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Wird das noch was mit der Zweitsprache?

Thema: Wird das noch was mit der Zweitsprache?

Hallo ihr Lieben! Wir sind eine dt-englische Familie, mein Mann spricht mit den Kindern ausschließlich englisch, ich deutsch, Umgebungssprache ist deutsch und Familiensprache englisch. Unser größer Sohn (6 Jahre) hat englisch und deutsch lange wirklich praktisch gleich stark gesprochen, praktisch nie gemischt und meinen Mann schon immer ausschließlich englisch angesprochen. Irgendwie hatten wir immer das Gefühl das sei "normal", weil bei ihm der doppelte Spracherwerb so problemlos funktionierte. Unsere Kleine ist gerade zwei geworden. Bei ihr läuft der Spracherwerb total anders. Sie spricht praktisch ausschließlich deutsch (auch wenn sie meinen Mann durchaus versteht), lediglich einzelne Wörter wie "Daddy" oder "Look" verwendet sie auch englisch. Ihr deutsch ist deutlich stärker als das unseres Sohnes in dem Alter, generell "sprachschwach" scheint sie also nicht zu sein. Manchmal haben wir den Eindruck das englische sei ihr "unangenehm", sie lässt sich zB deutlich weniger gerne bzw weniger ausdauernd englisch vorlesen wie deutsch. Auf der anderen Seite "spielt" sie aber auch mit den beiden Sprachen, beim Betrachten eines Papageis korrigierte sie mich (grinsend): "Nicht Papagei, Mama! Daddygei!" Wie sind denn eure Erfahrungen? Gibt es Kinder bei denen die Zweitsprache sich nicht parallel entwickelt sondern sich erst später durchsetzt? Ist es nicht ungewöhnlich, dass sie die Zweitsprache schon so früh "abzulehnen" scheint? Ich fände es so schade, wenn es bei unserer Kleinen nicht klappen würde, dass sie mit der ausschließlich englischsprachigen Verwandtschaft kommunizieren kann. Liebe Grüße, Elanna

von Elanna am 15.10.2013, 22:06



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Hej Elanna! Ich hatte das Gefühl, zu einem großen Teil beschreibst Du meine Zweitgeborene. Sie hat zwar nie die deutsche Sprache (Nicht-mgebungssprache) abgelehnt, bevorzugt aber nach meinem Gefühl und Beobachten bis heute die dänische Umgebungssprache. Sie hat i mVergleich zur großen Schwster ein Jahr später angefangen zu sprechen. Trotzdem hat sie sich in beiden Sprachen gut entwickelt. Allerdings: Sie spricht eh nicht viel --- ich denk, da schlägt eben auch die Gescwisterfolge zu. Oft sind die Erstgeborenen die Kopfmenschen, die Kognitiven, die Verantwortungsbewußten etc. Die Kinder, die folgen, suchen sich dann andere Nischen, andere Rollen. Das ist sehr interessant nachulesen. Ich würde mir in diesem frühen Alter keinen kopf machen,sondern so verfahren wie bisher. Sie versteht alles, mag Sprachen und zudem ist Englisch auch noch früh Sculfach - sie KANN der Sprache gar nicht entkpommen Viel Spaß weiterhin - Ursel, DK

von DK-Ursel am 15.10.2013, 22:29



Antwort auf Beitrag von Elanna

Also meine Kinder wachsen D-NL auf und jedes Kind war wieder ein bisschen anders. Die Große hat "schon" mit 4 angefangen, auch NL zu sprechen, Umgebungssprache ist D, mein Mann spricht NL. Die Mittlere hat bis sie 6 war kein Wort NL gesprochen, dann aber - dank eines Bekannten aus NL, der sehr geduldig ihren anfänglichen Kauderwelsch verstanden hat recht schnell NL gut gesprochen. Mein Sohn ist jetzt 5 und spricht kaum NL- bei Oma und Opa traut er sich nicht, aber mit seinem Cousin spricht er NL- eben ganz einfache Dinge beim Spielen. Verstehen konnten meine Kinder NL schon früh und wir haben auch immer in beiden Sprachen vorgelesen. Was ich dazu sagen muss: Mein Mann ist bei jedem Kind etwas inkonsequenter geworden, wenn es ums NL sprechen geht. Ich denke, deine Kleine lernt es sicher noch! Sie ist ja noch jung. Ich habe auch schon von Kindern gehört, die zweisprachig aufgewachsen sind, die 12 Jahre lang kein Wort in der Zweitsprache gesprochen haben, und dann von heut auf morgen es -fast- perfekt sprachen. Liebe Grüße von Muts

von Muts am 15.10.2013, 22:35



Antwort auf Beitrag von Elanna

Bei meinen Kindern war das auch ganz unterschiedlich. Wir sind hier im Forum ja so ein bisschen die Exoten, da beide deutsche Muttersprachler - aber ich spreche mit den Kindern englisch. Umgebungs- und Familiensprache sind deutsch. Der Große (fast neun) hat sich von Anfang an in beiden Sprachen problemlos zurechtgefunden. Verstehen und Sprechen klappte sowohl in deutsch als auch in Englisch, er hat immer gut getrennt und begann sogar mit gerade mal drei Jahren zu übersetzen. Also wenn ich was in englisch gesagt habe, übersetzte er für Papa ins deutsche und umgekehrt. Die Kleine hingegen hat zwar immer alles verstanden, aber es hat lange gedauert bis sie mehr als einzelne Worte im Englishen gesagt hat. Ich glaube nicht, dass das etwas mit Ablehnung der Sprache zu tun hat - für sie war eben klar, ich verstehe ja auch alles was sie in Deutsch sagt. Selbst im Kindergarten (anfangs dreisprachig - nicht so gewollt, hat sich aber so ergeben-, dann zweisprachig deutsch/englisch) ist der Knoten nicht gleich geplatzt. Erst mit ca. vier Jahren hat sie begonnen, wirklich ganz bewusst englisch zu sprechen - sowohl mit mir, als auch mit den Erziehern. Ich denke, Kinder sind nunmal einfach verschieden. In allem, also auch im Spracherwerb. Und wenn das schon bei einer Sprache so ist, dann doch durchaus auch bei zweien.

von platschi am 15.10.2013, 22:42



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Schade finde ich nicht, dass sie jetzt vielleicht etwas weniger Englisch spricht als ihr Bruder, schade wäre nur, wenn ihr Ihr das Englische des Vaters vorenthalten würdet. Das tut ihr nicht. Ihr Sprachverhalten (und das ihres Bruders) kann sich noch oft ändern. Auch die Muttersprache lernt man doch letztlich ein Leben lang - wenn auch nicht mehr so intensiv wie in der Kindheit. Sie reagiert halt einfach ein bisschen anders auf die Situation als ihr Bruder. K

von Kacenka am 16.10.2013, 10:53



Antwort auf Beitrag von Elanna

Bei uns ist es auch so, dass meine Große problemlos das Englische angenommen und gesprochen hat, während die Kleine von Anfang mit der Sprache gefremdelt hat. Die Große ist mehr oder weniger zweisprachig und an Sprache interessiert, sie ist auch sehr stolz auf ihre tollen Englischkenntnisse. Die Kleine dagegen spricht nur im Notfall Englisch und es scheint ihr eher unangenehm zu sein. Warum das so ist, ist mir ein Rätsel, denn sie hat ja das gleiche Maß an zweisprachiger Erziehung wie die große Schwester erhalten. Meine Töchter sind übrigens 12 und 14 Jahre alt. Silvia

von Silvia3 am 16.10.2013, 19:31



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Danke euch! Es ist schonmal beruhigend zu wissen, dass das Thema Zweisprachigkeit bei unserer Kleinen noch nicht zwingend hoffnungslos verloren ist, sondern noch alles passieren kann Ich denke es liegt sicher bei ihr auch daran, dass deutsch in der Familie augenblicklich einfach so viel präsenter ist. Beim Großen war mein Mann einfach viel mehr zu Hause und die väterliche Aufmerksamkeit lag natürlich auch ungeteilt bei ihm. Witzigerweise hat sie mir heute früh ein Spielzeugauto entgegen gestreckt und gesagt: "Papa sagt car." Sie scheint sich also schon ihre Gedanken zu machen

von Elanna am 17.10.2013, 09:34