Sehr geehrter Herr Paulus,
Gestern habe ich postiv getestet.
Mein Eisprung muss Anfang Februar gewesen sein.
Ich habe ca von Freitag bis Mittwoch
1 Tablette 40 mg citalopram genommen. Gerade in der ersten Zeit wo sich das Embryo neu entwickelt, meine Sorge ist das dadurch gendefekte, fehlbildungen oder Behinderungen entstanden sind.
Ich habe gelesen das man das Medikament nehmen darf.
Aber der Gedanke über ein minimales Risiko oder ein erhöhtes macht mir große Sorgen. Hoffe Sie können mich beruhigen.
von
desti
am 19.02.2016, 08:07
Antwort auf:
Citalopram in der Früh Schwangerschaft
Bis Dezember 2004 dokumentierte das Swedish Medical Birth Registry 6.555 Kinder nach intrauteriner Exposition mit SSRI in der Frühschwangerschaft. Die kumulierte Fehlbildungsrate lag bei 4,1%, was dem erwarteten Hintergrundrisiko entspricht. Dabei wurde kein typisches Fehlbildungsmuster beobachtet. In diesem Kollektiv sind 2.701 Kinder nach mütterlicher Medikation mit Citalopram enthalten. Die Fehlbildungsrate gab mit 4,4% keinen Anlass zur Beunruhigung (Kallen & Otterblad Olausson 2007). Nach vorgeburtlicher SSRI-Medikation wurden bei Neugeborenen in einigen Fällen vorübergehende Anpassungsstörungen wie Zittrigkeit, Übererregbarkeit und erhöhter Muskeltonus beobachtet. Daher sollte in den ersten Lebenstagen auf entsprechende Symptome geachtet werden.
Bei Bedarf wäre die Fortsetzung der Medikation mit Citalopram in der Schwangerschaft durchaus vertretbar. Bei moderater Tagesdosis (z. B. 10 – 20 mg) wären auch keine Anpassungsstörungen beim Kind nach Geburt zu befürchten.
Eine neuere Übersichtsarbeit sieht – wenn überhaupt – allenfalls ein geringes Risiko von weniger als 1% für die Entwicklung einer pulmonalen Hypertonie des Feten bei mütterlicher Therapie mit SSRI in der zweiten Schwangerschaftshälfte. Ein Verzicht auf eine erforderliche Behandlung der Mutter in der Spätschwangerschaft erscheint daher nicht sinnvoll ('t Jong et al 2012).
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 21.02.2016
Antwort auf:
Citalopram in der Früh Schwangerschaft
Es wäre natürlich ganz interessant, in welcher Woche Sie von Mittwoch bis Freitag Citalopram eingenommen haben.
Wenn der Eisprung um den 01.02.2016 lag, befinden Sie sich rechnerisch in der 5.SSW.
Sofern eine fruchtschädigende Exposition innerhalb von zumindest 14 Tagen nach Empfängnis erfolgt, ist bei schädigenden Einwirkungen entweder ein Abort oder ein Neugeborenes ohne erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu erwarten. Die anfangs pluripotenten Zellen können in dieser Zeit noch geschädigte Zellen ersetzen, so dass die weitere Entwicklung ungestört verläuft, sofern der toxische Schaden nicht so groß ist, dass die Frucht mit der nächsten Regelblutung abgeht. Die Weiterentwicklung einer in diesem frühen Stadium geschädigten Frucht ist demnach nicht zu befürchten.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 21.02.2016