Durchschlafprobleme

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Durchschlafprobleme

Mein Sohn ist 8 Monate alt. Er bekommt tagsüber 3 Breimahlzeiten und Wasser zum trinken. Gestillt wird er noch nachts und vormittags bis zum Mittagsbrei gegen 12:00. Der Schlaf war bei uns neben einer anfänglichen Schreiproblematik immer Thema Nr. 1! Die Nächte stellen für mich nun ein zunehmendes Problem dar, weil die anstrengenden Phasen irgendwie nicht enden wollen. Nach dem Abendbrei um 18:30 Uhr legen wir den Kleinen schlafen. Das Einschlafen klappt mittlerweile oft auf Anhieb alleine in seinem Bettchen. Ab und zu müssen wir jedoch noch ein paar mal zum Beruhigen hineingehen, ehe er wirklich einschläft. Die erste Schlafphase ist die längste und dauert so bis ca. 23 Uhr, mal kürzer, mal länger... meistens gehen wir zu dieser Zeit selber ins Bett und ich stille ihn dann bevor ich selber schlafe. Wenn es dann ruhig und dunkel wird, geht die Unruhe los. Ab dem Zeitpunkt bin ich mindestens alle 2 Stunden bei ihm am Bett und stille nach 23 bis 6 Uhr teilweise noch 2-3 Mal, weil er sich anders nicht beruhigen lässt. Er wacht plötzlich auf und schreit unvermittelt. Dabei handelt es sich nicht um einen "Nachtschreck", der genauso plötzlich auch wieder vorbei ist. Er braucht dann wirklich Hilfe, sich wieder zu beruhigen. Wenn ich ans Bett trete rastet er häufig komplett aus, schlägt mir den angebotenen Schnuller aus der Hand, fuchtelt herum oder überstreckt sich. Dann hilft nur noch Hochnehmen oder - in einigen Fällen - Stillen. Sobald ich ihn aus seinem Bett nehme beruhigt er sich und schlft sofort wieder ein. Klar kann das alles ein Waschtumsschub sein oder auch schlechte Träume... zieht sich so ein Schub wirklich Monate in die Länge??? Diese Unruhe erschöpft meinen Mann und mich oft mehr, als wir vertragen können. Ich sehne mich so sehr nach Nächten zurück, in denen mein Sohn mich noch einmal um 3-4 Uhr geweckt hat, weil er wirklich Hunger hatte und dann bis 6 oder 7 weiter geschlafen hat... Mit der Fahigkeit, alleine einzuschlafen sind wir ja ein ganzes Stück weiter gekommen. Die Nachtruhe ist trotzdem noch nicht so, wie es für mich erholsam wäre. Gibt es IRGENDWAS, dass mein Mann und ich tun können, um das Schlafverhalten, speziell das Durchschlafen zu fördern? Ich erwarte nichtmal, dass er die ganze Nacht ruhig ist, aber die Fähigkeit, sich selber zu beruhigen würde ich Ihm so gerne näher bringen. Ich habe namlich das Gefühl, dass es meistens nicht der Hunger ist, der Ihn weckt, sondern das Nähebedürfnis! Das möchte ich ihm natürlich auch nicht verwähren, wäre ihm aber sooooo dankbar, wenn er das zu einer anderen Tageszeit einfordern würde und Nachts besser alleine klar kommt... :/

von rinka84 am 18.03.2016, 10:41


Antwort auf: Durchschlafprobleme

Liebe Rinka84, da haben Sie wirklich einen durchwachsenen Start miteinander gehabt und trotzdem schon sehr viel geschafft. Prima, dass Ihr Sohn abends problemlos einschläft. Damit ist eine große Hürde schon überwunden. Dennoch ist es sicher so, dass die andauernden Durchschlafprobleme in der Form und Dauer wahrscheinlich nicht mehr nur auf eine Phase gleich welcher Art zurückzuführen sind. Zunächst einmal wäre für mich die die Frage zu klären, ob Ihr Sohn seit der Beikosteinführung wirklich seinen Kalorienbedarf am Tage decken kann. (Mutter-)milch hat ja pro ml mehr Kalorien als die meisten Breie. Wenn ihr Sohn bis auf Mittags dann zusätzlich keine Milch mehr bekommt, kann es wirklich sein, dass er über die reine Breimenge nicht wirklich auf die Menge, die er benötigt kommt. Ich würde daher empfehlen, dies noch mal mit Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Hebamme zu besprechen. Zudem kann erschwerend hinzukommen, dass Kinder in dem Alter noch eine recht kurze Aufmerksamkeitsspanne haben und sich nicht länger auf das Essen zu konzentrieren könne, Um mit Brei oder Familienkost auszukommen muss ja eine große Menge gegessen werden und dass ist anstrengend und erfordert Konzentration. Tatsächlich wird dann nicht selten nachts, wenn Ruhe einkehrt, der Bedarf gedeckt. Trinken geht halt schneller und unkomplizierter als Essen. Wenn Sie aber Hunger als Grund für die nächtlichen Unterbrechungen des Schlafes ausschließen können, dann wäre der nächste Schritt für mich, anhand von 24-h-Protokollen den Schlafbedarf Ihres Sohnes zu ermitteln, sowie seinen Rhythmus. Durchschlafprobleme in der Nacht können z.B. dadurch entstehen, dass die Bettzeiten nicht zum Schlafbedarf passen. Hier ist besonders auf das Schlafverhalten am Tage zu achten. Im Schnitt machen Kinder im Alter Ihres Sohnes noch 2-3 Tageschläfchen, wobei sich meist schon eine längere Mittagsschlafzeit (ca. 1-2h) abzeichnet und dazu noch 1-2 kurze Hasenschläfchen von ca. 15-30 Minuten. Schläft ein Kind am Tage übermäßig viel, hat es nachts weniger Schlafdruck, was zu hartnäckigen Durchschlafproblemen führen kann. Bei einem Kind mit 8 Monaten kann es daher sinnvoll sein zur Optimierung eines Rhythmus zu wecken. Doch da dieser Schuss auch nach hinten gehen kann, ist eine wirklich sorgfältige Dokumentation des Schlafverhaltens über ca. 14 Tage unbedingt empfehlenswert! Zusammengefasst muss daher zunächst gewährleistet sein, dass die biologische Basis fürs Durchschlafen auch stimmt, sonst können Änderungen nicht wirklich greifen. Wenn die Grundlage passt, also Ihr Kind ausreichend satt und müde ist, können Sie ruhig damit starten, nachts die Verknüpfung zwischen Stillen und Einschlafen zu löschen. Das geht dann leider nur mit einer Art Entzug, d.h. trotz Protest eben nicht mehr ausschließlich aufs Stillen als Beruhigungshilfe zurückzugreifen. Wichtig ist dabei, dass Ihnen bewusst wird, dass Ihr Kind selbst seinen persönlichen Aus-Knopf finden muss. Dafür ist es nicht notwendig, ein Kind stundenlang allein schreien zu lassen, wohl aber bedeutet dies, dass Sie sich als Eltern zurücknehmen und die Rolle des Begleiters und Trösters einnehmen. Es geht dann also nicht mehr darum, dass Sie aktiv irgendetwas dafür tun, um Ihr Kind zu beruhigen. Ihr Kind muss seine Müdigkeit und Erschöpfung spüren können. Das kann für ein Kind sehr unangenehm sein, so dass es natürlich schnell wieder aus diesem Zustand "erlöst" werden will. Hier heißt es dann aber konsequent bleiben und so wenig elterliche Einschlafhilfen geben wie möglich. Dieses "begleitete Weinen" ist sicher Stress für alle, doch gleichsam ein Weg, der angstfrei es dem Kind ermöglicht, eigene Alternativen zum bisherigen Mustern zu entwickeln. Erfolgsentscheidend ist jedoch, dass Sie Ihrem Kind durch Ihre eigenen Ruhe und Zuversicht signalisieren, dass gerade nichts Schlimmes passiert. Das kann natürlich bei sehr temperamentvollen Kindern eine echte Herausforderung sein, weshalb es oft Sinn macht, sich abzuwechseln, bevor man selbst in Tränen ausbricht oder wütend wird, Wichtig ist dabei, dass sie sich auf eine erste harte Zeit gedanklich gut vorbereiten. Es macht keinen Sinn, halbherzige Versuche zu starten, denn eine Verhaltensänderung braucht Zeit (ca. 14 Tage). Nur wenn Sie selbst davon überzeugt sind, dass Sie und Ihr Kind diese Hürde meistern können, können Sie diese Sicherheit auch dem Kind vermitteln. Oft hilft es Eltern, sich noch einmal bewusst zu machen, dass Bedürfnis- und Bindungsorientierung nicht heißt, dass man einem Kind allen Stress und Frust erspart, sondern es durch feinfühliges, zuverlässiges und liebesvolles Agieren so stärkt, dass es gut in der Welt klarkommt. Änderungen bedeuten immer auch ein Verlassen der bisherigen Komfortzone und sich anstrengend. Dennoch sollten Sie bei allem was Sie machen, insgesamt ein gutes Gefühl haben. Wenn dies nicht da ist, brauchen Sie vielleicht noch etwas, was Sie stärkt oder es ist eben nicht Ihr Weg. . Liebe Rinka84, da haben Sie wirklich einen durchwachsenen Start miteinander gehabt und trotzdem schon sehr viel geschafft. Prima, dass Ihr Sohn abends problemlos einschläft. Damit ist eine große Hürde schon überwunden. Dennoch ist es sicher so, dass die andauernden Durchschlafprobleme in der Form und Dauer wahrscheinlich nicht mehr nur auf eine Phase gleich welcher Art zurückzuführen sind. Zunächst einmal wäre für mich die die Frage zu klären, ob Ihr Sohn seit der Beikosteinführung wirklich seinen Kalorienbedarf am Tage decken kann. (Mutter-)milch hat ja pro ml mehr Kalorien als die meisten Breie. Wenn ihr Sohn bis auf Mittags dann zusätzlich keine Milch mehr bekommt, kann es wirklich sein, dass er über die reine Breimenge nicht wirklich auf die Menge, die er benötigt kommt. Ich würde daher empfehlen, dies noch mal mit Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Hebamme zu besprechen. Zudem kann erschwerend hinzukommen, dass Kinder in dem Alter noch eine recht kurze Aufmerksamkeitsspanne haben und sich nicht länger auf das Essen zu konzentrieren könne, Um mit Brei oder Familienkost auszukommen muss ja eine große Menge gegessen werden und dass ist anstrengend und erfordert Konzentration. Tatsächlich wird dann nicht selten nachts, wenn Ruhe einkehrt, der Bedarf gedeckt. Trinken geht halt schneller und unkomplizierter als Essen. Wenn Sie aber Hunger als Grund für die nächtlichen Unterbrechungen des Schlafes ausschließen können, dann wäre der nächste Schritt für mich, anhand von 24-h-Protokollen den Schlafbedarf Ihres Sohnes zu ermitteln, sowie seinen Rhythmus. Durchschlafprobleme in der Nacht können z.B. dadurch entstehen, dass die Bettzeiten nicht zum Schlafbedarf passen. Hier ist besonders auf das Schlafverhalten am Tage zu achten. Im Schnitt machen Kinder im Alter Ihres Sohnes noch 2-3 Tageschläfchen, wobei sich meist schon eine längere Mittagsschlafzeit (ca. 1-2h) abzeichnet und dazu noch 1-2 kurze Hasenschläfchen von ca. 15-30 Minuten. Schläft ein Kind am Tage übermäßig viel, hat es nachts weniger Schlafdruck, was zu hartnäckigen Durchschlafproblemen führen kann. Bei einem Kind mit 8 Monaten kann es daher sinnvoll sein zur Optimierung eines Rhythmus zu wecken. Doch da dieser Schuss auch nach hinten gehen kann, ist eine wirklich sorgfältige Dokumentation des Schlafverhaltens über ca. 14 Tage unbedingt empfehlenswert! Zusammengefasst muss daher zunächst gewährleistet sein, dass die biologische Basis fürs Durchschlafen auch stimmt, sonst können Änderungen nicht wirklich greifen. Wenn die Grundlage passt, also Ihr Kind ausreichend satt und müde ist, können Sie ruhig damit starten, nachts die Verknüpfung zwischen Stillen und Einschlafen zu löschen. Das geht dann leider nur mit einer Art Entzug, d.h. trotz Protest eben nicht mehr ausschließlich aufs Stillen als Beruhigungshilfe zurückzugreifen. Wichtig ist dabei, dass Ihnen bewusst wird, dass Ihr Kind selbst seinen persönlichen Aus-Knopf finden muss. Dafür ist es nicht notwendig, ein Kind stundenlang allein schreien zu lassen, wohl aber bedeutet dies, dass Sie sich als Eltern zurücknehmen und die Rolle des Begleiters und Trösters einnehmen. Es geht dann also nicht mehr darum, dass Sie aktiv irgendetwas dafür tun, um Ihr Kind zu beruhigen. Ihr Kind muss seine Müdigkeit und Erschöpfung spüren können. Das kann für ein Kind sehr unangenehm sein, so dass es natürlich schnell wieder aus diesem Zustand "erlöst" werden will. Hier heißt es dann aber konsequent bleiben und so wenig elterliche Einschlafhilfen geben wie möglich. Dieses "begleitete Weinen" ist sicher Stress für alle, doch gleichsam ein Weg, der angstfrei es dem Kind ermöglicht, eigene Alternativen zum bisherigen Mustern zu entwickeln. Erfolgsentscheidend ist jedoch, dass Sie Ihrem Kind durch Ihre eigenen Ruhe und Zuversicht signalisieren, dass gerade nichts Schlimmes passiert. Das kann natürlich bei sehr temperamentvollen Kindern eine echte Herausforderung sein, weshalb es oft Sinn macht, sich abzuwechseln, bevor man selbst in Tränen ausbricht oder wütend wird, Wichtig ist dabei, dass sie sich auf eine erste harte Zeit gedanklich gut vorbereiten. Es macht keinen Sinn, halbherzige Versuche zu starten, denn eine Verhaltensänderung braucht Zeit (ca. 14 Tage). Nur wenn Sie selbst davon überzeugt sind, dass Sie und Ihr Kind diese Hürde meistern können, können Sie diese Sicherheit auch dem Kind vermitteln. Oft hilft es Eltern, sich noch einmal bewusst zu machen, dass Bedürfnis- und Bindungsorientierung nicht heißt, dass man einem Kind allen Stress und Frust erspart, sondern es durch feinfühliges, zuverlässiges und liebesvolles Agieren so stärkt, dass es gut in der Welt klarkommt. Änderungen bedeuten immer auch ein Verlassen der bisherigen Komfortzone und sich anstrengend. Dennoch sollten Sie bei allem was Sie machen, insgesamt ein gutes Gefühl haben. Wenn dies nicht da ist, brauchen Sie vielleicht noch etwas, was Sie stärkt oder es ist eben nicht Ihr Weg. So oder so, nachdem Sie schon so viel geschafft haben, werden Sie den Rest auch noch schaffen! Dafür alles Gute! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 23.03.2016