Was kann ich machen damit meine 3 Jährige mehr als 2 versch.Sachen z.Mittag isst

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: Was kann ich machen damit meine 3 Jährige mehr als 2 versch.Sachen z.Mittag isst

Hallo, vielleicht haben Sie ja einen Rat für mich. Meine Tochter geht seit 01.09. in die Kita (war vorher 1 Jahr bei der Tagesmutter wo das mit dem Mittag angeblich geklappt hat, aber da gabs nur Gemüse in verschiedenen Varianten und das klein gemacht/püriert), und da isst sie einfach kein Mittag, die versuchen alles aber sie will nicht. Zu Hause bei mir isst sie auch nur 2 verschiedene Sachen, Nudeln oder Nuggets. Bin froh das sie das überhaupt isst, weil sie sehr lange das Fertigessen nur gegessen hat (diese Menüs von Bebivita und Hipp), wir kamen nicht davon loß, wenn sie nicht will dann will sie nicht und damit es nicht so viel Stress gibt geb ich nach und kaufe das was sie mag. Nur jetzt gibt es halt Probleme und würde das auch gern ändern, auch zu Hause. Anbieten tue ich es ihr, wenn ich was anderes mache (für mich). Aber bei Nudeln essen wir zusammen, sonst mach ich mir immer was anderes. Ich weiß ich muss da mehr durchgreifen und hart bleiben. Ist schwierig. Sie kann da auch sehr laut werden... Das halten meine Ohren nicht aus. Wenn sie in der Kita nichts isst darf ich ihr wenn ich sie abhole nichts süßes (Keks/Quetschi) geben (auf dem Weg nach Hause) stimmst? Sie hat dann so ein Hunger. Sind danach immer noch einbißchen auf dem Spielplatz und würden erst 1-2 Stunden später zu Hause ankommen. Noch hole ich sie direkt nach dem Mittag ab, ab morgen wollen wir es versuchen ob sie da schläft, wahrscheinlich ohne essen dann ins Bett... Oh Gott

von Sarah feat. Amely am 05.09.2016, 10:51



Antwort auf: Was kann ich machen damit meine 3 Jährige mehr als 2 versch.Sachen z.Mittag isst

Hallo Sarah ich schlage vor, dass du dich mit deiner Frage noch einmal an Sylvia Ubbens wendest. Sie kann dir bestimmt gut weiterhelfen. Im Rahmen meiner Arbeit hier im Forum Kochen für Kinder kann ich leider nicht ganz optimal weiterhelfen. Kinder sind tatsächlich sehr anpassungsfähig. Sie können eine Mahlzeit bei Nichtgefallen einfach ausfallen lassen oder nur ein bisschen etwas davon essen. Bei der nächsten Mahlzeit holen sie sich ihren notwendigen Kaloriennachschub, zur Not auch bei der übernächsten. Wenn ihnen das Angebot bei einer Mahlzeit nicht zusagt, schaffen sie es problemfrei bis zur nächsten Mahlzeit. Und wenn es den Kleinen außerordentlich gut schmeckt, können sie locker eine große Menge essen, um es bei den nächsten Mahlzeiten entsprechend wieder einzusparen. Es wäre jetzt an der Zeit, Lösungen zu finden, die dein Kind zu einer guten und unkomplizierten Esserin heranwachsen lassen. Beginne zunächst bei dir selbst. Halte dir vor Augen, dass dein Kind sich umso besser an die Familien/KiTakost gewöhnt, je weniger du dich sorgst und für Extras (auf dem Nachhauseweg bspw) sorgst. Ein einfacher Rat lautet; du (die KiTa) bestimmst was es gibt und dein Kind darf bestimmen, wie viel sie davon isst. Das Angebot sollte ausgewogen und vielseitig, kindgerecht sein. Ein gesundes Kind verhungert nicht vor vollen Tellern - und auch dein Kind isst. Das ist eine gute Vorraussetzung. Deine Tochter isst nur nicht so, wie du es dir vorstellst. Dies gilt es zu ändern. Hab Vertrauen in die Fähigkeiten deines Kindes, dass sie sich bei einem ausreichenden Speisenangebot satt essen kann. Was sie bei einer Mahzeit verpasst. holt sie sich spätestens bei der übernächsten. Vermeide das Zwischendurch essen. Das gemeinsame, schön gestaltete Essen ist das beste Mittel, um eure Tochter langfristig an neue Geschmackserlebnisse und neue Konsistenzen heranzuführen. Je weniger du, die Erzieherinnen und/oder andere Mitesser die besonderen Essvorlieben unterstützen, sei es verbal oder durch die Haltung (bspw genervt, besorgt, belustigt), desto besser wird sich deine Tochter einfügen. Vermeide unbedingt Machtkämpfe. Wie du mit einem "Schreien" umgehen lernen kannst .- dazu kann dir Frau Ubbens bestimmt Tipps geben. Es ist einerseits okay und normal. dass Kinder die Speisen wählen und bevorzugen, die sie gut kennen. Trotzdem sollte ein Kind möglichst viele neue Dinge probieren. Denn nur über das Probieren können wiederum neue Erfahrungen gesammelt werden. Hab also einfach Geduld, esst zusammen, esst vielseitig, habt Spaß beim Essen und biete viele Essanreize - zusätzlich zum Vertrauten. Manchmal erweitern Kinder ihren Essens-erlebnis-horizont nur sehr langsam. Aber Kontinuität und Konsequenz sowie authentisches Vorleben helfen. Den Zeitpunkt für die Bereitschaft zu probieren und daraus eine möglich resultierende Akzeptanz geschehen oft in unerwarteten Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant.... Deinem Kind gibt diese beschränkte Auswahl momentan übrigens viel Sicherheit. Auf Basis des Vertrauten kann sie sich gut (und angstfrei) satt essen. Das macht zufrieden. Zusätzlich kann und sollte sie aber unbedingt Neues probieren. Schaffe dafür die entsprechenden Anreize und lass ihn das Neue selbst entdecken - auf seine Art, in seinem Tempo. Dein Kind kann und wird noch vieles kennen- und liebenlernen. Kinder lieben gewohnte Speisen, denn hier "wissen" sie genau, dass sie diese gut vertragen werden und damit gut satt und zufrieden machen. Lass deine Tochter immer wieder spielerisch Neues probieren, zwanglos, durch Neugier, durch Selbstverständlichkeit, Routine, mit Einfühlungsvermögen, mit Zeit. Manche Speisen müssen Kinder bis zu 10 mal probieren, bis sie diese gut akzeptieren. Bleibe dran und ermögliche deinem Kind diese Erfahrungen. Lass die Extras weg und vertraue in die Fähigkeiten deines Kindes. Auch wenn dein Kind nur wenig vom Neuen (zu den Nudeln) essen wird - langfristig führt diese Methode (bei gesunden Kindern) zum gewünschten Ziel - nämlich dazu, die Selbstbestimmung zu fördern und gleichzeitig die kulturell basierte Esserziehung (in eurem familiären Kontext), durch Gemeinschaftserlebnisse bei Tisch (=Anpassung) zu lernen. Also dann vielleicht hilft dir das weiter Grüße Birgit S.

von Birgit Neumann am 06.09.2016