Ehemaliges Schreibaby (4 1/2 Monate) hat noch Regulationsschwierigkeiten

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Ehemaliges Schreibaby (4 1/2 Monate) hat noch Regulationsschwierigkeiten

Liebe Frau Bentz, Ich hatte Ihnen in der vierten Lebenswoche wegen unserer Tochter geschrieben. Sie war damals ein Schreibaby und ließ sich tagsüber gar nicht bzw. quasi nur zum Wickeln ablegen. Inzwischen ist es viel besser geworden! Nach etwa dreieinhalb Monaten würde ich sagen, war sie im Bereich des "normalen". Wir sind schoneinmal sehr erleichtert. Trotzdem kann Sie sich jetzt mit viereinhalb Monaten noch sehr schwer selber regulieren. Ich bin unsicher welchen Weg wir weiter verfolgen sollten. Vielleicht sollten wir doch noch zur Schreiambulanz gehen. Deswegen schreibe ich Ihnen. Was uns momentan verunsichert: - sie schläft tagsüber und abends nur in der Trage oder alternativ beim Stillen ein (dann kann man sie auch liegen lassen, sie schläft meist 50 min) - sie hat immer wieder Phasen in denen sie auch in den Wachphasen nur auf dem Arm sein will und ablegen zum spielen oder so gar nicht zulässt - nach einer Stunde wach sein ist sie meist schon angespannt oder aufgekratzt, ballt ihre Fäustchen oder ist weinerlich - wir benutzen abends trotz dem Einschlafen in der Trage manchmal noch ein Föngeräusch, wenn sie nach 30 bis 45 Minuten immernoch keine Anzeichen zeigt runter zu kommen (also das Weinen nicht langsam abnimmt oder sie sich sogar hochschaukelt) Wir versuchen immer mal wieder sie so zum Schlafen zu bringen, also mit Nuckel und dabei bleiben. Das klappt bisher nicht. Nach 30 bis 40 Minuten hat sie sich so hochgekocht und ich bzw mein Mann brechen ab. Wie können wir weiter vorgehen? Wir wollen der Kleinen Geborgenheit geben aber halt auch helfen alleine runter zu kommen :( Viele Grüße und vielen Dank für Ihr tolle Arbeit hier und Ihre immer so tröstlichen Worte :)

von b_seite am 15.02.2016, 07:04


Antwort auf: Ehemaliges Schreibaby (4 1/2 Monate) hat noch Regulationsschwierigkeiten

Liebe b-seite! ich erinnere mich und freue mich mit Ihnen, dass es jetzt schon besser klappt! Dass Ihr Kind weiterhin die Tendenz zu Regulationschierigkeiten zeigt, ist nicht ungewöhnlich. Zum einen nimmt man an, dass ein Teil der Schwierigkeiten reife-, temperaments - bzw. anlagebedingt sind (sie also ein sensibles, sehr waches, aktives Kind haben), zum anderen ist es natürlich so, dass sich das ganze Familiensysthem erst wieder zu Ruhe kommen muss. Das zeigt sich auch an den Fragen, die Sie stellen. So ein Schreibabay ist für Eltern nicht nur äußerst anstrengend, sondern eben auch höchst verunsichernd. Da man ständig permanente negative Rückmeldung gewohnt ist (= Schreien), ist man sich als Eltern eben oft nicht sicher, ob man selbst richtig handelt oder was nun normal und was nicht ist. Das kann wirklich so lähmend werden, dass man sich als Eltern aus lauter Angst etwas falsch zu machen, nicht traut, irgendwelche Entscheidungen zu treffen. Natürlich ist es richtig, dass Sie durch Ihr Handeln dazu beitragen können die Situation zu entspannen oder eben auch zu verschärfen. Doch 100% ist Ihr Einfluss sicher nicht. d.h. selbst wenn Sie alles richtig machen würden (was wohl niemand kann), kann es sein, dass Ihr Kind weiterhin seine Regulationsprobleme hat bzw. eben nicht sofort aufhört zu schreien. Das darf Sie nicht frustrieren oder ängstigen bzw. dazu verführen, immer wieder Neues auszuprobieren. Sie haben schon viel geschafft und Fortschritte vollziehen sich schrittweise. Dennoch würde ich Ihnen ans Herz legen, sich einmal externen Rat einzuholen und sei es nur, um sich rückzuversichern. Ihre eigene Sicherheit und Ruhe ist wichtig, damit Sie weiterhin Struktur und Entspannung in den Tag bringen. d.h. sie müssen agieren, statt reagieren. Ihr Kind hat eben Schwierigkeiten, sich selbst zu regulieren, von daher braucht es Ihre Hilfe bezüglich Pausen, Essen und Schlafen und natürlich Beruhigen. Warten Sie daher nicht ab, bis Ihr Baby schon völlig müde ist, sondern bieten Sie alle 1-1,5 Stunden eine Pause an, in der Reize runtergefahren werden und halten Sie sich an einigermaßen feste Bettzeiten. Auf das sogen. "weiße Rauschen", sprich den Fön, würde ich mittelfristig versuchen zu verzichten. Denn Beruhigen kommt von Ruhe, auch wenn das Ihr Baby noch nicht so spürt. Alles, was es von seinen Köperempfindungen ablenkt, mag kurzfristig funktionieren und sogar angenehm sein, doch wird dadurch das Problem aufrecht erhalten. Also seinen Sie bei Ihr, aber lenken Sie sie nicht ab von Ihrer Müdigkeit, Überforderung, Überreizung. So wird sie nach und nach eine Lösung dafür finden und die Dinge richtig einordnen. Weiterhin alles Gute! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 17.02.2016