Frage: Mottengift etc.

Hallo! Ich bin gerade SSW 32 und einige Dinge beschäftigen mich schon seit längerem, ich hoffe auf einiges können Sie mir vielleicht antworten! 1.) Ich wohne in einem alten Bauernhaus mit diversen alten restaurierten Bauernmöbel. Diese wurden vor Jahren mit Wurmmittel behandelt, macht man die Türen des Schrankes auf, stinkt es fürchterlich nach diesem Mittel. Weiters klebt alles drinnen, obwohl dies sicherlich schon 20 Jahre restauriert wurde. Welches Mittel es sich handelt, kann ich nicht mehr erörtern, weil der Restaurator schon seit längerer Zeit verstorben ist. Geht von diesem Geruch eine Gefahr für mein ungeborenes aus? Ich vermeide natürlich zu langen Kontakt mit den Möbeln, manchmal muss ich aber einige Sachen rausnehmen. Das Möbel steht in einem vorraum,der Geruch wird nicht weniger, ich lüfte natürlich viel. 2.) Im Abstellraum, wo ich alle Babysachen gelagert habe, darunter auch die Gitterbettmatratze, ist in einigen Schubladen Mottengift gelagert. Es handelt sich um die alten Kugeln, die Napthalin enthalten. Obwohl es in Schubladen ist, die nie geöffnet werden, riecht der ganze Raum danach. Leider auch die Babymatratze. Direkten Kontakt zu den Kugeln hatten die Sachen nicht. Reicht auslüften oder sollte man die Matratze wegschmeißen? Wie gefährlich ist der Mottenkugelgestank für mich als Schwangere? Möchte ausmisten und die Kleider aus den Schubladen entfernen, sollte ich bis nach der Schwangerschaft warten oder? 3.) Die Schlafräume haben alle holzdecken, die mit Styropor isoliert wurden. Anfangs war der Styroporgeruch unerträglich, jetzt nimmt man ihn kaum mehr war. Es handelt sich um EPS Platten mit HBCD Flammschutzmittel. Da in letzter Zeit immer die Rede von schädlichen Emissionen an die Raumluft war, und leider ALLE Schlafzimmer im Haus mit Styropor unter der Holzdecke verkleidet sind, wollte ich fragen, ob das für ein Babyzimmer bedenklich wäre und man das Dämmmaterial durch ein anderes ersetzen sollte oder ob keine Gefahr ausgeht. Ich danke Ihnen im Voraus!

von ladyred1810 am 27.01.2017, 16:34



Antwort auf: Mottengift etc.

Was unangenehm riecht, ist nicht zwangsläufig giftig! Ich kann natürlich nicht einschätzen, mit welchen Substanzen das Mobiliar in Ihrem Haus bearbeitet worden ist. Bei dem aromatischen Kohlenwasserstoff Naphthalin handelt es sich um ein Derivat aus Steinkohlenteer, das zur Herstellung von Mottenkugeln eingesetzt wird. In Tierversuchen mit Nagern wurde keine Zunahme von Fehlbildungen beobachtet. Naphthalin kann durch Oxidation Erythrozyten schädigen, was vor allem in Populationen mit Glucose-6-phosphatase-Mangel (z. B. Mittelmeerländer, Afrika) von Bedeutung ist, d. h. es kann bei starken Belastung zu einer Anämie (Blutarmut) kommen. Gutes Durchlüften wäre sinnvoll. Bei Hexabromcyclododecan (HBCD) handelt es sich um ein additives Flammschutzmittel, das überwiegend in Kombination mit Polystyrol eingesetzt wird. Für die Verwendung als Flammschutzmittel gibt es ein weltweites Herstellungs- und Anwendungsverbot. Für den Haupteinsatzbereich als Zusatz in Dämmplatten gilt eine einjährige Ausnahmeregel. Für die Verwendung in EPS für Bauzwecke hat die EU eine Zulassung erteilt, wobei der Überprüfungszeitraum am 21. August 2017 ausläuft. Hexabromocyclododecan verursachte in Tierversuchen mit Ratten Entwicklungsverzögerungen bei den Nachkommen, wenn die Exposition mehr als 4000-fach höher lag als bei durchschnittlicher Belastung in gedämmten Wohnräumen. Studien zur Belastung von Schwangeren gibt es nicht. Grundsätzlich müssen Sie sich bei regelmäßiger Belüftung keine Sorgen machen.

von Dr. Wolfgang Paulus am 29.01.2017