Guten Tag,
vorgestern wurde mir bei der dopplersonographischen Untersuchung in der SSW 23+6 ein pathologisches Ergebnis mitgeteilt und ich soll nun ASS 100 einnehmen.
Ich bin aus mehreren Gründen verunsichert:
Zunächst einmal liegen die Werte des Fötus, wie bisher immer, ziemlich nah an der Normkurve (BPD 61mm, KU 21,4cm, ATD 61mm, AU 18cm, FL 40mm), scheint sich also doch erst einmal sehr gut zu entwicklen.
Der Fötus ist auch sehr aktiv, auch während der gesamten Untersuchung. Meine Ärztin meinte daher während der Messung schon, dass die starken Bewegungen vielleicht das Ergebnis verfälschen könnten und wollte noch einmal warten bis es ruhiger ist. Dabei spielte das Kind jedoch nicht mit sondern tobte munter weiter.
Mein Blutdruck war an dem Morgen ungewöhnlich tief (90/60, sonst habe ich idR 110/60).
Hier die Werte des Dopplers (alles S/D):
A. umb. 4,4
A. ut. rechts 4,0
A. ut. links 3,1 (ließ sich nur sehr schwer erfassen)
Ich habe eine Hinterwandplazenta, falls das relevant ist.
In drei Wochen soll eine erneute Doppleruntersuchung gemacht werden.
Leider habe ich den Eindruck, dass meine Ärztin mir (Privatpatientin...) gerne mal etwas mehr verschreibt oder auch die eine oder andere eigentlich nicht vorgesehene Untersuchung durchführt. Daher bin ich verunsichert, ob die Messwerte unter den gegebenen Untersuchungsbedingungen ausreichend genug sind, um die Einnahme des ASS 100 als notwendig festzustellen oder ob ich z.B. eine weitere Untersuchung von einem anderen Arzt als zweite Meinung durchführen lassen sollte (was natürlich jetzt um Weihnachten alles nicht ganz so stressfrei möglich ist).
Kann das ASS 100 negative Auswirkungen auf den Fötus haben, falls ich es unnötigerweise einnehmen sollte?
Vielen Dank im Vorraus!
von
Nelima
am 20.12.2013, 14:07
Antwort auf:
ASS 100 wegen pathologischem Doppler
Acetylsalicylsäure wird in niedriger Dosierung (50-150 mg pro Tag) zur Hemmung der Thrombozytenaggregation und damit Verbesserung der Durchblutung verwendet.
In mehreren Studien konnte die Häufigkeit einer schwangerschaftsinduzierten Hypertonie bei Patientinnen mit einem hohen Risiko für eine Präeklampsie durch niedrig dosiertes ASS (Tagesdosis: 60 bis 100 mg) signifikant gesenkt werden. Einige dieser Studien zeigten einen signifikanten Anstieg des Geburtsgewichtes nach ASS-Prophylaxe bei normalem Blutdruck unter Schwangeren mit erhöhtem Präeklampsierisiko. Bei Schwangeren mit mäßiger Hypertonie und pathologischem Dopplerbefund ließ sich unter niedrig dosierter ASS-Therapie eine Zunahme von Geburtsgewicht, Kopfumfang und Plazentagewicht erreichen.
Eine randomisierte, plazebokontrollierte Doppelblindstudie konnte eine Abnahme der Häufigkeit von Wachstumsretardierung, intrauterinem Fruchttod und Plazentalösungen unter ASS-Prophylaxe bei Schwangeren nachweisen, die in ihrer Vorgeschichte entsprechende Komplikationen erlitten hatten. Besondere Störungen der Neugeborenen nach intrauteriner ASS-Exposition ließen sich nicht erkennen.
Um die Mängel vieler kleinerer Studien zur ASS-Therapie in der Schwangerschaft auszuschalten, wurde die internationale Collaborative Low-dose Aspirin Study in Pregnancy (CLASP) mit über 9.000 Schwangeren durchgeführt (CLASP 1994). In dieser Studie ergab sich unter einer Tagesdosis von 60 mg ASS kein Nutzen für Frauen mit einem erhöhten Risiko für Präeklampsie oder intrauteriner Wachstumsretardierung. Allerdings senkte niedrig dosiertes ASS die kindliche Erkrankungshäufigkeit in einer Untergruppe von Schwangeren mit sehr früh beginnender Präeklampsie. Bei diesen Patientinnen lagen typischerweise chronische arterielle Hypertonie, Nierenerkrankungen oder eine Präeklampsie vor der 32.SSW in einer früheren Schwangerschaft vor. Die ASS-Anwendung führte nicht zu Nebenwirkungen bei Mutter, Fet oder Neugeborenem (CLASP 1997). Eine Nachuntersuchung von intrauterin exponierten Kindern im Alter von 12 und 18 Monaten ließ keine Entwicklungsstörungen erkennen (CLASP 1995). Allerdings wurde in der CLASP-Studie die Aspirin-Therapie bei 38% der Schwangeren erst nach der 20.SSW begonnen. Analysiert man das Kollektiv von Patientinnen, die vor der 20.SSW mit der ASS-Einnahme begonnen haben, lässt sich eine Abnahme der Präeklampsie erkennen.
Um Gerinnungsstörungen unter der Geburt zu vermeiden, wird ASS 100 meist zwischen der 34. und 36.SSW abgesetzt.
Beginnt man die Einnahme von ASS 100 erst, wenn bereits ein kindlicher Wachstumsrückstand vorliegt, ist die Behandlung meist nicht mehr wirksam. Der Effekt ist bei Beginn der Einnahme vor der 20.SSW am größten.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 27.12.2013