Frage: Wie kann ich andere Sachen schmackhaft machen?

Hallo, meine Tochter ist vor 2 Wochen ein Jahr alt geworden. Morgens isst sie eine Scheibe Volkornbrit ohne Kruste mit Kräuterquark oder Butter (allen anderen aufstrich lehnt sie ab) dazu noch Banane oder Birne (die meisten Obstsorten sind ihr zu hart, Beeren werden direkt vom Tisch geschoben, noch nicht mal zum mund geführt) Mittags isst sie Reis mit Blumenkohl, Zuchini, Brokolie und Fisch oder Fleisch (sie isst keine Nudeln , keine Kartoffeln, keine rote Beete, kein Möhren, kein Fenchel usw,) Nachmittags wieder Birne oder Banane mit Knäckebrot oder zwieback Abends wieder Brot wie morgens und einen kleinen selbst gemachten Naturjoghurt mit püriertem Obst wie Apfel oder Birne. Alles andere wird seit Wochen abgelehnt. Jeder sagt vielfahlt ist wichtig. Aber sie spuckt es aus oder wenn ich sie selber machen lasse wird es noch nicht mal zum mund geführt. So langsam hab ich keine Lust mehr zu kochen. Axo alles unpùriert. Das heisst sie könnte auch Familienkost essen aber so einseitig essen wir nicht. heute zb hab ich lasagne gemacht. Sie hat es total angewiedert vom Tisch geschleudert. Ich weis nicht wie ich da weitermachen soll. Mein Schwiegervater zb hat nur ao tolle Ratschläge wie wenn sie hunger hat dann wird sie schon essen. Hoffe auf einen guten Tipp

Mitglied inaktiv - 16.04.2016, 22:55



Antwort auf: Wie kann ich andere Sachen schmackhaft machen?

Hallo Klara2015 dein Baby ist jetzt ein Kleinkind. Und dies äußert sich auch durch die veränderten Essgewohnheiten. Brotmahlzeiten und einige wenige andere Speisen wie Banane, Birne, Reis und Blumenkohl, Joghurt u.a. nimmt deine Tochter auch schon gut an. Manche Dinge mag sie jedoch nicht probieren oder spuckt es wieder aus. Das ist alles völlig normal und führt langsam trotzdem zum Ziel: zur Familienkost. Bedenke, dass jedes Kind anders ist und in seinem Tempo essen lernt. Die Einführung der Familienkost - zwischen dem 10.-18. Lm geht weit über die reine Nährstoffversorgung hinaus. Es geht um Ernährungserziehung, um Spaß beim Essen, um das Vermitteln von Esskultur. Die Kleinen unterscheiden jetzt noch nicht zwischen Spiel und Mahlzeit. Sie beobachten vielmehr das, was um sie herum passiert und geschieht, sie beobachten andere Esser bei Tisch passen sich an, sie imitieren vorrangig Mama und Papa und Geschwister. Die gemeinsamen Mahlzeiten haben darum vor allem den Zweck, eurem Kind zwanglos die hiesige Esskultur mit all ihren kulinarischen Besonderheiten zu präsentieren. Je mehr Kinder dabei sehen, riechen. erleben, desto besser. Kinder sollten die Gelegenheit bekommen, neue Dinge kennen zu lernen, ohne Zwang, aber durch eigene Neugier, in eigenem Tempo. Sie sollten dabei stets die ihnen bekannten Speisen bekommen, mit denen sie sich satt essen können - und (nur) zusätzlich die Gelegenheit erhalten, Neues kennen zu lernen. Und das geht so: Kinder untersuchen die neuen Dinge i.d.R. zuerst mit den Händen, dann erst mit dem Mund. Manches wird in den Mund genommen und nach kurzen Kaubewegungen geschluckt und manches aber durchaus wieder ausgespuckt. Entweder weil der Geschmack oder das Mundgefühl irritieren. Das ist alles normal. Kinder lieben es, mit Essen zu spielen. Für sie ist der gedeckte Familientisch eine große Spielwiese an Möglichkeiten für neue Entdeckungen. Kinder wollen Essen begreifen. Sie wollen es mit allen Sinnen erfahren. Durch dieses spielerische Herantasten werden Berührungspunkte sanft hergestellt. Im wahrsten Sinne des Wortes tasten sich die Kleinen an das neue Ding heran. Es erspürt die Nahrung mit den Tastsensoren im Mund - die Oberflächenbeschaffenheit, mit den Geschmacksknospen erfolgt die gustatorische Wahrnehmung. Ein sehr unangenehmer Geschmack (-seindruck) führt zu Würgereiz. Manche Speisen müssen Kinder sogar bis zu 10 mal probieren, bis sie diese gut akzeptieren. Die Akzeptanz von neuen Dingen ist auch situationsabhängig. Auch vor diesem Hintergrund ist es gut, neue Dinge immer und immer wieder anzubieten, auch an anderen Orten, zu anderen Zeiten. Kinder sind sog. Supertaster. Geschmackseindrücke und Konsistenzen (das Mundgefühl) werden viel intensiver erlebt als von erwachsenen Personen. Geschmacks-und Tastrezeptoren sind im ganzen Mundraum verteilt, nicht nur auf der Zunge. Krümeliges, Trockenes, Hartes, Bitteres etc wird von ihnen sehr viel intensiver erlebt. Ein Säugling besitzt ca 10000 Geschmackrezeptoren, Erwachsene nur noch etwa die Hälfte. Sehr alte Menschen mitunter nur noch ca 2000. Besonders den Geschmackseindruck bitter lehnen viele Kinder ab. Es wurde auch beobachtet, dass Babys, die HA-Nahrung bekamen, durchaus bitter schmeckende Lebensmittel akzeptieren. Auch die Intensität des Geschmackseindrucks süß wird von Kindern und Erwachsenen verschieden bewertet. Die sog. Reizschwelle für Süßes ist bei Kindern viel höher. Für die Praxis bedeutet dies: wenn du eine Speise als süß empfindest, ist das für dein Kind vermutlich gerade okay im Geschmack. Was du als viel zu süß bezeichnen würdest, bringt erst den Geschmackseindruck "süß" für dein Kind. Umgekehrt lehnt dein Kind bspw eine leicht bitter schmeckende Möhre ab, wohingegen du dies nicht als bitter schmeckend empfindest. Kinder müssen neue Speisen erst langsam und allmählich kennenlernen: neue Geschmackseindrücke sammeln, bewerten, neue Konsistenzen akzeptieren. Kleine Mengen können ausreichen. Kleine Probiermengen von etwas Neuem sind genau richtig: lieber ein ganz kleines Stückchen Kiwi als keines. Die Mengen sind langfristig steigerbar! Familienkost solltest du am besten zusätzlich zum Brei und dem sonstigen gewohnten Essen anbieten. Denn mit dem ihr bekannten Essen kann sich eure Tochter satt essen und nebenbei kann sie ihre persönlichen Esserfahrungen mit neuen Speisen machen. Sie kann sich damit zwanglos und in ihrem Tempo an neue Aromen und Konsistenzen gewöhnen. Macht die gemeinsamen Mahlzeiten zum Erlebnis. Farbenvielfalt, verschiedene Gerüche, die sich schon beim Kochen in der Wohnung verteilen, Kostproben direkt am Herd. All das macht Lust und Neugier auf Essen. Du kannst deine Kleine ab jetzt zu noch mehr Selbständigkeit anleiten und sie viele Dinge selber essen lassen - mit den Händen.Experimentierphase gehört unbedingt dazu und sie vergeht auch wieder. Lass deine Kleine viele Esserfahrungen machen und lass sie immer die gewöhnliche Familienkost mitessen, sodass sie vielerlei Esseindrücke sammeln und damit ihre gustatorische Wahrnehmung schulen kann. Jetzt zählt das Erlebnis der Vielfalt der Speisen - Essen soll neue Eindrücke geben, Kinder sollen Gemeinsamkeit bei Tisch erleben, unsere (bzw eure familieninterne) Esskultur erleben und die sollten neue und auch einmal aussergewöhnliche Geschmackserlebnisse machen können. Biete als Grundlage eine gewöhnliche Mischkost mit 3 Hauptmahlzeiten und 2 ZMZ. Dein Kind kann essen, ohne dass du grammgenau kontrollieren musst, Gesunde Kinder essen nicht zu viel und nicht zu wenig. Generell rate ich dir in dieser Situation zu kleinen Portionen. Dein Kind kann essen bis der Teller leer ist und hat gewissermaßen ein Ziel erreicht, Auch für dich resultiert daraus ein Erfolgserlebnis, das dich innerlich eher lächeln denn grummeln liesse. In dieser Altersphase braucht man als Eltern viel Geduld und Toleranz :) Biete die Kost so an, dass sie deine Tochter gefahrenfrei essen kann. Vielfalt ist trotzdem möglich. Du kannst Familienkost vor den Augen deiner Tochter so zerkleinern, dass sie diese gut essen kann. Richte dich hier ganz nach den Bedürfnissen von deinem Kind. Indem sie die Nahrung auf eigene Faust erkunden kann, wird sie vorsichtig und langsam, in ihrem Entwicklungstempo, auch bald gut mitessen. Du kannst die Speisenauswahl vielseitiger gestalten und deine Kleine querbeet das mitessen lassen, was ihr üblicherweise esst. Das ist eure Familienkultur - eure Familientradition. Daran sollte sich euer Kind langfristig gewöhnen. Manche stark gewürzte Speisen (bspw Sossen) kannst du im Geschmack abmildern. Gib dafür bspw Gemüsemus (evtl aus dem Gläschen - das dient in diesem Fall als Mittel zum Zweck :)) dazu oder Wasser. Deine Tochter bekommt trotzdem einen Hauch Geschmack vom typischen Aroma, eine Ahnung davon und das hilft langfristig die Toleranz für den Geschmack zu entwickeln. Wenn es ihr schmeckt, wird sie mehr haben wollen. Dieses Prinzip der Gewöhnung bleibt während der gesamten kindlichen Entwicklung bestehen. Essen durch Gewöhnung und Beobachtung. Setze dafür auf die Routine und biete Neues, in kleinen Mengen zusätzlich. Das heisst, du kannst quasi jedenTag Banane und Birne anbieten und als Farbklecks auf dem Tellerchen bspw einfach eine einzelne Himbeere platzieren. Am ersten Tag wird sie vielleicht ignoriert und dann isst su sie einfach. Nach ein paar Tagen wird deine Kleine die Himbeere bestimmt selbst probieren wollen. Also dann Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 19.04.2016