Frage: Kampf beim essen

15 Monate alte Tochter hat immer alles gegessen! Von einen auf den anderen Tag hat Sie Mittagessen verweigert! Morgens gibt es eine Flasche! Wird aber jetzt bald umgestellt. Mittags entweder nur Wurst oder Fleisch oder ein Glas Obst ! Aber keine Nudeln, Kartoffeln, Gemüse oder irgendwas! sofort wird gebrüllt und verweigert! Das seit Wochen! Abends eine Schüssel milchbrei und Würstchen oder Wurst? Brot oder alles was wir essen wird verweigert!, Vorm Bett Flasche! Gewicht hat Sie nicht verloren! Wie kann ich Sie dazu bringen wieder normal zu essen, alles zu essen?

von Peggy Sturm am 01.11.2016, 14:24



Antwort auf: Kampf beim essen

Hallo Peggy Sturm ich kann dich hoffentlich zunächst beruhigen, in dem ich dir erkläre, dass das Verhalten deiner Tochter völlig normal und altersentsprechend ist. In der Zeitspanne um den 18. Lm herum beginnt eine neue Ära für dein Kind. Dein Baby ist jetzt, mit 15 Monaten definitiv ein Kleinkind und entdeckt die Welt jetzt immer selbstbestimmter. Ernährung im Kleinkindalter beinhaltet für alle Beteiligten mehr als nur die Versorgung mit Kalorien und Nährstoffen. Jetzt zählt auch der Spaß beim Essen, das Vermitteln unserer/eurer Esskultur, Ernährungserziehung. Für euch Eltern ist die Phase evtl eine Herausforderung. Als Eltern müsst ihr jetzt lernen, den Drang nach Autonomie bei eurer Tochter zu respektieren. Der Grundsatz hierfür lautet: gesunde Kinder verhungern nicht vor vollen Tellern. Als Mama bestimmst du das Angebot und deine Kleine darf bestimmen wie viel sie davon isst. Wenn sie nichts essen möchte oder nur wenig, dann wird sie die veräumten Kalorien bei der nächsten Mahlzeit, und/oder bei der übernächsten nachholen. Du brauchst bei Nichtgefallen keine Alternativen zu bieten - allerdings sollte das Angebot bei Tisch prinzipiell kleinkindgerecht (zubereitet) sein, d.h. das Angebot muss stimmen. Es dürfen immer Nahrungsbasics wie Brot, Nudeln, Kartoffeln, Gemüse etc angeboten werden. Es dürfen und sollten immer auch Speisen dabei sein, die dein Kind kennt und mag. Neue Speisen akzeptieren manche Kinder gern und schnell, vor allem wenn sie direkt von Mamas Teller stammen oder von allen EsserInnen bei Tisch mit Genuss gegessen werden. Und manche Kinder sind eher zögerlich und brauchen einfach häufigere Gelegenheiten um neue Speisen zu akzeptieren. Bringe stets Wiedeholungen und lass deine Kleine ihre Erfahrungen möglichst selbständig machen. Vertraue in die Fähigkeiten deines Kindes, dass es für sich selbst sorgen kann. Milch, am besten Kuhmilch aus einer Tasse, sollte dabei eine tägliche Menge von ca 300 ml nicht zu häufig übersteigen. Sonst besteht die Gefahr, dass sich deine Kleine mit Milch sättigt, was den Appetit auf andere Speisen, auf andere Lebensmittelgruppen drosseln kann. Mit diesem Wissen kannst du die Situation jetzt bestimmt anders betrachten. Das Essen ist und sollte kein Kampf werden. Du schreibst, dass deine Kleine bisher gut und gerne alles gegessen hat. Das ist prima, denn so hat sie bereits eine Basis. Sie konnte ihr Geschmacksgedächtnis füllen, was ihr in Zukunft helfen wird, die richtigen Speisen zu wählen. Der Appetit regelt unbewusst ihre Speisenauswahl. Lass dich von Gebrüll nicht irritieren und gehe nicht den bequemsten Weg in dem du deiner Tochter jeden Wunsch erfüllst. Deine Tochter kann in diesem Alter jetzt mit einem Bedürfnisaufschub umgehen. Ein Kind kann jetzt warten und sich anpassen. Achte auf Regelmäßigkeit und Routine. Findet ggf gemeinsame Rituale, die die Mahlzeiten einleiten, Dadurch kann sich deine Tochter gut auf die Situation einstimmen. Richte den Tisch mit gesunden Speisen und deine Tochter darf wählen. Du kannst auch routinemäßig bspw abends eine halbe Scheibe Brot mit etwas Butter und Wurst auf einem Teller anrichten. Schneide das Brot in kleine mundgerechte Happen, die sich deine Tochter einfach in den Mund legen kann. Dazu eine kleine Tasse lauwarme Milch und ggf eine Salatgurkenscheibe. Dazu darf sie probieren, was du/Papa isst. Beim Anbieten von Speisen solltest du prinzipiell auf die individuellen Bedürfnisse deines Kindes achten und diese soweit berücksichtigen, dass sie in euren familiären Kontext passen ohne dass du Extrawürstchen für dein Kind bieten müsstest. Ein umfangreiches Abgebot für alle kann dem entgegen wirken. Nutze auch generell jede Möglichkeit, um deine Tochter bei dir/euch etwas probieren zu lassen. Das muss nicht am Esstisch sein. Durch unerwartete Probiermomente steigt die Wahrscheinlichkeit immens, dass es deiner Tochter schmeckt. Ohne Erwartungsdruck. Das Probieren von Speisen ist auch wichtig für die Gewöhnung. Gehe jetzt entspannter zu Tisch und habt vor allem Spaß bei Tisch. Esst freudig gemeinsam, esst leckere Speisen, lass deine Tochter mit dem Essen "spielen", lass sie entdecken, schmecken. Biete ein umfassendes Angebot für alle. Akzeptiere es, wenn deine Tochter nur wenig bei einer Mahlzeit isst und vertraue darauf, dass sie gut versorgt sein wird. Dass deine Tochter ihr Gewicht hält, das ist doch der beste Beweis dafür, dass sie gut versorgt ist. Also dann Grüße Birgit S.

von Birgit Neumann am 03.11.2016