Hallo Liebe Ernährungsberaterin,
Meine Tochter ist neun Monate alt und ich gebe ihr seit vier Monate Beikost. Die ersten beiden Monate haben super geklappt danach nicht mehr so gut und jetzt überhaupt nicht. Sie mag keinen Brei mehr und wenn sie isst dann sehr wenig. Ich koche selber habe aber immer vorsichtshalber Gläschen zu Hause, wenn ich ihr die gebe dann isst sie gerade mal die hälfte und will aber an die Brust. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll, ich gehe wieder arbeiten und sie geht in die Kita. Da weiß ich dass sie auch nicht viel isst nur dann wenn der Brei sehr flüssig ist. Jetzt ist mir seit ein paar Tagen aufgefallen, dass sie tatsächlich besser isst wenn der Brei flüssiger ist also suppenartig. Nun habe ich aber gelesen dass super nicht geeignet ist für Babys unter 10 Monate. Auch weil er kalorienarm ist. Was wenn ich ihr einen Gemüse Brei, sprich Kartoffeln, Möhren und Fleisch püriere aber eben sehr flüssig mit Öl IST der dann trotzdem nicht geeignet und kalorienarm. Ich Frage mich auch warum sie ihr essverhalten verändert hat. Ich muss auch sagen, dass sie schon dünn ist, was der Arzt auch sagt. Sie ist zwar nicht Mega dünn aber ich kann ihr ohne Bedenken kalorienreicheres kochen. Was genau heißt dass denn, ich kann doch nicht mehr Öl rein tun als normal. Vielleicht können Sie mir helfen, ich verzweifele langsam.
Liebe Grüße Glücks Klee
von
Glücks Klee
am 30.09.2015, 13:38
Antwort auf:
Mein Baby mag keinen Brei
Hallo GlücksKlee
mit Muttermilch und Beikost wird dein Baby mit allen lebenswichtigen Nährstoffen versorgt. Es ist alles gut und richtig, wie die Beikost bei euch die Muttermilchmahlzeiten ergänzt. Beikost ergänzt die Mumi aber sie muss sie nicht ersetzen. Bei nach Bedarf gestillten Babys kann die Beikost als BEI-KOST betrachten werden. Die Beikost ergänzt die Mumi.
Anders ist es bei Babys, die Säuglingsmilch erhalten. Die Nähstoffzusammensetzung der Flaschenmilch ist in manchen Punkten etwas anders als bei der Mumi, sodass die Beikost einzelne Milchmahlzeiten tatsächlich nacheinander ablösen soll. Mumi ist sozusagen "lebendiger" und "flexibler". Genaue Details über die Zusammensetzung der Mumi kannst du im Nachbarforum, bei Biggi Welter, nachlesen. In der Mumi sind Enzyme enthalten, die die Nährstoffaufnahme von bspw Eisen begünstigen. Auch kann sich die Konsistenz und die Kaloriendichte der Mumi während einer Stillmahlzeit verändern - von flüssig wässrig zu fester und fettreich. Eine direkte Kontrolle über die tatsächliche Kalorienaufnahme bei einer Mumimahlzeit hast du keine. Der Appetit kann zu den Beikostzeiten deshalb stärker variieren als nach einer genormten (hinsichtlich der Kalorien) Flaschenmahlzeit.
Und Stillen ist mehr als Kalorienaufnahme. Stillen ist Geborgenheit, Auftanken bei Mama, die Brust ist ein Ort der Sicherheit und Ruhe u.v.m. Und auch Beikost ist viel mehr als nur ein Kaloriennachschub. Betrachte sie ruhig als ganzheitliches Konzept für den Erwerb neuer Fähigkeiten.*
Und hier hast du schon viele Erfolge gehabt. Dein Baby isst Beikost, wenn sie mit dem Löffel gefüttert wird. Sie isst alleine Fingerfood.
Das ist alles wunderbar.
Es geht bei Beikost nämlich auch um mehr als nur ESSEN: es geht dabei auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln, es geht darum Neues zu akzeptieren. Beikost ist viel mehr als Essen, nur mit dem Ziel dein Baby satt zu bekommen. Es sind ebenso die kulturellen Erfahrungen, die sich am Esstisch manifestieren.
*Dein Baby musste zunächst den Löffel akzeptieren, den Brei schlucken (können). Das klappt bei deiner Tochter offenbar am besten bei einer bestimmten Breikonsistenz - nämlich wenn dieser sehr flüssig zubereitet wurde. Besonders schön kannst du das "Brei - essen-lernen" im Buch "Lotta lernt essen" von Edith Gätjen nachlesen. Es erfordert andere Mechanismen und muss geübt werden. Deine Kleine isst inzwischen sogar selbständig Fingerfood, das mehr oder weniger gekaut werden muss.
Es ist alles bestens.
Mache jetzt, neben Brei, mit Fingerfood weiter. Biete deiner Kleinen Brotstückchen und Familienkost. Stille weiterhin nach Bedarf und lass dein Baby querbeet alles probieren, was kleinkindgerecht (zubereitet) ist. Denn Babys in diesem Alter imitieren gerne. Und das funktioniert am besten durch das Vorleben - durch Alltag.
Versuche es auch einmal damit:
babygerechte Gemüsesticks:
Schneide aus rohen Gemüsesorten (bspw Möhre, Pastinake, Kohlrabi, Zucchini, Kürbis, Süßkartoffel, Kartoffeln, auch: Brokkoliröschen, Blumenkohlröschen) fingerdicke ca 8-10cm lange Stücke. Gare sie (dampfgaren oder in wenig Wasser dünsten) ohne Zusätze sehr weich.
Fertig ist das Fingerfood.
Diese Sticks sind ein Erlebnis für dein Baby, sie fordern dein Baby aktiv zum Mitessen auf. Sie sind eine wunderbare Bereicherung zum Brei.
Richte gleich nachher einen Teller mit Fungerfood und heute abend bzw am Nachmittag: mit Butter bestrichene Brotstückchen. Idealerweise isst sie deine Kleiner schon ganz alleine. Und morgen früh kannst du wieder eine Brotmahlzeit anbieten. Im Lauf des Vormittags kannst du eine Obstportion geben wie bspw reife (weiche Birne) in Stückchen oder Banane. Die weiche Konsistenz kann deine Tochter mit dem Gaumen zerdrücken und gut schlucken, ohne überfordert zu sein. Brotstückchen sind sehr gut geeignet, weil sie zum Kauen animieren. Kauen darf und sollte langsam trainiert werden.
Dass sich die Beikostgewohnheiten momentan ändern ist völlig normal und zeigt, dass sich deine Tochter wunderbar entwickelt.
Mit etwa 10 Lm ist die Zeit des schnellen Wachstums allmählich vorbei und die Zunahme stagniert. Babys wachsen in den ersten Monaten sehr schnell. Nicht nur das Längenwachstum geht rasant, sondern die gesamte Entwicklung, auch das Anlegen von "Fettreserven" zählt dazu Mit etwa 10 Lm ist diese Phase in der Regel weitestgehend abgeschlossen, das Wachstum geht künftig langsamer voran. Die meisten Babys sind vorübergehend mit kleineren Essmengen satt und zufrieden. Und da deine Kleine auch noch nach Bedarf gestillt wird, kann sie sich holen, was sie braucht. Wenn euer KiA dazu rät, mehr Beikost zu geben, kannst du dich zunächst einmal an Biggi Welter im betreuten Stillforum beraten lassen.
Je mehr Mumi deine Kleine nämlich trinkt, desto weniger Interesse hat sie daran, sich an Brei und Co satt zu essen. Neugierig auf neue Geschmacks-Erlebnisse und neue Esserfahrungen bei Tisch ist deine Tochter auf jeden Fall, wie du schreibst.
Viele Babys mögen ab etwa 10 Lm weniger gerne ihre bisher gewohnetn breiigen Speisen, dafür umso mehr stückige Kost. Manche Babys mögen gerne noch weiterhin Brei essen. Wunderbar ist es, beides zu kombinieren.
Die Kost sollte so aufbereitet sein, dass sie dein Baby ohne "Gefahr" essen kann. Verschlucken sollte vermieden werden.
Babys wachsen in den ersten Monaten sehr schnell. Nicht nur das Längenwachstum geht rasant, sondern die gesamte Entwicklung, auch das Anlegen von "Fettreserven" zählt dazu und äußert sich in "Hunger".
Ab dem 10. Lm geht das Wachstum weniger schnell voran, der vergrößerte Energiebedarf (= großer Hunger) kommt häufig schubweise.
Hier kommt noch einmal eine kleine Zusammenfassung:
Wichtig ist: stillen, Beikost und Nahrungsvielfalt anbieten, kauen üben lassen, selbständig essen lassen und bei all den Empfehlungen immer im eigenen Entwicklungstempo unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse deines Babys zu handeln.
Ich hoffe, ich konnte dich ein bisschen beruhigen und dazu ermuntern mit Familienkost weiterzumachen. Lass sie essen und denke dabei nicht nur an Kalorien und Co, sondern auch an Essgenuss!
Ich wünsche dir nun ganz viel Spaß und Freude mit deinem Baby.
Also dann
Grüße
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 01.10.2015
Antwort auf:
Mein Baby mag keinen Brei
Hallo,
Ich habe in meine vorherige Nachricht vergessen zu erwähnen, dass meine Tochter aber gerne Stückchen isst, sei es Brot bzw Pfannkuchen oder sonstiges. Entweder mag sie nur flüssiges oder Stückchen, aber Brei überhaupt nicht. Was kann ich ihr geben bzw zum essen anbieten. Um ehrlich zu sein bin ich jetzt ziemlich verunsichert ich dachte immer Beikost bedeutet die stillmahlzeit komplett zu ersetzten, nun lese ich so einiges was genau gegenteilig ist. Wie gehe ich den jetzt richtig voran???? Wenn ich meine Tochter aus der Kita hole, dann stille ich sie erst mal sie braucht es halt noch. Und danach gebe ich ihr Brei was sie nicht möchte, aber wahrscheinlich isst sie dann von der Milch satt : ( ich weiß nicht mehr!!! Ich mache mir viele Gedanken. Wie viel Milch und wie viel essen sollte ich ihr geben?? Da sie aber lieber noch gestillt werden möchte, ergibt sich meine Frage ob sie dadurch denn überhaupt Vitamine und fette und sonstiges noch überhaupt bekommt.
Liebe Grüße Glücks Klee
von
Glücks Klee
am 30.09.2015, 14:08