Guten Morgen Dr. Paulus,
Ich habe eine etwas kompliziertere Frage. Es geht um die Einnahme von Metformin in der Schwangerschaft und ich weiß dass Sie mir bestimmt auch keine konkrete Antwort darauf geben können, aber vielleicht können Sie mir einen Rat geben.
Ich habe aufgrund einer Insulinresistenz und sehr unregelmäßigen Zyklen vor ca. 2 Jahren Metformin verschrieben bekommen. Meine Werte und die Zyklen haben sich innerhalb 3 Monate reguliert.
Im Mai letzten Jahres bin ich unter Metformin schwanger geworden..damals wurde mir geraten das Medikament sofort abzusetzen. Was ich auch tat. Leider endete die Schwangerschaft in einer Fehlgeburt. Daraufhin habe ich viel recherchiert über die Einnhame in der Schwangerschaft und keine konkrete Antwort gefunden.
Als ich im Oktober wieder schwanger wurde, habe ich mich mit dieser Frage an eine neue Endokrinologische Praxis gewendet. Diese bestätigte mir, dass die Einnahme von Metformin das Fehlgeburtsrisiko deutlich minimieren kann und befürwortete die Einnahme auf alle Fälle in den ersten 12 Ssw. Die Ärztin meinte auch, dass ich das Medikament problemlos auch während der kompletten Schwangerschaft weiter nehmen kann. Allerdings auf eigene Verantwortung. Mein Frauenarzt war davon nicht begeistert, ich entschied mich aber trotzdem für die weitere Einnahme während der ganzen Schwangerschaft.
Nun bin ich in der 30. Ssw und mir geht es so weit gut und auch meine Zuckerwerte sind gut
Allerdings ist bei Ultraschalluntersuchungen aufgefallen, dass der Bauch meines Babys im Verhältnis zum Kopf recht klein ist. Da stelle ich mir die Frage, ob das vielleicht am Metformin liegen kann. Leider bekomme ich darauf keine Antwort bei meinen behandelten Ärzten.
Außerdem würde ich gern wissen, ob ich das Metformin ein paar Wochen vor Entbindung absetzen sollte, damit ich problemlos stillen kann?
Ich hoffe Sie können mir weiter helfen.
Vielen herzlichen Dank im voraus und ein schönes Wochenende.
Virginie
von
Spätzle92
am 21.04.2017, 09:43
Antwort auf:
Metformin
Eine Metaanalyse (Huang et al 2015) unter Einschluss von 12 Studien bei 1516 Patientinnen mit PCO-Syndrom und Kinderwunschbehandlung zeigte keine signifikanten Unterschiede zwischen Metformin und Plazebo hinsichtlich Schwangerschaftsrate, Lebendgeburt und Spontanabort.
Eine Metaanalyse unter Einschluss von neun Studien zur Anwendung von Metformin im ersten Trimenon ergab keinen Anstieg der Fehlbildungsrate (Cassina et al 2014).
Bei Insulinresistenz und auffälligem Blutzuckertagesprofil wird mitunter die Fortsetzung der Einnahme von Metformin empfohlen, was zumindest keine Gefahr für die kindliche Entwicklung bedeutet.
Bei fünf stillenden Müttern zeigten sich unter Einnahme von Metformin in den ersten 2 ½ Wochen nach Geburt niedrige Konzentrationen in der Muttermilch (Briggs et al 2005). Gewichtsadaptiert würde der Säugling demnach ca. 1% einer Erwachsenendosis über die Muttermilch aufnehmen. Die Blutzuckerspiegel der Säuglinge bewegten sich im Normbereich. Auch fielen keine Veränderungen des Verhaltens bei den Nachkommen auf. Nach Meinung der Autoren ist die mütterliche Einnahme von Metformin mit dem Stillen vereinbar.
Eine weitere Studie an 3 Mutter/Kind-Paaren ergab einen Milch-Plasma-Quotienten von 0,2. Im Serum der Säuglinge konnte kein Wirkstoff nachgewiesen werden (Gardiner et al 2003).
In einer dritten Studie nahmen sieben Mütter eine mittlere Tagesdosis von 1.500 mg Metformin ein. Der Milch/Plasma-Quotient betrug im Mittel 0,35, die Säuglingsdosis erreichte im Mittel 0,28% einer Erwachsendosis. Bei vier Säuglingen wurden Messungen im Plasma durchgeführt, wobei man allenfalls geringe Wirkstoffspiegel feststellen konnte. Bei keinem Säugling wurden gesundheitliche Störungen beobachtet.
Die Autoren aller Studien halten die Medikation mit Metformin für vereinbar mit dem Stillen.
Zumindest müssten Sie Metformin nicht unbedingt vor der Geburt absetzen, falls Ihre Blutzuckertagesprofile ohne Behandlung Auffälligkeiten zeigen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 28.04.2017