Frage: Radiojodtherapie

Guten Tag Herr Paulus, ich muss aufgrund von Morbus Basedow eventuell eine Radiojodtherapie machen. Da werde ich dann einige Tage im Krankenhaus bleiben und wenn die Strahlung bis unter einen gewissen Grenzwert abgeklungen ist, werde ich entlassen. Nun steht auf der Internetseite der Klinik man solle noch bis zu einer Woche Abstand von Kindern halten. Ich frage mich aber wie das in der Realität mit 2 kleinen Kindern gehen soll? Meine Große würde das vielleicht noch verstehen, aber meine Kleine dürfte ohnehin schon durch den Wind sein, wenn ich einige Tage weg war. Sie versteht das nicht! Soll ich mich nun für weitere 5 Tage in ein Hotel einmieten?! Gleichzeitig lese ich, dass in anderen Ländern die Radiojodtherapie sogar ambulant durchgeführt wird. Man wird zwar angehalten eine Woche etwas Abstand von Kindern zu halten, aber das prüft niemand nach. Ich möchte kein Risiko eingehen, weiß aber auch nicht wie das im Familienalltag gehen soll. Viele Grüße Bäumchen85

von Bäumchen85 am 21.04.2017, 15:28



Antwort auf: Radiojodtherapie

Das eingenommene Jod gelangt über die Blutbahn in die Schilddrüse. Es wird dort von den besonders aktiven Anteilen aufgenommen. Es zerfällt und setzt Strahlen frei, welche die Schilddrüsenzellen dauerhaft außer Gefecht setzen. Da sich das radioaktiv markierte Jod für den Körper nicht von normalem Jod unterscheidet, wird es fast ausschließlich in die Schilddrüse aufgenommen, dort gespeichert und gelangt nicht in andere Gewebe. Das nicht eingelagerte Jod wird innerhalb von wenigen Tagen über Blase und Darm ausgeschieden. Der in der Schilddrüse gespeicherte, wirksame Anteil verliert in den folgenden Tagen durch physikalischen Zerfall nach und nach seine Radioaktivität. Für die Therapie ist die Beta¬Strahlung entscheidend, sie macht etwa 90 – 95 % aus. Diese Beta-Strahlen haben nur eine geringe Reichweite von maximal 2 Millimetern, die mittlere Reichweite beträgt sogar nur 0,5 Millimeter. Sie bewirken somit keine Schädigung des Gewebes, das außerhalb der Schilddrüse liegt. Gamma­Strahlen haben eine etwas größere Reichweite im Gewebe (etwa 5 – 6 cm) und können daher an der Körperoberfläche gemessen werden. Nach Ihrer Entlassung kann noch eine minimale Reststrahlung von Ihrem Körper ausgehen. Dies hat keinerlei Auswirkungen für die Erwachsenen in Ihrem Umfeld. Sie sollten jedoch von Säuglingen, Kleinkindern und Schwangeren noch eine Woche lang etwas Abstand halten. Das bedeutet lediglich, dass Sie nicht 24 Stunden engsten Körperkontakt suchen sollten. Das ist jedoch eine überaus vorsichtige Strategie. Bei einer Flugreise wären Ihre Kinder vermutlich einer höheren Strahlenbelastung ausgesetzt.

von Dr. Wolfgang Paulus am 28.04.2017



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