Ab wann kann sich ein Rhythmus entwickeln

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Ab wann kann sich ein Rhythmus entwickeln

Liebe Frau Bentz, Sie haben mir vor Kurzem schon sehr nett und hilfreich geantwortet, als ich danach gefragt habe, wie wir meinem Sohn das ausschließliche Schlafen im Tragetuch abgewöhnen können. Ich hatte auch noch eine Rückfrage gestellt, ich glaube, diese ist untergegangen, was aber nicht schlimm ist, da sich inzwischen schon viel getan hat. Mein Sohn ist nun 12 Wochen alt und schläft tagsüber meistens nach 10 min mit etwas Quängeln im Bett ein. Ich liege neben ihm und bleibe noch etwas liegen, nachdem er eingeschlafen ist, da er dann seltener nach kurzer Zeit wieder aufwacht. Abends ist es schwieriger, da schreit er schon mal eine dreiviertel Stunde, bis er es schafft einzuschlafen. Das ist dann leider oft vor Erschöpfung. Manchmal hilft es, wenn ich ihn im Arm halte. Manchmal ist es total egal, was ich mache. Mit ihm Rumlaufen mache ich nicht mehr, da er sich dann zwar schneller beruhigt, aber mehrfach wach wird und wieder weint - dann lieber Augen zu und durch. Das größte Problem für unsere Abende ist, dass er tagsüber gar keinen Rhythmus hat, außer, dass er nach 1,5 Stunden müde wird. Die Tagschläfchen dauern dann aber zwischen 30 min und 2,5 Stunden, so dass es meistens nicht aufgeht, dass das letzte wache Intervall abends auch 1,5 Stunden dauert. Ich bringe ihn nämlich um 20 Uhr ins Bett. Dadurch ergibt sich manchmal eine letzte Wachphase von bis zu 3 Stunden, das ist offensichtlich viel zu viel für ihn, dann schreit er wirklich sehr lange beim Schlafengehen. Haben Sie Tipps, wie wir mehr Rhythmus in unseren Tag bekommen, damit er abends nicht zu lange am Stück wach ist? Soll ich ihn tagsüber vielleicht spätestens nach einer gewissen Zeit wecken, dann könnte ich es ja zumindest etwas steuern? Andererseits denke ich auch, wenn er 2,5 Stunden schlafen möchte am Stück, dann braucht er das wohl... Ich bin gespannt auf Ihren Rat! Vielen Dank und viele Grüße, Ini

von ini_1981 am 21.07.2016, 20:56


Antwort auf: Ab wann kann sich ein Rhythmus entwickeln

Liebe Ini! es tut mir leid, dass eine Rückfrage untergegangen ist. Bitte posten Sie Rückfragen immer als neuen Beitrag, denn nur über die bekomme ich eine Info via E-Mail. Wenn dann ein Kommentar schon etwas länger zurückliegt, kann das also tatsächlich untergehen. Doch nun zu Ihrer Frage: Für ein 3-monate altes Kind ist das Verhalten, was Sie beschreiben durchaus im Rahmen - zumal viele Kinder in diesem Alter Ihren persönlichen Schreigipfel erreichen, also nochmal aufdrehen. Damit will ich nicht sagen, dass sie sich bloß nicht so anstellen sollen und alles prima läuft. Es gibt sehr wohl Unterschiede zwischen Kindern: einige haben quasi ab Geburt einen recht guten Rhythmus, andere wiederum brauchen sehr lange, um hierhin zu kommen. Wieder andere kommen schnell dahin, sich den Schlaf in größeren Portionen zu holen, andere dagegen schlafen "häppchenweise" und brauchen schon nach 1,5 Stunden eine Pause. Alles sind normale Abweichungen vom Durchschnitt, wobei die Konsequenzen eben ganz anders ausfallen. Niemand wird sich Sorgen machen, wenn ein Kind schon nach ein paar Wochen durchschläft, sondern sich freuen, auch wenn dies eher ungewöhnlich ist. Also, ich glaube, Sie machen es richtig und gut! Dass es jetzt noch schwierig ist, liegt vermutlich überhaupt nicht an Ihnen, sondern daran, dass Ihr Kind noch etwas Zeit braucht. Leider, leider können wir manchmal auch durch größtes Engagement bestimmte Dinge nicht abkürzen. Sie können aber sicher sein, dass Sie durch Ihr Verhalten und die bisherigen Änderungen beim Beruhigen alles tun, um den Weg zu ebnen und einer gesunden Entwicklung nicht im Wege stehen. Nehmen Sie daher etwas Druck raus! Sie werden das abendliche Schreien nicht immer verhindern können und sollten es auch gar nicht. Ihr Kleiner ist müde, ja. Erschöpft, ja, Vielleicht auch irritiert und sicher gestresst. Doch er ist bei Ihnen und es geht ihm nicht schlecht, es passiert nichts Schlimmes. Sicher, Sie wollen ihm helfen, doch das können Sie auch, indem Sie ihn zugestehen, mit seinen limitierten Möglichkeiten sich seiner inneren Spannung Luft zu machen. Er kann ja nicht einfach aufstehen und sich einen schönen Film angucken, einen Tee trinken oder einen Freund anrufen. Er kann schreien. Und die Erschöpfung die danach folgt, ist ein Zeichen, dass sich nun sein Sympathikusaktivität runterfährt, etwas was er selber ohne dieses Ventil wohl noch nicht gut kann. Sie kennen vielleicht Leute, die ihre innere Unruhe erst durch extreme körperliche Aktivität ausgleichen müssen, um runterzufahren? So in etwa kann man sich das vielleicht vorstellen. Für Sie bedeutet das noch ein paar Wochen eine anstrengende Zeit, doch Sie werden weitere Fortschritte erzielen. Es ist klar, dass Sie jetzt nervös geworden sind und natürlich auch sehr erschöpft, doch Sie sagen ja selbst, dass Sie schon viel erreicht haben. Das allein ist schon mal ein sicheres Zeichen dafür, dass Sie und Ihr Kind auf einem guten Weg sind. Also, bleiben Sie bei einem ungefähren Rhythmus und den regelmäßigen Pausen. Wecken würde ich in diesem Alter noch nicht empfehlen, von daher ist es klar, dass nicht immer alles nach Plan läuft. Die Grundstruktur sollte aber stimmen und es sollte gewohnte Abläufe geben, die Ihrem Kind helfen, in einen Rhythmus zu finden. Es ist z.B. nicht primär entscheiden, dass Ihr Kind, wenn Sie rausgehen, schläft. Viel wichtiger ist, immer um ungefähr die gleiche Uhrzeit herauszugehen, egal was das Kind macht. Sie müssen sich nicht zum Sklaven der Uhr machen, doch gleichzeitig Struktur vorgeben – ein Balanceakt von dem ich Sie leider nicht befreien kann. Ich bin jedoch nach alledem was sie schreiben zuversichtlich, dass der Sandmann bald pünktlicher erscheint. Es fehlt nicht mehr viel! Weiterhin alles Gute! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 25.07.2016


Antwort auf: Ab wann kann sich ein Rhythmus entwickeln

Die Situation abends eskaliert gerade total. Gestern habe ich probiert, ihn aus dem vorletzten Tagschlaf so um 16:30 Uhr zu wecken, dass er um 18 Uhr noch mal für 30 min schlafen kann, bevor es um 20 Uhr final ins Bett geht. Er war dann aber um 18 Uhr so wach, dass ich nach 30 min abgebrochen habe. Daraufhin war natürlich das Schlafengehen um 20 Uhr katastrophal, er hat über eine Stunde geschrien. Heute ging der letzte Tagschlaf wieder bis 16:30 Uhr. Ich habe ihn nicht noch mal versucht um 18 Uhr hinzulegen, sondern schon um 19 Uhr final ins Bett gebracht. Das hatte zur Folge, dass er einfach die zusätzliche Stunde von 19-20 Uhr auch geschrien hat und nun um 21 Uhr immer noch brüllt. Mein Mann ist jetzt bei ihm, ich brauchte einfach Ablösung, auch wenn er bei ihm noch unruhiger ist. Was können wir tun? Es wird gerade jeden Tag schlimmer und ich bin sehr verzweifelt und ratlos. Dabei ist er tagsüber inzwischen so ausgeglichen und schläft weiterhin nach 10 min nörgeln, aber nicht weinen, ein...

von ini_1981 am 23.07.2016, 21:07