Sehr geehrter Prof. Dr. Hackelöer.
Aktuell bestreffen mit 3 Themen: Ich lerne für den Facharzt Gynäkologie/Frauenheilkunde, bin schwanger mit Gemini und Toxoplasmose negativ. Beim Lernen mit dem "Uhl" ist mir aufgefallen, dass dort steht: Man kombiniert den Folsäureantagonisten Pyrimethamin mit Folinsäure. Um einer Thrombozytopenie entgegenzuwirken kann man die Dosis der "Folsäure" erhöhen. Aus diesem Widerspruch habe ich gegoogelt, zudem erinnere ich mich aus einer Gyn-to-go Fortbildung, dass dort explizit auf Folinsäure und nicht Folsäure hingewiesen wurde und das ein typischer Fehler der FFAs sei.
Der dritte Beitrag bei Google zu dem Thema ist aus diesem Forum, mit der Antwort: Folsäure wäre korrekt (Beitrag vom 20.01.2015).
Problem ist: ich glaube diese Antwort ist inkorrekt. Nach meinen Recherchen müsste die Einnahme der Folsäure die Wirkung von Pyrimethamin abschwächen, ist also quasi der Antagonist. Pyrimethamin blockiert die endogene Folsäurebildung und die Umwandlung zu Folinsäure. Die NW der Myelosuppression kann man mit FOLINsäure aufheben, denn im Gegensatz zu menschlichen Zellen, können die Toxoplasmen diese nicht durch ihre Zellwand aufnehmen. (Quelle: zobodat.at: Toxoplasmose - Therapeutische Aspekte von B. Ruf, öster. Ges. f. Tropenmedizin und Parasitologie)
So wie ich das verstehe müsste man korrekterweise wahrscheinlich sogar Folsäure absetzen, wenn eine nachgewiesene fetale Infektion besteht. Ist das korrekt?
Beste Grüße, J. Hoffmann
von
Epiphora
am 05.07.2016, 10:28
Antwort auf:
Toxoplasmose - Therapie, Folinsäure vs Folsäure
Hallo Herr /Frau Hofmann,
danke für den Hinweis.Sie haben in allen Belangen recht und ich stelle Ihnen und dem Forum die Stellungnahme eines Biologen und Labormediziners zur Verfügung,der mich ebenfalls korrigiert hatte:
Sowohl nach den Therapieempfehlungen des Referenzzentrums für Toxoplasmose als auch des RKI (s.u) ist Folinsäure festgeschrieben – was ja auch aufgrund des Wirkmechanismus bei Gabe eines Folsäureantagonisten naheliegt.
Natürlich wissen Sie das und Ihre Antwort auf die Frage der Schwangeren war sicher ein Versehen.
Nachdem diese Information aber nach wie vor im Netz kursiert, wäre es meines Erachtens wichtig dafür Sorge zu tragen, dass Sie entfernt wird, um nicht zu einer Verunsicherung/Fehlinformation zu führen.
Therapie der Toxoplasmose (RKI-Ratgeber für Ärzte):
Für Schwangere wird bis zur 16. Schwangerschaftswoche Spiramycin empfohlen, danach die Kombination aus Pyrimethamin und Sulfadiazin. Die hohe Lipophilie des Pyrimethamins ermöglicht eine gute Penetration in das ZNS. Zur Vermeidung von schweren Knochenmarksschäden ist die gleichzeitige Verabfolgung von Folinsäure erforderlich. Falls eine Infektion oder eine Schädigung des Feten nachgewiesen ist, sollte diese Dreifach-Therapie in 4 wöchigen Zyklen, die von 4-wöchigen therapiefreien Intervallen oder einer Spiramycin-Monotherapie unterbrochen sind, bis zum Ende der Schwangerschaft fortgesetzt werden. Engmaschige Blutbildkontrollen und Überwachung der Leberfunktionswerte sind bei der Durchführung der Therapie unbedingt erforderlich.
Neugeborene werden ebenfalls mit der Kombination Pyrimethamin, Sulfadiazin und Folinsäure behandelt, wobei die Behandlungsdauer von der Schwere der Erkrankung abhängig ist.
……….
Mit freundlichen Grüßen
Igor Paripovic´
Dr. med. Dipl. Biol. Univ. Igor Roland Paripovic´
Facharzt für Laboratoriumsmedizin
Weiterbildungsassistent für Mikrobiologie,
Virologie und Infektionsepidemiologie
Labor Dr. Staber & Kollegen GmbH
Hofer Straße 15
D-81737 München
Tel.: 089 - 630 238 294
Fax: 089 - 673 18 36
E-Mail: i.paripovic@labor-staber.de
Internet: http://www.labor-staber.de
Herzliche Grüße und Danke für den Hinweis
Prof. Hackelöer
von
Prof. Dr. med. B.-Joachim Hackelöer
am 05.07.2016