Frage: Tomaten und 1000 Familienkostfragen

Hallo Birgit, meine Maus ist jetzt fast 10 Mo alt und isst immer noch wie ein Spatz. Umso glücklicher bin ich, dass sie mehr und mehr von meinem Essen möchte. Brotrezepte habe ich mir hier schon herausgesucht, mag sie sehr gern. Hast du eine Idee, warum sie im Brotbackautomaten nichts werden? Ich mache es per Habd und nehme immer die einfache Variante, ist super. Der Automat wäre so praktisch. Darf sie inzwischen alles essen? In der Familienkost ist kaltgepresstes Öl etc. Heute hatte ich ein paar Kidneybohnen im Salat. Natürlich fand sie die super interessant. Darf sie die essen? Muss man die aus der Dose nochmal kochen, wegen des Phasin oder sind die bereits verzehrfertig? Wie sieht es mit Erbsen aus dem Glas oder TK-Erbsen aus, wegen der Blausäure? Wie lange müssen rote oder braune Trockenlinsen gekocht werden? Sie isst natürlich nur ganz kleine Mengen von den Konserven, aber ich Simon ihr alles geben, was sie interessiert, wenn sie schon mal Interesse am Essen zeigt. Sie bekommt vor allem die rohen Sachen ab, ungewürzt. Vor allem Tomaten liebt sie, neulich ausversehen sogar ein Stück mit Schale. Nun meinte eine Freundin, Babys dürften keine roten Tomaten essen, wegen der Blausäure... ich dachte, es ginge nur um Solanin u d das sei ok, wenn man die Blüte herausschneidet. Was stimmt denn nun? Danke für die ganze Hilfe

von Anastasya am 31.10.2016, 20:49



Antwort auf: Tomaten und 1000 Familienkostfragen

Hallo Anastasya wenn du einen Brotbackautomaten hast, kannst du darin Brote backen, die ebenfalls aus einfache Rezepturen zubereitet werden. Mehl, Wasser, Hefe, Salz, Zucker reichen aus. Befülle deinen Automaten mit der maximalen Menge und backe das Brot entsprechend den üblichen Vorgaben deines Gerätes. Deine Kleine kann im Rahmen der Familienkost jetzt (fast) alles probieren und vieles schon mitessen. Es gibt nur ein paar wenige Ausnahmen*, Lebensmittel die für Baby/Kleinkinder definitiv tabu sind. Bspw Honig oder Chili. Kidneybohnen zum Porbieren sind völlig okay. Geschmack und Konsistenz ist für deine Kleine eine lustige Alternative zum herkömmlichen Babyfood, Die Menge ist beim Probieren immer gering, sodass das meiste stets problemfrei gekostet werden kann. Bohnen aus der Dose sind verzehrfertig, da gekocht. Auch Erbsen aus TK oder Dose/Glas sind wunderbare Kleinkindkost. Ggf kann es erforderlich sein, die Erbsen vor Verzehr etwas platt zu drücken, wegen der dadurch geringeren Verschluckungsgefahr. Hülsenfrüchte, mit Ausnahme von Erbsen und Zuckerschoten, müssen immer gekocht werden. Erbsen haben unter den Hülsenfrüchten eine Sonderstellung. Rote Linsen haben eine Garzeit von ca 20 min. Braune Linsen brauchen viel länger und sollten zuvor über Nacht eingeweicht werden. Einweichwasser verwerfen. Auch (rohe) Tomaten darf deine Kleine essen, wenn sie mit der evtl harten Schale/Kernchen klarkommt. Tomaten enthalten, je nach Sorte mehr oder weniger Fruchtsäure. Diese kann ggf einen wunden Po verursachen. Milde Tomatensuppe, Tomatensugo auf Pizza ist für die Kleinkindkost sehr gut geeignet. Du machst es schon richtig, wenn du deine Tochter bei dir einfach probieren lässt. Genau so klappt der Umstieg auf Familienkost. Grüße Birgit S. * Nur bspw gepökelte Wurstwaren, bzw Schinken, Salami, Rohwurst oder Rohmilchkäse sind noch nicht optimal geeignet. Ebenso kritisch in der Babykost sind: Kernchen bei Himbeeren können im Mundraum stören und irritieren, beim Verschlucken ggf Probleme machen. Es ist empfehlenswert, evtl Kernchen vor Verzehr zu entfernen (Marmelade, Eis, Joghurt besser ohne). Es sollte aber kein Problem sein, wenn deine Tochter ein paar Himbeeren pur isst - da kommt es einfach darauf an, wie sie individuell das empfindet. Leinsamen/Chiasamen ist wegen des enormen Quellvermögens noch nicht gut. Betreffs Rohmilchkäse (und Listeriengefahr i.A., sowie Toxoplasmose, Salmonellen) ist es ähnlich wie bei Schwangeren - Kinder sind kleiner und dadurch schneller anfällig, und ihr Immunsystem ist noch nicht gut ausgereift. Nicht jeder Rohmilchkäse hat Listerien - die Wahrscheinlich ist hierbei nur höher. Vorsicht auch bei Rohkost - diese immer super gut waschen, waschen, waschen! Wenn du Rohmilchkäse durcherhitzt, besteht keine Gefahr mehr und dein Kind kann mitessen. Bei Weichkäse wie Brie oder Camembert kannst du die Rinde wegschneiden, dann verringerst du das Risiko enorm Listerien wachsen nicht ins Käseinnere. Salami ist sehr würzig und eignet sich für die tägliche Ernährung noch nicht optimal. Probieren oder Minimengen auf Pizza bspw aber erlaubt! Fischgerichte (auch bei Filet) immer genau auf Gräten prüfen. Fischstäbchen (können nach dem Garen von der Panade befreit werden) sind i.d.R. grätenfrei und eignen sich deshalb besonders gut. Hirse, Quinoa und Amaranth sollten regelmäßig und in größeren Mengen besser erst ab dem 3. Lj auf den Tisch kommen. Kleine Mengen und das mal ab und zu sind kein Problem. Ausnahme: (Baby-)Hirseflocken. Zwiebel, Knoblauch sind individuell unterschiedlich verträglich und deshalb gibt es keine Empfehlung :-) Chili meiden. Fertiggerichte sind häufig sehr würzig und deshalb nicht optimal. In reichlich Fett gebratene Speisen sind etwas schwerer verdaulich, weshalb sie für die Kleinsten vor allem abends weniger gut bekömmlich sind. Besonders Fleisch sollte deshalb schonend gebraten werden. Rohe Möhre (Kohlrabi) und roher Apfel sind noch zu hart und größere Stücke könnten abbrechen. Diese eher härteren Obst/Gemüsesorten eignen sich als Rohkost, wenn sie fein geraffelt angeboten werden. Die Paprikahaut ist schwer verdaulich, weshalb Paprika (rot =süß) meist gut akzeptiert wird, wenn sie geschält angeboten wird. Heidelbeeren kannst du ggf zerdrücken, bevor sie dein Kleine aufnimmt und sich in den Mund steckt. Die Gefahr der Aspiration ist bei Kleinkindern etwas höher und so ein kleines rundes Obststückchen könnte in die Luftröhre gelangen. Das sind alles Horrorszenarien - ich weiß - aber ich versuche einfach nur die vielfältigen Warnhinweise etwas zu erklären. Aus diesem Grund sind auch Nüsse nicht geeignet - nur gemahlen oder als Mus. Keinen rohen Fisch (kein Sushi). Mit evtl Schwermetallen belastete Fische (Tunfisch bspw) eher selten geben Keine rohen Eier. Kein Chili u. ähnliche scharfe Sachen. Etwas Vorsicht bei der Speisenauswahl ist durchaus angemessen, aber übertreiben musst du es nicht. Kleinkindgerechte Speisen sollten gut kau - und schluckbar sein. Wenn du dir bei etwas unsicher bist, dann gib deinem Kind erst mal nur wenig davon und nicht täglich.

von Birgit Neumann am 02.11.2016