Hallo Herr Dr. Paulus,
auf Grund eines leichten Morbus Basedow nehme ich aktuell 2,5 mg Thiamazol. Angefangen habe ich mit 5mg aber bereits nach 2 Wochen sollte ich auf eine halbe Tablette reduzieren. Meine Endokrinologin möchte mich mit Thiamazol weiter behandeln und sagt ich solle meinen Kinderwunsch weiter nach hinten schieben, was ich nicht möchte. Sie möchte nicht auf Propycil umstellen. Meine Hausärztin sagt sie würde mir Propycil verschreiben, weil mir die Zeit davon läuft. Meine TSH Werte war zu Beginn der Behandlung unter 0,01 und sind bisher nur leicht gestiegen auf 0,033. Antikörper waren zu Beginn vorhanden und werden jetzt erst wieder im Oktober gemessen.
1. spricht mit diesem TSH Wert etwas gegen eine Schwangerschaft?
2. wäre eine so geringe Menge Thiamazol mit 2,5 mg überhaupt schädlich in einer Schwangerschaft?
3. wie lange bleibt Thiamazol nach Absetzen noch im Körper bzw. muss ich, bei Umstellung auf Propycil eine Wartezeit mit einer erneuten Schwangerschaft einhalten bis der Wirkstoff Thiamazol aus dem Körper draußen ist?
4.besteht bei der Einnahme von Propycil irgendein Risiko für eine Schwangerschaft oder ist dieses Medikament wirklich vollkommen unbedenklich - weil meine Endokrinologin nicht umstellen möchte?
Vielen Dank vorab für Ihre Antwort!
Liebe Grüße Sabrina
von
Secses
am 22.09.2017, 20:31
Antwort auf:
Morbus Basedow Schwangerschaftswunsch
Da Hyperthyreosen (Schilddrüsenüberfunktion) mit einer erhöhten Komplikationsrate in der Schwangerschaft (Aborte, Frühgeburten) verbunden sind, ist eine Einstellung der Hormonwerte im oberen Normbereich anzustreben. Carbimazol, Propylthiouracil oder Thiamazol sind prinzipiell geeignete Thyreostatika. Es sollte jedoch eine Kontrolle der mütterlichen Hormonwerte während der Schwangerschaft erfolgen. Die mütterlichen Hormonbefunde dürfen durchaus leicht über den oberen Normwerten liegen.
Da die Thyreostatika im Gegensatz zu den mütterlichen Schilddrüsenhormonen gut plazentagängig sind, sollte die Dosis möglichst niedrig gewählt werden, um eine fetale Schilddrüsenunterfunktion beim Ungeborenen zu vermeiden. Da die kindliche Schilddrüse ihre Funktion erst jenseits der 10.Schwangerschaftswoche aufnimmt, ist mit einer Beeinträchtigung der fetalen Schilddrüse durch Thyreostatika erst nach der 10.Schwangerschaftswoche zu rechnen.
Eine Schilddrüsenunterfunktion tritt beim Neugeborenen gelegentlich nach Behandlung mit Thyreostatika in der Schwangerschaft auf. Allerdings verschwinden diese Komplikationen nach wenigen Monaten. Auf eine entsprechende Hormonsubstition nach der Geburt muss jedoch zur Vermeidung von Entwicklungsstörungen geachtet werden.
Verschiedene Nachuntersuchungen zeigen, dass bei Kindern durch intrauterine Exposition mit Thyreostatika keine psychomotorischen Retardierungen ausgelöst werden.
Während bei thyreostatischer Therapie mit Imidazolderivaten wie Carbimazol und Thiamazol einige Fälle von Aplasia cutis (Hautdefekte) bekannt wurden, sind solche Veränderungen unter dem verwandten Präparat Propylthiouracil nicht beschrieben. Propylthiouracil wäre demnach zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion im I.Trimenon grundsätzlich vorzuziehen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 25.09.2017