Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Hackelöer,
erstmal möchte ich mich für die Möglichkeit bedanken, hier meine Frage zu stellen. Ich bin sehr froh darüber, jemanden fragen zu können, der Profi auf diesem Gebiet ist.
Unsere Situation ist Folgende: Ich bin schwanger bei 26+0. Zum ersten Feinultraschall war ich bei 21+4. Dort wurde gesagt, dass alles sehr gut aussieht, allerdings sei der linke Seitenventrikel bei 9,2 mm was der oberen Norm entspricht, das wolle man kontrollieren. Zusätzlich ist ein notching festgestellt worden, welches aber nur einseitig auftritt.
Wir waren nun gestern zur Kontrolle bei 15+5. Nerosonoanatomie war komplett unauffällig. Das linke Hinterhorn wurde auf 9mm vermesser (also praktisch unverändert).
Nun wurde im Doppler eine frühsystolische Trikusspidalinsuffizienz festgestellt. Wir sollen in der 30. ssw zur Kontrolle wiederkommen.
Zum Thema notching:
Dopper maternaler Gefäße:
A. uterina links: PI 0,50; RI 0,38; kein notching
A. uterina rechts: PI 1,08; RI 0,60; notching
Mir fallen leider die Fragen immer erst im Nachgang ein. Nun wollte ich fragen, ob Sie mir sagen können, ob das Notching überhaupt eine Rolle spielt, da es nur einseitig auftritt?
Desweiteren haben wir uns über den erweiterten Ventrikel zunächst keine Sorgen gemacht, allerdings hört man immer von Softmarkern und nun wollte ich fragen, ob der Ventrikel in Verbindung mit der Trikusspidalinsuffizienz eine neue Bedeutung bekommt? (Ich bin 28 und ansonsten ist alles absolut unauffällig, Nasenbein 9,2 mm und Femur 60. Perzentil)
Außerdem wollte ich fragen, ob die Trikusspidalinsuffizienz eine Rolle spielt, bzw. ob es Auswirkungen geben kann, wenn sie sich im weiteren Verlauf nicht verwächst (ich meine damit z.B. auf die Geburt oder ob unser Kind ggf. behandelt werden muss oder ob so etwas unerheblich ist)?
Ich würde mich auch darüber freuen, falls Sie da zufällig etwas über Häufigkeiten wissen. Ich bin Mathematikerin und es fällt mir leichter, Perzentile oder Häufigkeiten einzuordnen. Leider bekommt man meistens nur Bewertungen wie häufig oder nicht so häufig.
Ich bedanke mich im Vorhinein bereits sehr.
von
emanon
am 01.06.2016, 13:48
Antwort auf:
Frage zum Feinscreening: Erweiterter Ventrikel, Trikuspidalinsuffizienz
Hallo emanon,
das einseitige notching spielt überhaupt keine Rolle.Bei der Beurteilung der anderen Befunde weiß ich nicht,ob sie überhaupt stimmen und ob ich die gleichen Befunde erhoben hätte.Ultraschall ist nicht so einfach und der Nicht-Spezialist erhebt manchmal Befunde,die ein Spezialist nicht so sehen würde.
Also im Zweifel sollte bei solchen Befunden unbedingt eine 2.Meinung eines Spezialisten eingeholt werden.Denn trifft das zu,müßte das Kind ausführlich weiteruntersucht werden,ob andere Hinweise auf Chromosomenauffälligkeiten vorliegen.Bestätigen sich die Befunde nicht,gibt es auch nichts zu besprechen.
Alles Gute
Prof. Hackelöer
von
Prof. Dr. med. B.-Joachim Hackelöer
am 01.06.2016
Antwort auf:
Frage zum Feinscreening: Erweiterter Ventrikel, Trikuspidalinsuffizienz
Sehr geehrter Prof. Hackelöer,
danke für die schnelle Antwort. Die Befunde sind jeweils beide aus der Betreuung im Pränatalzentrum der Uniklinik Bonn von Spezialisten erhoben worden, zu denen ich in der 22. ssw zur normalen Feindiagnostik der Organe gegangen bin (ohne vorherige Auffälligkeiten betreut bei einem niedergelassenen Gynäkologen). Die Maße wurden auch von inzwischen drei verschiedenen Ärzten dort beurteilt, um sicherzugehen, dass die Einschätzungen übereinstimmen (wobei mir natürlich klar ist, dass dies nicht ausreicht, damit sie einen verlässlichen Schluss ziehen würden). Allerdings wurde mir gesagt, dass das alleinige auftreten des vergrößerten Ventrikels keine wirkliche Bedeutung hat. Diesmal wurde gesagt, es ist gleichgeblieben (also kein negativer Trend), was schonmal wichtig wäre und gegen Infektionen spräche. Daneben ist die sonstige Entwicklung des Gehirns absolut unauffällig. Bei der darauffolgenden Sicht übers Herz ist dann die Trikuspidalinsuffizienz aufgefallen. Auch hier wurde gesagt dies sei ein "Zufallsbefund" und muss keine Bedeutung haben, solle aber um die 30. Woche wieder angeschaut werden (ob der Befund dann noch vorliegt, der Arzt sagte es gäbe Chancen, dass sich das ganze verwächst). Der Rest des Kindes ist laut Bericht und Aussage der Ärzte absolut unauffällig.
Mir ist leider erst im Nachgang die Frage gekommen, ob es einen Zusammenhang geben kann zwischen der Trikuspidalinsuffizienz und dem erweiterten Ventrikel? Ich bedanke mich auch schonmal für ihre Einschätzung. Welche Möglichkeiten gibt es denn neben der Pränataldiagnostik überhaupt noch? Kann man die Wahrscheinlichkeit einer Chromosomenauffälligkeit irgendwie abschätzen? Wir wollen keine invasiven Eingriffe machen, da ich Angst habe, dem Kind zu schaden.
Vielen Dank für ihre Einschätzung!
von
emanon
am 01.06.2016, 15:15
Antwort auf:
Frage zum Feinscreening: Erweiterter Ventrikel, Trikuspidalinsuffizienz
Hallo emanon,
zunächst muß man sagen,dß Sie an der Uni-Bonn von mit den besten Spezialisten betreut worden sind und deren Einschätzung,daß alles wahrscheinlich nichts zu bedeuten hat auch stimmt.Aber niemand kann 100% eine Chromosomenstörung ausschließen.Wenn Sie das wirklich sehr beunruhigt bleibt Ihnen natürlich auch jetzt noch die Möglichkeit eines DNA-Testes aus Ihrem Blut,obwohl damit natürlich auch nicht Alles auszuschließen ist und zum jetzigen Schwangerschaftszeitpunkt kaum mehr Konsequenzen daraus zu schließen wären.Es würde nur Ihrer Beruhigung dienen.
Ansonsten bleibt nur abzuwarten,zu kontrollieren und positiv zu denken.
Alles Gute
Prof.Hackelöer
von
Prof. Dr. med. B.-Joachim Hackelöer
am 01.06.2016