Frage: Arcoxia

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, vor zwei Tagen erfuhr ich per Test zu Hause von meiner ungeplanten Schwangerschaft. (5. Ssq)Dennoch würde ich mich gerne freuen. Das Problem ist, dass ich ca. zum berechneten Einnistungszeitpunkt 2x Arcoxia 90mg eingenommen sowie bis zum Test täglich Acnatac angewendet habe. Kann ich in diesem Fall auf das Alles - oder- nichts-Prinzip "hoffen" oder muss ich Sorge tragen, dass das Kind eventuelle Schäden davon trägt? Vielen herzlichen Dank für Ihre Einschätzung. Angela

von angelaanaconda am 28.04.2017, 07:05



Antwort auf: Arcoxia

Bislang liegen keine publizierten Daten zur Anwendung von Etoricoxib in der menschlichen Schwangerschaft vor. Etoricoxib kann, wie andere Arzneimittel, die die Prostaglandinsynthese hemmen, während des letzten Trimenons der Schwangerschaft zu Wehenschwäche und zu einem vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus Botalli führen. Die Anwendung von Etoricoxib in der Schwangerschaft sollte daher vermieden werden. Tretinoin und Isotretinoin werden als synthetische Derivate des Vitamin A seit über 20 Jahren erfolgreich zur Therapie der Akne eingesetzt. Unter hochdosierter Therapie mit Retinoiden wurden fruchtschädigende Effekte beobachtet. Dies wurde jedoch bislang nur für die orale Anwendung nachgewiesen. Um auch bei lokaler Applikation von Retinoiden Fehlbildungen sicher auszuschließen, wird von einer dermalen Applikation von Tretinoin und Isotretinoin in der Schwangerschaft abgeraten. Allerdings besteht bislang kein Verdacht, dass die von Ihnen beschriebene äußerliche Anwendung zu einer embryonalen Schädigung führen könnte. In einer Kohortenstudie mit 212 Schwangeren zeigte sich jedoch kein Anstieg der Fehlbildungsrate (Jick et al 1993). Eine weitere Untersuchung an 86 Kindern nach lokaler Applikation von Tretinoin im ersten SchwangerschaftsdritteI ergab ebenfalls keine Häufung von Anomalien (Shapiro et al 1997, 1998). Johnson berichtet von einer Fehlbildung unter 45 Kindern nach lokaler Anwendung von Tretinoin, wobei die Mutter auch eine orale Exposition aufwies (Johnson et al 1994). Eine gemeinsame Studie von elf teratologischen Beratungsstellen ergab keinen Anstieg von Fehlgeburten oder Fehlbildungen nach äußerlicher Anwendung von Retinoiden in 235 Schwangerschaften (Panchaud et al 2012). Im humantherapeutischen Einsatz gibt es nach langjährigen Erfahrungen keinen Anhalt für eine Fruchtschädigung durch Clindamycin. Das Michigan Medicaid Program erfasste zwischen 1985 und 1992 647 Neugeborene nach Exposition mit Clindamycin im I.Trimenon. Darunter fanden sich 31 angeborene Anomalien (4,8%), was dem üblichen Basisrisiko entspricht (Briggs et al 1999). Sofern die Anwendung einer potentiell fruchtschädigenden Substanz im Zeitraum der Alles-oder-Nichts-Regel (innerhalb von zumindest 14 Tagen nach Empfängnis) erfolgt, wäre bei schädigenden Einwirkungen entweder ein Abort oder ein Neugeborenes ohne erhöhtes Fehlbildungsrisiko zu erwarten. Die anfangs pluripotenten Zellen können in dieser Zeit noch geschädigte Zellen ersetzen, so dass die weitere Entwicklung ungestört verläuft, sofern der toxische Schaden nicht so groß ist, dass die Frucht mit der nächsten Regelblutung abgeht. Ein erhöhtes Risiko für angeborene kindliche Anomalien ist daher bei Ihnen nicht zu befürchten.

von Dr. Wolfgang Paulus am 30.04.2017