Sehr geehrte Frau Dr. Bentz, wir haben zwei Söhne, der ältere ist fast 5 Jahre alt und der jüngere ist 2,5 Jahre alt. Unser Großer ist ein sehr unproblematisches Kind, generell reicht weinerlich, wenn er stürzt o.Ä., aber ansonsten ein sehr lieber Kerl. Unser Kleiner macht mich, ehrlich gesagt, krank. Ich weine ständig und immer irgendwie am Rande der Verzweiflung. Eigentlich hat er ein relativ gutes Sozialverhalten. Wenn unser Großer krank ist oder sich verletzt, streichelt er ihn, kuschelt sich an ihn oder tröstet ihn. Scheinbar besteht jedoch mir gegenüber ein Problem. Wenn er morgens oder mittags wach wird, schreit er - in der Regel 1-2 Stunden. Dabei komme ich überhaupt nicht an ihn ran. Manchmal wehrt er mich mit der Hand ab und ruft dabei immer wieder "nein, nein". Wenn ich ihn frage, was er denn hat, ist er so auf das Schreien fixiert, dass er entweder die Frage gar nicht wahrnimmt oder mich einfach ignoriert. Das Problem besteht fast nur, wenn er wach wird, dabei ruft er morgens immer nach Papa. Da dieser jedoch dann schon aus dem Haus ist, kann er mir nicht helfen. Sobald mein Mann, der Opa oder sonst jemand da ist, gibt es diese Schreianfälle gar nicht oder nur sehr selten. Auch werde nur ich abgewiesen, mein Mann oder die Großeltern nie. Auf der anderen Seite kommt es dann manchmal vor, dass er plötzlich nur von mir ins Bett gebracht werden will oder nur ich ihn füttern darf. Es gibt keinen Vorfall in der Vergangenheit, der mir das Verhalten meines Sohnes erklären könnte. Einzig eine OP unseres Sohnes als er gut 1 Jahr alt war. Da war ich 10 Tage mit ihm im Krankenhaus. Die ganze Situation war eine Katastrophe. Die Kinderstation war total veraltet und in den Zimmern war es im Sommer wahnsinnig heiß. Der kleine Mann hat die ganze Zeit nur in Pampers dort gelegen, ich habe ihm den ganzen Tag den Schweiß von der Stirn gewischt. Das Problem dabei war, dass er für 9 Tage einen Katheter hatte. Diesen durfte er sich auf keinen Fall rausziehen. Aus diesem Grund bin ich für 7 Tage Tage und Nächte wach geblieben und habe immer wieder aufgepaßt, dass er den Katheter nicht zieht. Das war für uns beide eine harte Zeit. Er hat viel geweint, vor allem direkt nach der OP. Im KH ist viel schief gelaufen, auch wurde er nur in Pampers in einem kleinen LKW zur OP gefahren, weil der OP-Saal in einem anderen Gebäude war. Dabei hat er schon sehr viel Angst gehabt. Allerdings sind die Schreiattacken erst vor ca. einem halben Jahr aufgetreten. Ich frage mich, ob seine zwischenzeitliche Abneigung mir gegenüber vielleicht daher kommen könnte. Natürlich mache ich auch ansonsten viele Fehler in der Erziehung. Ich habe seit der Geburt unseres ersten Sohnes sehr sehr wenig Schlaf gehabt, aus vielerlei Gründen. Auch das hat mich krank gemacht, mir geht es seither körperlich nicht so gut. Daneben habe ich eine unheilbar kranke Mutter, unser Kleiner muss bald ein drittes Mal operiert werden und mein Mann kann mich nicht unterstützen, weil er selbständig ist. Auch bedingt durch diese ganze Situation bin ich nervlich manchmal am Rande der Verzweiflung. Ich schreibe Ihnen das, weil ich in der Vergangenheit leider häufig den Fehler gemacht habe, meinen Sohn hin und wieder auch anzuschreien, wenn er wieder bockig war oder eine Schreiattacke hatte. Das soll keine Entschuldigung sein, ich weiß, dass es falsch ist. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Was kann ich denn tun? Ich liebe meine beiden Kinder, und ich würde das Leben mit ihnen gern genießen können, aber das fällt mir im Moment sehr schwer. Unser Sohn wird erst ab diesem Sommer den Kindergarten besuchen. ich mache allerdings mit ihm Sport und gehe 2 Mal in der Woche in eine Loslösegruppe mit ihm. Ich immer mit ihm zusammen. Nur wenn ich Arzttermine habe, kann ich ihn mal zu meinen Eltern geben. Dann fragt er auch nach mir und rennt mir freudig entgegen, wenn er mich sieht. Ich habe, meiner Meinung nach, schon alles versucht, um eine Schreiattacke aufzulösen. Bin auf ihn zugegangen, habe versucht ihn in den Arm zu nehmen und zu kuscheln (läßt er nicht zu, macht sich steif), aber auch geschimpft oder ihn ignoriert. Wenn ich Letzteres mache, beruhigt er sich irgendwann, aber das kann dann auch noch 1 Stunde dauern. Erzieherische Hilfen vor Ort möchte ich nicht in Anspruch nehmen. Wir wohnen in einer kleinen Stadt, in der jeder jeden kennt. Ich möchte nicht, dass unser Sohn stigmatisiert wird. Hätten Sie vielleicht eine Idee, wie ich mit der Situation umgehen kann? Für Hilfe/Ratschläge wäre ich Ihnen so dankbar! Im Voraus herzlichen Dank für Ihre Bemühungen!! Viele liebe Grüße, MamaPL
von MamaPL am 23.02.2016, 17:01