Frage: Ernährung

Hallo Frau Neumann, meine Tochter ist jetzt 1 Jahr alt und ich möchte sie nun mal an andere Kost als meinen selbst gekochten Brei heranführen. Ich habe es mit Nudeln probiert und auch mit Bulgur-Fenchel-Brei. Allerdings mag sie nicht kauen, war die ganze Zeit am Würgen, meckern, Gesicht verziehen, Augen reiben und weinen bis ich aufgab und ihr meinen Karotten-Kartoffel-Brei gab. Kekse (gekauft oder selbstgemacht), Löffelbiskuit, Brötchen, Toast (ungetoastet) ißt sie allerdings und kaut auch schön. Wie soll ich mich bei der Mittagsmahlzeit verhalten? Den üblichen Brei geben und hin und wieder Neues probieren? Ist sie vielleicht noch nicht soweit oder einfach nur kaufaul? Sie hat jeweils oben und unten 4 Zähne. Morgens trinkt sie gern noch ihre Flasche Anfangsmilch, zwischendurch bekommt sie Milchreis-Obst-Brei, Obstbreie (alles selbstgemacht), Haferflocken-Obst-Brei, Kekse, Brot und abends Getreide-Obst-Brei, Getreide-Saft-Brei. Zu trinken gibt es nur Wasser, das sie auch gern mag. Ich hoffe sie können mir weiterhelfen. Gruß Niphba

von Niphba am 20.07.2014, 11:53



Antwort auf: Ernährung

Hallo Niphba Brei mit Stückchen zu vernischen ist eine gute Idee, um Babys zum Kauen anzuregen. Manche Babys finden es jedoch irritierend. Sie mögen viel lieber entweder Brei oder Stückchen. Bereite ruhig weiterhin einen Brei zu, den du mit stückiger Kost ergänzen kannst. Diese Stückchen legst du auf einen Teller, von dem sich deine Tochter selbst so viel nehmen kann, wie sie mag. Zu den einfachen Stückchen kannst du auch Probierhappen vom Familienessen geben. Der Beginn der Familienkost ist eine spannende Zeit. Die Kleinen wolle alles probieren. Biete ihr hierfür viele Gelegenheiten. Der gedeckte Esstisch ist eine Spielwiese, die alle Sinne anspricht. Farben für die Augen, Gerüche für die Nase, Aromen und Geschmack für den Gaumen, verschiedene Konsistenzen für den Tastsinn - vor allem im Mund. Durch dieses spielerische Herantasten werden Berührungspunkte sanft hergestellt. Im wahrsten Sinne des Wortes tasten sich die Kleinen an das neue Ding heran. Ein sehr unangenehmer Geschmack (-seindruck) führt u.a. sogar zu Würgereiz. Denn Kinder sind sog. Supertaster: Geschmackseindrücke und Konsistenzen (das Mundgefühl) werden viel intensiver erlebt als von erwachsenen Personen. Geschmacks-und Tastrezeptoren sind im ganzen Mundraum verteilt, nicht nur auf der Zunge. Krümeliges, Trockenes, Hartes, Bitteres etc wird intensiver erlebt. Ein Säugling besitzt ca 10000 Geschmackrezeptoren, Erwachsene nur noch etwa die Hälfte. Sehr alte Menschen mitunter nur noch ca 2000. Besonders den Geschmackseindruck bitter lehnen viele Kinder ab. Es wurde auch beobachtet, dass Babys, die HA-Nahrung bekamen, durchaus bitter schmeckende Lebensmittel akzeptieren. Auch die Intensität des Geschmackseindrucks süß wird von Kindern und Erwachsenen verschieden bewertet. Die sog. Reizschwelle für Süßes ist bei Kindern viel höher. Für die Praxis bedeutet dies: wenn du eine Speise als süß empfindest, ist das für dein Kind vermutlich gerade okay im Geschmack. Was du als viel zu süß bezeichnen würdest, bringt den Geschmackseindruck "süß" für dein Kind. Umgekehrt lehnt dein Kind bspw eine leicht bitter schmeckende Möhre ab, wohingegen du dies nicht als bitter schmeckend empfindest. Folgemilch kannst du durch Kuhmilch ersetzen, die du am besten aus einer Tasse/Becher oder vorübergehend noch aus einem Fläschchen mit Schnabelaufsatz servieren kannst. Keine Sorge also, deine Tochter ist nicht kaufaul. Biete morgens und abends eine halbe Scheibe Mischbrot, ohne Rinde (oder Vollkornbrot aus fein vermahlenem VK, Kartoffelbrot, Roggenbrot etcetc) an. Dünn bestrichen mit Butter/Frischläse bieten diese kleinen Happen genau die richtige Portionsgröße um das Kauen zu üben. Dazu Trinkmilch. Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 22.07.2014