Frage zur letzten Frage der Woche. Essen einer 3 jährigen

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: Frage zur letzten Frage der Woche. Essen einer 3 jährigen

Sehr geehrte Frau Neumann, ich habe auch so ein 3 jähriges Exemplar zuhause der nichts schmeckt . Sie will immer nur trockene Nudeln,trockenen Reis usw. Ist es dann ok ihr auch nur diese trockenen Sachen anzubieten? Sie schrieben in der Frage der Woche etwas von einem Probiergebot und Regeln zu finden. Soll ich sie zwingen Lebensmittel zu probieren ? Wie bekomme ich sie dazu? Sie sträubt sich auch immer etwas zu probieren. Gemüse und Salat isst sie fast garnicht, und will aber schon morgens Süßigkeiten . Zum Verzweifeln. Bitte geben sie mir noch Tipps.

von Mami22013 am 11.11.2016, 10:00



Antwort auf: Frage zur letzten Frage der Woche. Essen einer 3 jährigen

Hallo Mami22013 versuche es einmal mit ganz kleinen Probierportionen. Lass deine Tochter zunächst nur jeweils riechen und danach die Speise, von einem Löffel einfach nur ganz vorsichtig mit den Lippen berühren. Zwingen solltest du deine Tochter dagegen tatsächlich nicht. Wenn sie partout etwas nicht probieren will, dann darfst du das respektieren. Versuche aber ihre Neugier zu wecken - auf eine unauffällige, indirekte Weise. Pauschale Empfehlungen für ein "Probiergebot" gibt es hier nicht. Hast du dennoch schon eigene Ideen, wie du vorgehen könntest? Versuche in der Rückschau doch einmal herauszufinden in welchen Situationen deine Tochter häufiger Neues probiert hat. Am Esstisch zu Hause oder eher unterwegs, im Kiga, bei Freundinnen, auf dem Spielplatz, bei Oma oder im Restaurant? Direkt am Herd aus dem Topf? Mit der Zeit spielt sich das Probieren "sollen" ein. Wenn deine Tochter mit dem vorsichtigen Probieren, ohne Zwang aber durch Gewohnheit, auch viele positive Geschmackseindrücke erleben wird, wird sie künftig eher bereit sein, Neues zu probieren. Respektiere aber auch ein "nein" wenn sie nicht probieren möchte. Vielleicht tut sie es beim nächsten Mal. Kinder haben diese sog. Neophobie. Bei manchen Kindern ist diese sogar sehr ausgeprägt. Evolutionsbedingt ist dies eigentlich eine gute Schutzfunktion - denn gegessen wird damit nur das, was bekannt ist, denn unbekannte Dinge könnten ungenießbar, gar giftig sein. Um Essen zu lernen, d.h. Essbares von nicht Essbarem zu unterscheiden, hilft das sog. soziale Lernen. So kann die Neophobie am besten überwunden werden. Kinder lernen durch Nachahmung und Wiederholung. Sie suchen sich hierzu Vorbilder. Das kann Mama oder Papa sein. Aber auch ganz andere Weggefährten können als Vorbild dienen. Das kann Oma sein oder eine Freundin, auch Vorbilder aus den Medien. Langsam und unmerklich lässt sich die Palette der Gerichte erweitern. Den Zeitpunkt dafür bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Regelungen für den Süßigkeitenkonsum sind dagegen ganz einfach zu formulieren. Süßigkeiten gehören zu unserer Esskultur inzwischen dazu. Es ist einfach tatsächlich so und aus diesem Grund gibt es auch offizielle Empfehlungen* Man kann Kindern einen guten Umgang beibringen. Regeln wie bspw "Süßigkeiten gibt es erst nach dem Mittagessen in einer definierten Menge", oder "nicht nach 16 Uhr", sind sinnvoll. Sie geben eine gute Orientierung, die sowohl den Kindern als auch und den Eltern hilft. Seltene Ausnahmen sollten erlaubt sein, wie bei Kindergeburtstagen oder Ausflügen bspw .. Je nach dem wie es für euch Eltern stimmig ist. Süßigkeiten sollten auf jeden Fall nur einen Bruchteil des Anteils der täglichen Ernährung ausmachen. Süßhunger kann auch durch andere Speisen wie Rosinen, Obst, Marmeladenbrot, Schokocremebrot etc gestillt werden. Nochmal eine Zusammenfassung: als klassisch betitelte Süßigkeiten, die maßvoll gegessen werden sollten, zählen nährstofflose Variationen von Lebensmitteln wie Gummibärchen, Schokolade, Kekse etc. Rosinen und Obstriegel zählen nicht direkt dazu. Sie liefern auch Vitamine, Mineralstoffe (in natürlicher Form), wodurch sie den Speiseplan bereichern können. Dennoch sollten diese Lebensmittel auch nicht in gesteigertem Maß Einsatz finden. Das gleiche gilt für Obst und Obstsaft. Zuviel von Etwas ist nie gut. Fazit: Erlaube Süßigkeiten einmal am Tag in einer kleinen, definierten Menge. Wann der für euch ideale Zeitpunkt dafür ist, kannst du dir überlegen. Ideal wäre es am Nachmittag. Und vielleicht hilft dir der Rat des dänischen Familientherapeuten Herrn Jesper Juul. Er bezeichnet Erziehung als "Osmose", Erziehung ginge vielmehr durch die Haut. Mehr als durch Worte gesprochen zähle die Haltung, die innere Einstellung - all das nähmen die Kleinen viel stärker wahr als Worte. Das Vorleben steht bei ihm an erster Stelle - persönliche Maßstäbe und Überzeugungen - unausgesprochen - prägten seiner Ansicht nach, die Kinder am meisten. Grüße Birgit S. * ca bis zu 10% der aufgenommenen Gesamtenergie (Kalorienmenge) könnten sozusagen von Süßigkeiten und Co stammen.

von Birgit Neumann am 13.11.2016



Antwort auf: Frage zur letzten Frage der Woche. Essen einer 3 jährigen

Eine Regel zu Hause könnte lauten: Es wird wenigstens einmal probiert. Das machen die in vielen Kitas auch so. Wenn sie es nicht probiert, gibt's auch nichts süßes. Dann das Angebot dennoch vorhalten, d.h. es stehen dann diverse Schüsselchen mit Beilagen (je nach Gericht eben) auf dem Tisch. Jeder nimmt sich was er mag und niemand thematisiert das Essen des anderen. Hat bei einer Freundin unserer Tochter Wunder gewirkt, als die bei uns zum Essen war. Wir wussten, dass sie nur trockene Nudeln isst und haben Nudeln, Soße, Käse, Wurst jeweils extra auf den Tisch gestellt und uns nicht darum geschert, dass sie nur trockene Nudeln aß. Bei der zweiten Portion nahm sie etwas Soße und Wurst. Das Auge isst zudem mit. Was spricht dagegen aus Obst, Gemüse, Brot... Gesichter oder Landschaften zu zaubern?

von grummelbrumm am 12.11.2016, 23:32