Sehr geehrter Herr Dr. Paulus,
ich habe im Mai eine Darmspiegelung (wegen familiärer Darmkrebsbelastung) vor mir. Zu diesem Zeitpunkt wird meine Tochter 10 Monate alt sein und so, wie ich die Lage sehe, noch sehr, sehr oft gestillt am Tag.
Jetzt frage ich mich, ob es unter den Abführmitteln welche gibt, die in der Stillzeit besser sind als andere. Citrafleet scheidet ja anscheinend schon mal aus. Aber auch ohne Citrafleet gibt es ja noch ganz verschiedene.
Auch bezüglich der Kurznarkose hätte ich eine Frage. Ich habe schon einmal eine Darmspiegelung ohne Betäubung erlebt und würde diesmal auch gerne darauf verzichten. Falls der Arzt da aber nicht mitmacht, wäre denn Midazolam oder Propofol zur Sedierung besser? Hier lese ich immer nur von Dormicum (das ist ja Midazolam, oder?), nach den Informationen, die ich mir das letzte Mal eingeholt habe, ist aber Propofol in der Stillzeit besser, weil es nach dem Aufwachen quasi schon ganz abgebaut ist und man sofort wieder stillen darf.
Vielen Dank für Ihre Antwort
Andrea
Mitglied inaktiv - 07.03.2014, 11:32
Antwort auf:
Darmspiegelung in der Stillzeit
Bei MOVIPREP® handelt es sich z. B. um ein osmotisch wirksames Abführmittel (Macrogol). Aufgrund seines Molekülgewichtes wird Macrogol aus dem Darmlumen nicht resorbiert. Eine Anwendung von MOVIPREP® in der Stillzeit ist daher zulässig.
Sollte zusätzlich während der Darmspiegelung ein sedierendes Medikamente erforderlich sein, bestehen auch keine Einwände gegen die Verabreichung von Midazolam (z. B. Dormicum®). Messungen an 12 stillenden Müttern ergaben nur einen geringen Übergang von Midazolam in die Muttermilch (Matheson 1983). Nach wiederholter Applikation von oralen Dosen von 15 mg Midazolam pro Tag wurde ein Milch/Plasma-Quotient von ca. 0,3 ermittelt. Die Halbwertszeit in der Milch betrug weniger als zwei Stunden. Sieben Stunden nach oraler Einnahme von 15 mg Midazolam wurden keine messbaren Wirkstoffspiegel in der Muttermilch registriert. In zwei weiteren Fällen konnte bereits 4 Stunden nach Gabe von Midazolam kein Wirkstoff in der Muttermilch nachgewiesen werden (Matheson et al 1990).
Die WHO Working Group on Drugs and Human Lactation betrachtet die kurzfristige Anwendung von Midazolam in der Stillzeit als wahrscheinlich sicher (WHO Working Group 1988). Nach Empfehlung des Herstellers sollte bis zu 4 Stunden nach Anwendung von Midazolam nicht gestillt werden (Fachinfo Dormicum 2001).
Propofol tritt in der Muttermilch nur in geringen Mengen auf (weniger als 1 µg/ml). Komplikationen für den Säugling sind darunter nicht zu befürchten (Dailland et al 1989, Schmitt et al 1987). Eine Stillpause wäre daher nicht erforderlich.
Wenn eine Darmspiegelung notwendig erscheint, kann dies ohne Bedenken auch in der Stillzeit erfolgen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 10.03.2014