Hallo,
meine Tochter ist 10 Monate alt und sie bekommt zurzeit 3 Breie am Tag und wird gestillt.
-Morgens: Muttermilch
-Mittags: Gemüse Kartoffel Brei / 2 x die Woche mit Fleisch, 1 x Fisch. (Ich habe schon öfters gelesen, dass man 4-5 x die Woche Fleisch geben sollte. Meine Hebamme sagte mir damals 2 x die Woche)
- Muttermilch zum Mittagsschlaf (klappt leider noch nicht ohne Stillen)
Nachmittags: Getreide Brei mit frischen Obst
Abends: Dinkel Hafer Schmelzflocken mit frischen Obst (Milchbrei mag sie nicht)
Stillen zum schlafen und Nachts ebenfalls nach Bedarf zum wieder einschlafen.
Zwischendurch bekommt sie, nach Bedarf, Gurke, Zwieback.
Sie probiert beim Mittagessen bei uns auch schon mit, wenn sie das möchte. Kartoffelstücke, Gemüse..
Wenn wir langsam auf Familienkost umsteigen, was bietet man denn zum Abendbrot und zum Nachmittag an? Frühstück wahrscheinlich Müsli, Joghurt, Toast/ Brot, Mittags würde ich alles kochen was ich bisher auch gekocht habe (bloß langsam nicht mehr pürieren).
Und wie sieht das mit den Mengenangaben aus? Bisher konnte ich mich an der geschafften Grammzahl an Brei orientieren. Da wusste ich, ob sie gut gegessen hat oder auf jeden Fall noch Milch braucht. Manchmal gibt es Tage, an dem sie nicht viel Brei möchte und sich nicht satt isst und dann noch Milch möchte..
Ich freue mich über Infos und danke für die Antwort.
LG
von
Mellorine
am 04.08.2017, 15:41
Antwort auf:
Start in die Familienkost
Hallo Mellorine
du darfst dein Baby weiterhin so viel stillen, wie es notwendig ist. Die Muttermilch liefert deinem Baby weiterhin alle wichtigen Nährstoffe, Kalorien und Flüssigkeit. Solange du deine Tochter stillst und diese auch gestillt werden möchte, brauchst du dir keinerlei Sorgen zu machen. Die Ernährung deiner Tochter ist perfekt. Muttermilch ergänzt die Beikost und Familienkost in vielen Aspekten. Die Nährstoffversorgung (bspw Eisen, Calcium, etc) durch in der Mumi enthaltene spezielle Transportsysteme ist sehr gut. Und deine Kleine kann evtl Nahrungsdefizite ( bspw wenn sie zu müde zum sattessen ist) durch das Saugen und Trinken von Mumi ausgleichen. Auch die Flüssigkeitszufuhr ist hiermit bestens geregelt. Mumi verbessert auch die Verdauung.
Du siehst, eine Mengenüberwachung von Portionsgrößen brauchst du nicht vorzunehmen.
Familienkost ergänzt jetzt die üblichen Breie. Familienkost dient auch nicht nur der Ernährung, sondern hat zum Inhalt, deinem Kind unsere Esskultur zu zeigen. Familienkost soll Spaß machen und deinem Kind Neues zeigen. Dabei sind Geschmack und Erlebnis der Mahlzeiten wichtige Punkte im Erziehungskonzept, die deine Tochter zu einer guten Esserin reifen lassen sollen. Nutze die Neugier und das Interesse deiner Tochter aus und lass sie viel probieren und im Rahmen ihrer Möglichkeiten (mit)essen.
Je mehr eure Tochter bei euch Eltern sieht, was und wie ihr esst, desto mehr möchte sie dem nacheifern. Das prägt nachhaltig. Ihr seid das beste Vorbild für euer Kind. Essen ist doch viel mehr als nur das Stillen von Hunger. Es sind auch und besonders, kulturelle Erfahrungen, die sich am Esstisch manifestieren.
Lasst eure Tochter jetzt auch vermehrt selbständig essen (gebt entsprechende Unterstützung, falls nötig), lasst sie kauen, schmecken, fühlen. Unterstützt sie in ihrer Entwicklung und bietet ihr Brei, und dazu immer mehr stückige Kost, Vielfalt und Geschmack, Erlebnis bei Tisch, Familienkost eben.
Es ist jetzt fast alles erlaubt, was eure Tochter gut essen, kauen, schlucken kann. Es gibt nur ein paar wenige Einschränkungen.
Ab dem 10. Lm beginnt eine neue Ära. Euer Baby wird zum Kleinkind. Babys wachsen in den ersten Monaten sehr schnell. Sie wachsen in die Länge und nehmen viel Gewicht zu. Das alles erfordert die Aufnahme großer Kalorienmengen = "Hunger". Sie brauchen und trinken viel "Milch". Mit etwa 10 Lm ist diese schnelle Wachstumsphase in der Regel nun weitestgehend abgeschlossen und auch das Saugbedürfnis lässt nach, das Gebiss will benutzt werden. Die feinmotorischen Fähigkeiten sind nun soweit ausgebildet, dass das Kauen und Schlucken fester Partikel i.d.R. sehr gut funktioniert. Und aufgrund des weniger schnellen Wachstums, reichen zwischenzeitlich kleinere Nahrungsmengen, um trotzdem optimal versorgt zu sein.
Die Größen und Gewichtszunahme stagniert jetzt eine ganze Weile. Fingerfood, Familienkost sowie Milch und etwas Brei reichen aus.
Ab dem 10. Lm können Babies langsam, wenn diese auch möchten, an ein normales Frühstück herangeführt werden. Zusätzlich zur üblichen Morgenmilch gibt es dann ca eine halbe Scheibe Butterbrot, ohne Rinde, in kleine Stückchen geschnitten. Mischbrot oder ein sehr feinvermahlenes Vollkornbrot ohne grobe Körner - das ist geeignet.
Die Brotmahlzeit sollte deine Tochter idealerweise selbständig essen und kauen. Das ist (Muskel)Training par excellence und wichtig für die Gesamtentwicklung.
Als grobe Orientierung kann folgende Aufstellung nützlich sein:
morgens:
Butterbrotstückchen und Muttermilch
neu ist jetzt, dass der Start in den Tag mit einer Beilage zur Milch begonnen werden kann/sollte. Ideal ist dazu ein kohlenhydrathaltiger Zusatz in Form von Getreide im Brot oder Getreide als Müsli.
Es geht auch darum, dass du dein Kind langsam an eine 1. Mahlzeit am Tag, an ein Frühstück, am Tisch sitzend, gewöhnst. Morgens ist die Bereitschaft zum Kauen noch hoch. Kauen ist wichtig für die Ausbildung einer kräftigen Kaumuskulatur.
ZMZ: Brot oder Obst
je nach dem wie lange die Zeitspanne bis zum Mittagessen ist, kann eine Zwischenmahlzeit sinnvoll sein. Hier gibt es entweder etwas Obst oder je nach dem evtl auch noch einmal etwas Brot.
ggf Mumi
Mittagessen:
ggf gewohnter Brei, dazu Mittagessen - entweder sehr basic in Anlehnung an die üblichen Breie (alle Zutaten separat, breiig oder stückig, oder bereits bekannte einfache Gerichte wie Nudeln mit Sosse, Pizza etc und/oder Familienkost
neu ist jetzt, dass neben dem üblichen Brei und bekanntem Fingerfood auch schon Familienkost, vermehrt stückige Nahrung und das selbständige Essen, das Erlebnis ganz besonders im Vordergrund der Mahlzeit stehen.
Nachmittag/ZMZ:
Obst oder Getreidestängelchen o.ä., ggf Kuchen, Babykekse, Muffins, Waffeln etc
nachmittags ist ein Energienachschub durch Kohlenhydrate (Obst und/oder Getreide) erwünscht
ggf stillen
Abends:
Brot und Milch (stillen) oder Nudeln und stillen etc
die Kombination aus Getreide mit Milch fördert den guten Nachtschlaf.
dazu Obst/Gemüse ggf Rohkost
nachts ggf stillen
tagsüber zwischendurch bzw nach den Mahlzeiten:
ggf zusätzlich Getränk (Wasser/Tee) anbieten, stillen nach Bedarf
Die Familienkost ergänzt die übliche Beikost.
Mein Vorschlag ist:
Beginnt morgens mit kleinen Brotstückchen und lasse dafür den GOB weg.
etwa eine halbe Scheibe Butterbrot, ohne Rinde, in kleine Stückchen geschnitten. Mischbrot oder ein sehr feinvermahlenes Vollkornbrot ohne grobe Körner ist geeignet.
Zu Anfang reicht schlicht Butter. Auch Frischkäse oder Mandelmus oder Avocado, etvtl pflanzliche Brotaufstriche kannst du draufgeben.
andere Vorschläge für ergänzende Familienkost:
Bananenküchlein:
Banane mit der Gabel zerdrücken, 1 Ei verquirlen und beides vermischen. Teig in heissem Öl in einer Pfanne ca 4-5 kleine Pfannküchlein backen. Das geht besonders gut in einer beschichteten Pfanne mit etwas Kokosöl.
Grießschnitten für abends:
200ml Kuhmilch
ca 35g-40g (*/-) Grieß
Grieß mit der Milch in einem geeigneten Topf aufkochen, rühren, rühren, rühren und kurz quellen lassen, danach auf einen Teller streichen, stehen lassen, bis es gut fest ist. Das geht schnell. Jetzt kannst du entweder Motive ausstechen oder den festen Brei in Stücke schneiden, dazu etwas flüssige Butter, ggf nochmals erwärmen und Obstmus (selbst zubereitet?) zugeben.
Haferflockenbratlinge
1-2 kleine Tomaten (roh) mit ggf frischem Basilikum pürieren
1,5 Tl Öl zugeben, 50-60g feine Haferflocken. 15-20g Mehl, würzen
1 kleine Zwiebel ganz fein schneiden, in etwas Öl/Wasser gar und weich dünsten.
Die Haferflocken mit den Tomaten und Gewürzen, den gedünsteten Zwiebeln vermengen. Danach das Mehl zugeben. Masse ca 20 min quellen lassen.
Esslöffelweise in eine Pfanne mit heißem Fett geben und braten.
Schmecken auch kalt und aufgewärmt sogar noch besser.
Schupfnudeln ohne Ei
600g Kartoffeln kochen, pellen, zerstampfen, Salz zugeben 150g Mehl und 1 EL Stärke. Kneten und formen.
In Salzwasser aufkochen, bis sie oben schwimmen dann abschöpfen, und in Butter anbraten.
Bspp für Obstsnacks:
fein geriebener oder gekochter Apfel.
Banane in Scheiben oder am Stück, auch zerdrückt wunderbar geeignet. Birne, wenn weich ist ideales Fingerfood.
Pfirsich und Nektarinen ohne Haut sind super geeignet
Trauben geviertelt und ohne Kerne sind möglich.
Melone ggf auch Papaya oder (Bio-)Mango, sowie zerdrückte Heidelbeeren, Avocado oder Kiwi ist möglich.
Erdbeeren oder andere Beerenfrüchte...die Kernchen von Him- bzw Brombeeren evtl vorher entfernen - einfach durch ein Sieb streichen.
Süßkartoffelfingefood:
150g Süßkartoffel
1 mittelgroße Zwiebel
2 TL getrocknete Petersilie
1 EL Margarine/Öl
Salz
Öl
50g Haferflocken, zerkleinert
Zwiebel fein schneiden, in der Margarine weich dünsten. Die Süßkartoffel dämpfen, mit der Gabel zerdrücken. Zwiebel und Gewürze untermischen, Hafer dazu geben. Ca 20 min quellen lassen.
Aus der Masse kleine Patties formen. Mit feuchten Händen, anschließend in Semmelbröseln wälzen, und vorsichtig und sanft leicht anbraten
Das Kennen lernen und die Gewöhnung an neue Familienspeisen funktioniert i.A. so:
Kinder untersuchen die neuen Dinge i.d.R. zuerst mit den Händen, dann erst mit dem Mund. Manches wird in den Mund genommen und nach kurzen Kaubewegungen geschluckt und manches aber durchaus wieder ausgespuckt. Es geschieht alles nur soweit, wie deine Kleine mit der Nahrung umgehen kann und will. Die angebotenen Speisen sollten darum etwas weich sein, damit sie mit dem Gaumen und der Kraft auf den Kauleisten zerdrückt werden können.
Du kannst also beginnen und die Zeit nutzen, um deiner Tochter möglichst viele Lebensmittel, Speisen, Gerichte, einschließlich ihrer typischen Aromen anzubieten, damit sie sich daran gewöhnen kann.
Biete eine große Vielfalt an Speisen und esst immer zusammen, weil du (und Papa und andere Esser bei Tisch) das beste Vorbild bist. Familienkost solltest du so zubereiten, dass dein Baby gefahrenfrei mitessen kann. Beim Fleisch ist es hilfreich bspw Hack anzubieten oder das Fleisch so kleinzuschneiden, dass sie es gut schlucken kann. Gut und weich ist bspw Gulaschfleisch, Hühnchenschenkel oder Pute, Bratenfleisch oder Würstchen. Hackfleisch kann man auf vielerlei Arten zubereiten. Neben der klassischen Frikadelle gibt es noch weitere Möglichkeiten wie bspw in Sossen (Bolognese, Lasagne, Moussaka, Börek) oder als Füllungen.
Eure übliche Familienkost kannst du vorübergehend einfach weniger salzen und vor allem gesund und reichhaltig gestalten. Dein Baby kann damit erste lustige Erfahrungen sammeln und neue Lebensmittel kennen-und lieben lernen. Sie kann sich mit kleinen Probiermengen einfach und langsam an die neue Aromen und Konsistenzen gewöhnen ohne überfordert zu werden.
Gib ihr außerdem klassische Breizutaten - einfach gekocht und pur - in die Hand: Kartoffeln, Gemüsestücke u.v.m.
Also dann
Grüße
Birgit Neumann
von
Birgit Neumann
am 07.08.2017