Frage: Weiterstillen mit Abstillmedikament

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich stille meine Kleine jetzt seit 8 Monaten und habe seitdem viel zu viel Milch, die sich mit den klassischen Methoden nicht reduzieren läßt. In Absprache mit meiner Stillberaterin habe ich jetzt 2x 1/4 Tablette Cabergolin im Abstand von 5 Tagen eingenommen. Nach der 2. Tablette zeigte sich eine Wirkung :-) Können Sie mir hierzu bitte folgende Fragen beantorten: 1.) Wie lange hält die Wirkung an und besteht die Chance, dass man hier auch einen dauerhaften Effekt der Milchreduzierung erzielen kann? 2.) Wie oft und in welcher Dosis kann ich ein Abstillmedikament einnehmen und weiterstillen? 3.) Welchen Wirkstoff (Cabergolin oder Bromocriptin) würden Sie hier empfehlen? Das Cabergolin scheint zu wirken, welcher Wirkstoff ist aber besser (gesünder) für mein Baby bzw. für mich verträglicher? 4.) Kann man in der Stillzeit Mönchspfeffer zur Milchreduzierung nehmen? Vielen herzlichen Dank für Ihre Hilfe und Grüße

von mi1259 am 26.02.2016, 18:39



Antwort auf: Weiterstillen mit Abstillmedikament

Bislang verwendete man Bromocriptin auch zum Abstillen bzw. zur Verminderung des Milcheinschusses. Diese Indikation ist jedoch aufgrund von Nebenwirkungen umstritten. Es liegen Berichte über eine Zunahme von arterieller Hypertonie, Krampfanfällen, zerebraler Ischämie und Herzinfarkten unter Gabe von Bromocriptin im Wochenbett vor (Krupp et al 1985, Ahmed et al 1992, Iffy et al 1986, Katz et al 1985, FDA 1984, Eickman 1992, Gittelman 1991, Larrazet et al 1993, Watson et al 1989, Ruch et al 1989, Rothman et al 1990, Hopp et al 1996, Iffy et al 1996, 1998). Eine Analyse von 17 Fällen thrombembolischer Ereignisse unter postpartaler Anwendung von Bromocriptin konnte einen kausalen Zusammenhang nicht eindeutig belegen, doch führte dies zu einer entsprechenden Warnung in den Fachinformationen der Hersteller. Zumindest sollte die Anwendung von Bromocriptin bei Frauen mit schwangerschaftsinduzierter Hypertonie oder anderen Risikofaktoren für Koronararterienspasmen vermieden werden (Larrazet et al 1993, Ruch & Duhring 1989). Angesichts haftungsrechtlicher Bedenken haben sich insbesondere die Hersteller in den USA auf Druck der FDA von der Anwendung des Bromocriptin zum Abstillen distanziert (Rayburn 1996). In klinischen Studien zeigte sich, dass eine einzelne Dosis von 1 mg Cabergolin weniger Nebenwirkungen (z. B. Kopfschmerz, Benommenheit, Übelkeit) auslöste als die Einnahme von Bromocriptin über 14 Tage, wobei die Einmalgabe mindestens ebenso gut die Milchbildung zum Stillstand brachte. Nach Gabe einer einzelnen oralen Dosis von 0,3 - 1,5 mg Cabergolin wurde bei allen untersuchten Personen eine signifikante Senkung des Prolaktin-Plasmaspiegels beobachtet. Der Effekt tritt schnell ein (innerhalb von 3 Std. nach Verabreichung) und ist anhaltend (bei Wöchnerinnen bis zu 21 Tagen). Die Eliminationshalbwertszeit, geschätzt anhand der Daten zur renalen Ausscheidung, ist sehr lang (ungefähr 63 – 68 Stunden). Aus diesem Grunde ist in den ersten 10 Tagen nach Einnahme mit einem Auftreten von Cabergolin auch in der Muttermilch zu rechnen. Konkrete Messungen in der Stillzeit liegen in der gesamten Weltliteratur leider bisher nicht vor. Da leider größere Studien zur Auswirkung von Cabergolin auf den Säugling fehlen, wird auch nach Einnahme geringer Dosen (z. B. Cabergolin 2 x 0,25 mg) zu einem Verwerfen der Muttermilch über 5 Tage geraten (Eglash 2014). Studien zur Sicherheit von Mönchspfeffer in der Stillzeit liegen leider ebenfalls nicht vor.

von Dr. Wolfgang Paulus am 28.02.2016



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