Guten Tag Dr.Paulus,
Ich bin 10+2 schwanger und hab seit einigen Tagen ein rezidivierenden Herpes Genitalis Ausbruch. Nach Aufklärung über die möglichen Risiken der systemischen Einnahme von Aciclovir seitens meiner Frauenärztin, habe ich mich gegen eine Behandlung entschieden. Meine Frage ist nun, 1. ob das Baby Schäden durch das nicht einnehmen von Aciclovir davon tragen kann und 2. ob das Risiko der Ansteckung für das ungeborene durch das nicht einnehmen erhöht ist?
Danke schonmal für die Antworten und schönen Abend noch.
von
Missy66966
am 28.08.2015, 22:18
Antwort auf:
1.Trimester Aciclovir
Das vom Hersteller aufgebaute Register (Acyclovir Pregnancy Registry 1999) erfasste 19 angeborene Anomalien unter 596 Neugeborenen, deren Mütter im ersten Schwangerschaftsdrittel Aciclovir systemisch (oral, intravenös) angewandt hatten und danach bis zur Geburt verfolgt worden waren. Mit einer Fehlbildungsrate von 3,2% übertrifft dieses Kollektiv nicht das Basisrisiko von 3 bis 5%.
2 von 196 Neugeborenen wiesen nach intrauteriner Exposition im II.Trimenon, 7 von 289 Neugeborenen nach intrauteriner Exposition im III.Trimenon angeborene Anomalien auf, was dem allgemeinen Basisrisiko entspricht.
Zur Verhinderung einer Übertragung bei Herpes genitalis wird die Gabe von Aciclovir vor der Geburt empfohlen. In zwei klinischen Studien fielen nach einer derartigen Behandlung bei 46 bzw. 21 Schwangeren keine kindlichen Störungen auf (Stray-Pedersen et al 1990; Scott et al 1996).
Ein systemischer Einsatz (i.v., oral) von Aciclovir erscheint daher bei schwerwiegenden Infektionen in allen Phasen der Schwangerschaft gerechtfertigt. Eine lokale Anwendung ist jederzeit möglich.
Eine besondere Ansteckungsgefahr für das Kind bestünde bei mütterlichem Herpes im Genitalbereich und vaginaler Entbindung.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 30.08.2015