dass Sie das ganze an den Rand Ihrer Kräfte bringt. Das Problem ist, dass zwischendurch immer wieder auftretende und völlig normale Schlafstörungen schnell eine Eigendynamik bekommen können. Die Unruhe des Kindes trifft dann auf die elterliche Erschöpfung und Angst vor den schlimmen Nächten und beides schaukelt sich hoch, so dass das Thema Schlaf irgendwann die ganze Familie beherrscht.Es ist klar, dass es in so einer Situation schwer ist, zur Ruhe zu kommen und zwar Sie und Ihr Kind. Um solche ungünstigen Dynamiken zu durchbrechen ist es zunächst sinnvoll, für maximal Entlastung im Alltag zu sorgen, sprich sich tatkräftig unterstützen zu lassen. Vielleicht gibt es ja jemanden der Ihnen Ihren Sohn regelmäßig mittags mal abnimmt und Spazieren geht, während Sie sich etwas ausruhen? Wenn nicht in der Familie, so gibt es zahlreiche kostengünstige Babysitterangebote / "Leihomas" - einfach mal beim örtlichen Kinderschutzbund nachfragen. Auch das Projekt wellcome (www.wellcome-online.de) bietet tatkräftige Unterstützung für junge Familien durch ehrenamtliche Helfer an. Wenn der Vater verfügbar ist, wäre es zudem sinnvoll, sich abends mit dem ins Bett bringen abzuwechseln. So kann jeder mal durchatmen und entspannter an die Sache herangehen. Ansonsten ist es bei Schlafproblemen wichtig, sich nicht nur die Einschlafsituation sondern den gesamten Alltag anzugucken und mittels 24-h- Protokollen eine genaue Analyse des Schlafverhaltens durchzuführen. Ohne diese Daten ist es schlicht einfach Herumdoktern, was die Situation zusätzlich verschärfen kann. Anhand dieser Protokolle kann man den Schlafbedarf eines Kindes ermitteln und gucken, ob Rhythmus und Tagesstruktur passen. Es kann sein, dass Ihr Kind einfach durch einen Entwicklungssprung etwas aus dem Rhythmus gekommen ist und sich ungünstige Gewohnheiten eingeschlichen haben, die das Problem aufrechterhalten. Es kann aber auch sein, dass Ihr Kind entweder zu müde ist (also eher hingelegt werden muss) oder genau gegenteilig nicht müde genug ist, weil er vielleicht ein extremer Kurzschläfer ist und einfach nicht so viel Schlaf braucht. Besonderes Letzteres ist den meisten Eltern gar nicht bewusst und hat man so einen Kurzschläfer wird der Schlafbedarf einfach überschätzt und das Kind muss viel länger im Bett liegen als es müde ist. Doch ich kann an dieser Stelle eben keine Aussage treffen, da ich keine Daten habe. Ich würde Ihnen daher empfehlen, sich an Kollegen vor Ort zu wenden. Das kann eine Schreiambulanz, ein Früherkennungszentrum, ein Sozialpädiatrisches Zentrum oder auch ein Schlaflabor sein. Ist dann der Tag entsprechend gut strukturiert und wird für einen frühen Ausklang des Tages bereits in den späten Nachmittagsstunden gesorgt, kann man sich dazu das Bettbringe-Ritual angucken und optimieren. Doch wenn die eigentlichen Voraussetzungen (s.o.) für guten Schlaf nicht stimmen, bringt das wenig. Was ich Ihnen unabhängig davon abschließend empfehlen möchte, sind folgende Dinge: - Auf Autofahren als Einschlafhilfe sollten Sie weiterhin verzichten. Es ist zwar verführerisch sich hierdurch kurzfristig kostbare Momente der Ruhe zu schaffen, doch das Problem wird dadurch verschärft und wie Sie selbst sagen ist es kaum möglich ein Kind 3 x am Tag durch die Gegend zu fahren. - Gerade aktive, unruhige Kinder sind Meister der Ablenkung und zeigen oft nicht so eindeutig, wann sie müde sind bzw. wenn, dann ist es zu spät. Hier heißt es sehr frühzeitig reagieren und optimalerweise auch feste Schlafenzeiten einführen, damit sich ein stabiler Rhythmus entwickeln kann. - Während der Pausen am Tag muss ein Kind nicht schlafen. Sehen Sie es als Angebot, was Sie an Ihr Kind machen. Wen also Ihr Kleiner mittags fröhlich auf Ihnen rumtobt, dann beenden Sie das Ganze nach spätestens 15-20 Minuten und halten ansonsten Ihren Rhythmus ein. - Haben Sie Geduld! Ich nenne Schlaf gern ein träges Gewohnheitstier, weil Änderung dieses hochkomplexen Systems eben Zeit brauchen – als Faustregel ca. 14 Tage. D.h. anders: wenn Sie die Dinge mal so mal so machen, kann sich nichts ändern. Auch wenn es schwierig ist, ja in der ersten Zeit sogar noch schwieriger, heißt die Devise daher dranbleiben, dranbleiben, dranbleiben. Wenn es mal nicht klappt, abhaken und dann wieder weitermachen. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass dann der Sandmann etwas schneller kommt! Herzlichst, Ihre Meike Bentz .

von Dr. Meike Bentz am 25.05.2016