Wie kann ich mein Kind dazu bringen richtig zu essen?

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: Wie kann ich mein Kind dazu bringen richtig zu essen?

Hallo, ich bin etwas verzweifelt. Mein Sohn (fast 1 1/2 Jahre alt) isst einfach nicht das was die Familie isst. Ich koche täglich frisch. Er besteht aber auf seine Babybreie. Aufzuzählen was er alles nicht isst wäre definitiv zu lang, daher hier eine Liste was er zu sich nimmt: -Kindermüsli ab 1 Jahr mit warmer Kuhmilch angerührt -Mittagsbreie aus dem Glas (fülle ich Selbstgekochtes in ein Glas isst er es nicht, er erkennt es sofort) -Obstbreie aller Art (keine zerdrückte Banane, muss Fertigware sein) -Joghurt und Quark -Abendbrei aus Hirse oder Gries mit Kuhmilch bereitet und Fruchtmus darin -ansonsten: trockenes Brötchen (kein Brot) -trockene Spirellinudeln (nur die!) -Minipizzen -kleingestückelte Nashibirne -Kekse, Kuchen, Salzstangen -Tee, Saftschorle, Milch, Kakao Ansonsten isst er nichts. Er probiert auch nicht gern. Wenn ich ihm was zum probieren gebe schubst er es weg oder würgt richtig ohne überhaupt gekostet zu haben. Wie kann ich es nur schaffen, dass er endlich mit dem Rest der Familie isst. Wir sitzen alle zusammen am Tisch. Er sieht uns alle essen, aber er mag es nicht. Am Esstisch zu sitzen ist schon anstrengend mit ihm. Er quengelt und will weg. Er bleibt nur wenn er ein Spielzeug oder Stifte am Tisch hat. Dann isst er auch (seine Speisen). Es ist nicht mein erstes Kind. Alle anderen essen normal, von gelegentlichem Gemäckel mal abgesehen. Liegt es daran dass er 5 Wochen zu früh kam? Ich kenne aber andere Frühchen die essen ganz normal. Liegt es daran, dass er erst spät Zähne bekam? Jetzt hat er aber genug Zähne zum kauen. Vielleicht können Sie mir einen Rat geben. Ich wäre Ihnen sehr dankbar. Nich dazu, da wir bald zur Kur fahren und ich jetzt schon Angst habe wie ich ihn dort ernähren soll. Liebe Grüße!

von Mamchen am 18.03.2016, 12:37



Antwort auf: Wie kann ich mein Kind dazu bringen richtig zu essen?

Hallo Mamchen über die Gründe zum picky-Eating bei deinem Sohn, könnte man spekulieren. Sinnvoller jedoch wäre, Lösungen zu finden, die dein Kind zu einem guten und unkomplizierten Esser heranwachsen lassen. Beginne zunächst bei dir selbst. Halte dir vor Augen, dass dein Kind sich umso früher an die Familienkost gewöhnt, je weniger du dich sorgst und für die Extras sorgst. Ein einfacher Rat lautet; du bestimmst was es gibt und dein Kind darf bestimmen, wie viel er davon isst. Das Angebot sollte ausgewogen und vielseitig, kleinkindgerecht sein. Ein gesundes Kind verhungert nicht vor vollen Tellern - und auch dein Kind isst. Das ist gut. Hab Vertrauen in die Fähigkeiten deines Kindes, dass er sich bei einem ausreichenden Speisenangebot satt essen kann. Was er bei einer Mahzeit verpasst. holt er sich spätestens bei der übernächsten. Vermeide das Zwischendurch essen und biete nicht mehr als ca 300 ml Milch-und Milchprodukte) am Tag an, damit er sich nicht damit satt isst. Das gemeinsame, schön gestaltete Essen ist das beste Mittel, um euren Sohn langfristig an neue Geschmackserlebnisse und neue Konsistenzen heranzuführen. Je weniger du und die anderen Familienmitglieder seine besonderen Essvorlieben unterstützen, sei es verbal oder durch die Haltung (bspw genervt, besorgt, belustigt), desto besser wird sich euer Kleinster einfügen. Vermeide Machtkämpfe. Es ist einerseits okay und normal. dass Kinder die Speisen wählen und bevorzugen, die sie gut kennen. Trotzdem sollte ein Kind möglichst viele neue Dinge probieren. Denn nur über das Probieren können wiederum neue Erfahrungen gesammelt werden. Hab also einfach Geduld, esst zusammen, esst vielseitig, habt Spaß beim Essen und biete viele Essanreize - zusätzlich zum Vertrauten. Wobei ich dir wirklich dazu rate, dass du die Babykost, sprich Gläschen, sofort komplett weglassen solltest. Die Grundnahrungsmittel, die du aufgezählt hast, die dein Kleiner isst, die kannst du beibehalten. Sie sollten dann auch stets immer allen anderen Familienmitgliedern zur Verfügung stehen. Denn nur wenn dein Sohn sieht, dass alles für alle da ist, kann dein Kleiner Vertrauen gewinnen und wird sich langfristig auch an andere Speisen wagen. Je mehr euer Sohn bei euch Eltern und den Gewschwistern sieht und authentisch erlebt, was und wie ihr esst, desto mehr und vielseitiger wird auch langfristig einfach essen (wollen). Manchmal erweitern Kinder ihren Essens-erlebnis-horizont nur langsam und allmählich - aber es funktioniert. MIt Routine bspw. Den Zeitpunkt für die Bereitschaft und Akzeptanz bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant.... Deinem Kind gibt diese beschränkte Auswahl momentan viel Sicherheit. Auf Basis des Vertrauten kann er sich gut (und angstfrei) satt essen. Das macht zufrieden. Zusätzlich kann und sollte er Neues probieren. Schaffe dafür die entsprechenden Anreize und lass ihn das Neue selbst entdecken - auf seine Art, in seinem Tempo. Dein Kind kann und wird noch vieles kennen- und liebenlernen. Kinder lieben gewohnte Speisen, denn hier "wissen" sie genau, dass sie diese gut vertragen werden und damit gut satt und zufrieden machen. Lass dein Kind neues probieren, zwanglos, durch Neugier, durch Selstverständlichkeit, Routine, mit Einfühlunsgvermögen, Zeit. Manche Speisen müssen Kinder bis zu 10 mal probieren, bis sie diese gute akzeptieren. Bleibe dran und ermögliche deinem Kind iese Erfahrungen. Ändere die Dinge sofort nachher beim Mittagessen. Lass die Babykost weg und vertraue in die Fähigkeiten deines Kindes. Auch wenn dein Kind nur wenig vom Neuen (zu den Nudeln) essen wird - langfristig führt diese Methode (bei gesunden Kindern) zum gewünschten Ziel - nämlich dazu, die Selbstbestimmung zu fördern und gleichzeitig die kulturell basierte Esserziehung (in eurem familiären Kontext), durch Gemeinschaftserlebnisse bei Tisch (=Anpassung) zu lernen. Also dann Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 21.03.2016