Hallo Herr Dr. Paulus,
ich bin beruflich gezwungen in zwei Wochen in die Dem. Rep. Kongo zu reisen.
Nun hat mir der Tropenmediziner vor Ort gesagt, es käme in der Schwangerschaft (ich bin in der 20 ssw) nur Lariam in Frage.
Das ist bei mir jedoch wieder kontraindiziert, da ich vor ein paar Jahren eine psychische Störung hatte.
Nun sitze ich da...
Ich habe nun gelesen, dass man eventuell Malarone ab dem 2. Trimester einsetzen kann. Darüber gibt es aber fast keine Studien. Ich weiß jetzt wirkich nicht was ich machen soll, aber einfach ohne Prophylaxe zu fahren und mich dem Risiko einer Malaria auszusetzen, ist doch auch der Wahnsinn.
Was würden Sie empfehlen, kann ich es mit Malarone versuchen?
Danke für eine Antwort
von
Kornblume31
am 08.04.2016, 10:02
Antwort auf:
Malariaprophylaxe
Die Erfahrungen in der menschlichen Schwangerschaft sind zwar bislang begrenzt, doch befinden Sie sich bereits jenseits der sensiblen Phase der Organdifferenzierung.
Eine klinische Studie mit 24 Schwangeren im zweiten bzw. dritten Trimenon bei resistenten Plasmodien verlief komplikationslos (McGready et al 2003). Eine weitere Publikation dieser Arbeitsgruppe berichtet von einer Studie zur Behandlung einer therapieresistenten Malaria mit Atovaquon, Proguanil und Artesunat im zweiten bzw. dritten Trimenon im Vergleich zu einer Medikation mit Chinin (McGready et al 2005). Ein Zunahme von Komplikationen konnte darunter nicht beobachtet werden.
Wir verfügen bislang über 13 Rückmeldungen mit jeweils unauffälligem Schwangerschaftsausgang nach Exposition mit Atovaquon in der Frühschwangerschaft.
In einem dänischen Register fand sich bei keine Zunahme angeborener Anomalien bei 93 Schwangerschaften nach Verschreibung von Atovaquon / Proguanil bis zur 8.SSW bzw. 143 Schwangerschaften zu einem beliebigen Zeitpunkt im I.Trimenon (Pasternak & Hviid 2011). Eine teratologische Beratungsstelle berichtet von 7 Kindern (5,3%) mit Fehlbildungen unter 133 Schwangerschaften nach Einnahme von Atovaquon / Proguanil im ersten Trimenon (Reuvers et al 2012).
Ein deutlich erhöhtes Fehlbildungsrisiko ist nach der aktuellen Datenlage nicht zu erkennen.
Da eine unbehandelte Malaria-Infektion in der Schwangerschaft ein erhebliches Risiko für den Feten darstellt, wäre die Einnahme von Malarone in Ihrer Situation durchaus vertretbar (Maldonado 2011).
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 12.04.2016