Frage: Sohn isst sehr einseitig

Hallo, mein Sohn, 3 Jahre isst sehr einseitig. Es gibt nur wenig Auswahl an Lebensmitteln die er isst. Zum Frühstück Brot oder Toast mit Butter (wenn es nach ihm geht immer mit Marmelade). Keine anderen Dinge aufs Brot. Kein Käse, Wurst, Frischkäse, einfach nichts (selbst Nutella - war ein Versuch - mag er nicht)! Mittags Beilage, da immerhin sowohl Nudeln als auch Kartoffeln und Reis. An Fleisch nur Würstchen und wenn man Glück hat auch mal ein Stück Fleisch. Gemüse fast ausschließlich Möhren, mal Mais oder rohe Gurke... Manchmal hört man, dass Kinder es auf ein mal wo anders Essen nur zu Hause nicht. Er macht da aber keine Unterschiede. Kita, Oma, zu Hause - überall gleich. Ich habe schon viel ausprobiert. - ansprechendes Anrichten auf Teller - selber auftun lassen - animieren auch andere unbekannte Dinge zu probieren - alles einzeln anbieten (Aufläufe, alles wo es zusammen ist verweigert er gleich) - und natürlich auch sich gar keine Gedanken zu machen und es laufen zu lassen, Druck rausnehmen. Das geht auch immer mal ganz gut (also das Druck raus nehmen, ändern tut sich dadurch auch nichts)...aber: Jetzt gerade bin ich gerade mal wieder an einem Punkt wo ich mir Gedanken mache. Bin ich einfach zu einfallslos oder ist das komplett normal? Er ist normalgewichtig und ich sage mir immer das er sich schon die Nährstoffe holt die er braucht. Aber es lässt mich nicht ganz los. Zumal es ja für den Rest der Familie auch noch schmecken soll und Abwechslungsreich sein soll. Man merkt: ich bin gerade ziemlich frustriert was die Ernährung von ihm und der ganzen Familie angeht. Vielleicht bekomme ich hier ja Anregungen. Vielen Dank schon mal.

von JoJoJä am 26.08.2017, 01:53



Antwort auf: Sohn isst sehr einseitig

Hallo JoJoJä nicht wenige Kinder sind sog. picky-eater, wie auch dein Kind. Viele Kinder haben ausgewählte Speisen, die sie am liebsten wochenlang essen möchten und zeigen sich dabei wenig interessiert an Neuem. Für die Nährstoffbilanz wäre dieses picky-Essverhalten nicht weiter dramatisch, so lange dein Kind isst und er aus einem angemessenen Angebot wählen kann. Gesunde Kinder werden bei einem ausreichenden Nahrungsangebot, das gewöhnliche Lebensmittel (bspw Brot, Erdbeeren, Käse, Würstchen, Gurken, etc = alle Lebensmittelgruppen beinhaltend)) enthält, i.d.R. ausreichend mit allen Nährstoffen versorgt, so dass man als Eltern i.d.R. keinen Nährstoffmangel bei seinem Kind befürchten muss. Es gibt hierzu Studien, die bestätigen, dass Kinder bei einem ausreichenden Nahrungsangebot, sich durchaus, in der Wochenbilanz, ausgewogen ernähren. Allgemein wird hier eher dazu geraten, Kindern einen gelassenen Blick auf das Thema Ernährung zuteil zu kommen zu lassen. Der Erziehungsauftrag sollte mehr in der Rolle des Vorbildes gelebt werden und weniger durch Worte geschehen. Essen sollte zur Selbstverständlichkeit werden. Essen sollte weder als Belohnung noch als Bestrafung und auch nicht gegen Langeweile eingesetzt werden. Aber okay, das hilft dir auch nicht weiter. Es zeigt dir lediglich, dass du nicht alleine bist und mit diesem Problem und die meisten Kinder trotzdem gut gedeihen. So wie auch dein Kind, wie du schreibst. Ich versuche dir ein paar Tipps zu geben, die auch dein Kind irgendwann zu einem "besseren", weil angepassteren Esser wachsen lassen können: 1. du brauchst und solltest nicht den bequemsten Weg zu gehen und deinem Kind nur seine Leibpeisen zu kochen. Es ist viel sinnvoller, wenn nicht du dich an die Wünsche und Vorlieben deines Kindes anpasst. Die Anpassung sollte umgekehrt erfolgen und dein Kind sollte sich an eure familiären Essvorlieben gewöhnen. An diese typischen Familienspeisen kann sich dein Sohn wiederum nur gewöhnen, wenn er die Chance dazu erhält, diese ausgiebig kennen zu lernen. Das Kennen lernen und Gewöhnen an neue Speisen klappt meist sehr gut, wenn dein Kind sich langfristig an Neues heranwagen (langsam, hungrig und mit Spaß) kann.Wenn er immer und immer sieht wie andere Esser bei Tisch genussvoll essen. Wenn er immer und immer wieder die Speisen sieht und riecht, wenn er Neues wieder erkennt. Wiederholungen sind dazu wichtig. 2. als Eltern darf und sollte man die individuellen Bedürfnisse des Kindes achten, diese im familiären Kontext beim Essensangebot berücksichtigen, jedoch möglichst keine Extrawürste servieren, sondern besser ein umfangreiches Angebot bieten, und zwar verfügbar für alle. 3. nehmt euch genügend Zeit zum Essen und richte die Portionen, die Speisen hübsch an. Der erste Eindruck ist durchaus wichtig. Statt einem Berg Nudeln mit Sosse auf dem Teller, durcheinander gemischt, anzubieten, hilft es bspw, wenn sich dein Kind eine Portion Nudeln selbst nimmt, und ein teeöffelgroßer Klecks Sosse daneben platziert wird. So kann sich dein Kind langsam mit der Sosse oder was auch immer, vertraut machen. Wenn etwas direkt auf dem Teller liegt, wächst die Chance, dass dein Kind aus Neugier probieren wird. Belasse es nicht bei einem einmaligen Versuch, sondern serviere das gleiche Gericht in der nächsten Woche wieder. Und wenn es ihm beim Probieren einer klitzekleinen Menge dann schmeckt, dann isst dein Kind mehr. Vielleicht erst beim nächsten Mal - aber der Anfang ist gemacht, die Scheu ist überwunden. 4. achte darauf, dass ihr nur am Tisch und nur zu den Mahlzeiten esst, damit Hunger entstehen kann. Essen sollte immer freiwillig geschehen und darum sollte Essen Spaß machen. Spaß macht das Essen dann, wenn es lustig am Tisch zugeht und trotzdem eine liebevolle Strenge dafür sorgt, dass Tischmanieren und andere familieninterne Gebote befolgt werden. Eines dieser Gebote kann/sollte sein, dass kind etwas probieren sollte, bevor die Speise kategorisch mit "Nein" abgelehnt wird. Denn manch neuer Geschmack kann nur beurteilt werden, wenn tatsächlich (mit mehreren Sinnen wahrgenommen) probiert wurde. Zum Probieren reicht es schon aus, wenn es bspw nur mit den Lippen berührt wurde. Das Probiergebot gibt Kindern eine Chance aus einer kategorisch ablehnenden Haltung herauszufinden. Es gibt ihnen die Chance Neues zu entdecken. Und das klappt umso besser, je selbstverständlicher das Probieren neuer Speisen ist. Die Probiermenge darf dein Kind selbst bestimmen. Und es darf auch ablehnen, falls etwas optisch nicht zusagt. Ich habe kürzlich ein passendes Buch zum Thema gelesen:(French kids eat everything + Getting to YUM, von Karen LeBillon. Die Autorin beschreibt hierin sehr detailliert eine Methode, wie alle Kinder mittels Probieren neue Speisen lieben lernen. Bspw erklärt sie, dass es sinnvoll sein kann, ein Lebensmittel in drei verschiedenen Konsistenzen anzubieten Bspw kann man eine Möhre roh fein reiben, man kann sie zu einer leckeren Suppe kochen, man kann sie gedünstet in Stückchen als Beilage anbieten. Häufig ist nicht der Geschmack für die Kinder das Problem, Neues zu akzeptieren, sondern die Konsistenz. Viele Kinder essen plötzlich etwas zuvor Verschmähtes, wenn es in einer anderen Form (bspw besser kaubar, besseres Mundgefühl) angeboten wird. Macht aus dem Probieren ein Spiel - nicht am Esstisch während der Mahlzeit sondern separat - als Spiel - dann geht es um Geschmacksfragen statt um Ernährung und die Breitschaft mitzumachen ist höher. Frage interessiert nach, ob ihm das angebotene Essen schmeckt, oder ob er bspw findet, dass es zu stückig, breiig, fad etc ist. Frage ihn, was ihm am besten gefällt. Ich empfehle dir jetzt, dass du langfristige Wege gehst. Du brauchst dir nicht zum Ziel zu setzen, dass das Verhalten deines Sohnes morgen schon anders sein wird. Versuche in einem längeren Zeitraum zu denken, den du für die langsame Änderung nutzen willst. Vertraue darauf, dass es sich ändern wird. Je gelassener du alles betrachten kannst, desto eher wird sich sein Verhalten am Esstisch ändern. Es muss nicht dein Ziel sein, dein Kind dazu zu bringen, dass er alles isst. Es sollte besser dein Ziel werden, dein Kind am Esstisch mit Spaß und Freude, mit Hunger und Neugier, essen zu lassen. Das beginnt beim Decken des Tisches. Am Esstisch sollte eine ruhige und schöne Atmosphäre herrschen, die ausreichend Zeit lässt, die angebotenen Speisen zu betrachten, zu riechen, Appetit zu machen .- beim Betrachten. Dazu zählt auch schönes Essgeschirr, evtl eine Tischdecke oder schöne Tischsets, ein paar Blümchen? Hier: https://www.rund-ums-baby.de/forenbilder/index.htm?seite=1&forum=kochen-fuer-kinder&bild=3#start ist ein Vorschlag für das Anbieten von Karottensalat (Nüsse gegen Rosinen tauschen). Wenn du diesen Salat bspw täglich auf den Tisch stellst, wird dein Kind, irgendwann, aus reiner Neugier, aus eigenem Antrieb, den Finger reinbohren, die Augen klauen und irgendwann auch die Karotten probieren.... Zubereitung: Möhre fein reiben, in ein Ausstechförmchen geben und mit einem Löffelstiel o.ä. einfach fest drücken. Gesicht auflegen. So macht Essen Kindern Spaß. Noch eine Idee: https://www.rund-ums-baby.de/forenbilder/index.htm?seite=3&forum=kochen-fuer-kinder&bild=2#start und noch eins für Gurkenmännchen: https://www.rund-ums-baby.de/forenbilder/index.htm?seite=1&forum=kochen-fuer-kinder&bild=5#start Bringe auch ganz viel Routine an Tisch. Bringe doch einmal eine Woche lang als Gemüse "nur" eine Sorte auf den Tisch. Mit Wiedererkennungseffekt, in jeweils gleichem Erscheinungsbild wie bspw das Mlöhrenhäschen. Auch wenn dein Kind nur wenig vom Neuen essen wird - langfristig führt diese Methode (bei gesunden Kindern) zum gewünschten Ziel - nämlich dazu, die Selbstbestimmung zu fördern und gleichzeitig die kulturell basierte Esserziehung (in eurem familiären Kontext), durch Gemeinschaftserlebnisse bei Tisch (=Anpassung) zu lernen. Thematisiere auch nie die Eigenheiten deines Kindes und kontrolliere nicht zu viel.Das Verhalten deines Sohnes löst natürlich Unmut und Unbehagen bei dir aus und erschwert damit eine unbeschwerte Esszeremonie. Das könnte sich in einer Negativspirale weiter verschlimmern und schlimmstenfalls in einem Machtkampf enden. Das wäre blöd. Kinder fordern uns Eltern immer wieder. Um dabei die Oberhand zu behalten, hilft es auch, Regeln aufzustellen. Damit lernt auch dein Kind bald gut umzugehen. Bleibe authentisch und konsequent. Vertraue auf langfristige Veränderungen. Hab also einfach Geduld, esst zusammen, esst vielseitig und habt Spaß beim Essen. Dein Kind lernt so, eure üblichen Familienspeisen kennen und kann sich mit ihnen langfristig anfreunden. Manchmal dauert das Anfreunden eine gewisse Zeit. Doch die Kontinuität beim Anbieten der immer wieder gleichen Gemüsesorten und Speisen, kann dein Kind Berührungsängste abbauen und allmählich "Hallo" zu ihnen sagen. Durch die Kontinuität beim Anbieten gewöhnt sich dein Kind langsam an den Anblick, den Geruch und wird mitessen. Mach aus der Sache kein großartiges Ding, agiere sorgenfrei und beziehe euer Kind in eure familiären Mahlzeiten mit ein, in dem ihr selbst mit Genuß esst. . Koche auch weiterhin die Speisen, die ihr gerne esst. Denn Kinder gewöhnen sich an Neues auch und vor allem dadurch, in dem sie ihre Mitesser beobachten. In Gemeinschaft schmeckt es noch mal so gut, weshalb ihr unbedingt zusammen essen solltet. Ich "zitiere" an dieser Stelle immer wieder gerne Herrn Jesper Juul: Er bezeichnet Erziehung als "Osmose", Erziehung ginge vielmehr durch die Haut. Mehr als durch Worte gesprochen zähle die Haltung, die innere Einstellung - all das nähmen die Kleinen viel stärker wahr als Worte. Das Vorleben steht bei ihm an erster Stelle - persönliche Maßstäbe und Überzeugungen - unausgesprochen - prägten seiner Ansicht nach, die Kinder am meisten. Also dann Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 28.08.2017



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