Frage: Ernährung 15 Monates altes Kind

Hallo! Mein Sohn wird diesen Monat 15 Monate alt und ist dem Essen gegenüber sehr skeptisch! Morgens trinkt er einen Becher Vollmilch und wenn ich Glück habe ein bisschen Brot mit Frischkäse evtl. mal Leberwurst! Er mag lieber trockene Brötchen. Mittags isst er lieber die gekauften Hipp Menues für Kinder von 1-3 Jahren, als mein selbstgekochtes! Er nimmt das Essen in den Mund, isst vll. einen Löffel und danach möchte er nicht mehr! Er möchte den Löffel und Teller haben, spielt aber dann nur rum. Das Menue jedoch verschlingt er ganz! Nachmittags isst er Joghurt. Abends das gleiche wie morgens. Wurst und Käse in Scheiben mag er gar nicht, auch die Fleischwurst vom Metzger verschmäht er (versuchen es seit er 9 Monate alt ist)! Wenn man versucht ihm Obst oder Gemüse als Fingerfood zu geben schüttelt er den Kopf oder lässt es fallen! Wie kann ich ihm das Essen näher bringen und gibt es kindgerechte Rezepte für dieses Alter? Vielen Dank für Ihre Hilfe!

von Borussengirl am 08.02.2015, 16:30



Antwort auf: Ernährung 15 Monates altes Kind

Hallo Borussengirl Kinder mögen das essen, was sie kennen. Es gibt ihnen Sicherheit und Gebogenheit. Die Zeit der Familienkost ist jetzt nun eine wichtige Phase, in der dein Kleiner neben diesen bekannten Speisen ausreichend und viele Gelegenheiten haben sollte, um Neues zu probieren und dadurch Neues kennen - und lieben lernen kann. Du bist schliesslich auch bemüht, deinem Kind eine Vielfalt an Speisen zu bieten, wobei dein Kleiner daran weniger interessiert ist. Lass dein Kind neue Speisen probieren, so lange und immer wieder, bis er sich an die meisten Sachen gewöhnt hat und mit isst. Das Fachwort dazu heisst: "soziales Lernen". Es basiert auf dem Nachahmungsinstinkt. Je mehr euer Kind bei euch Eltern sieht, was und wie ihr esst, desto mehr möchte er dem nacheifern. Dazu ist es gut, wenn es immer wieder die gleichen Sachen gibt. Denn der Gewöhnungseffekt kann dauern. Leite deinen Sohn zunächst vor allem zur Selbständigkeit an und zelebriert euere gemeinsamen Mahlzeiten in schöner Atmosphäre - am besten mit einem einleitenden Ritual. Kinder lieben Rituale, denn sie geben ihnen Sicherheit. Mit einem guten Grundgefühl wird eine Mahlzeit zum Erlebnis, bei dem es sich lohnt neugierig neue Speisen zu probieren. Serviere das gewohnte (Hipp-) Menü unbedingt auf einem hübschen Teller und zeige deinem Kind, wie er es alleine essen kann. Dazu richtest du ihm auf diesem Teller in kleinen Mengen neue Lebensmittel und Speisen vom Familientisch. Die Speisen sollten weich sein, damit er sie gut essen und schlucken kann. Fingerfood ist ideal dafür geeignet. Aber auch auf dem Teller - vor seinen Augen - zerdrückte komplette und kleinkindgeeignete Familienkostgerichte sind genau richtig. Dein Kleiner kann sich langsam an das Neue heranwagen und sich langfristig daran gewöhnen. Auch abends und morgens hilft dir die Kontinuität. Iss selbst mit Genuss und biete einen reichhaltig gedeckten Esstisch. Denn er ist für sie momentan noch eine große Spielwiese an Möglichkeiten, um die Mitwelt ganzheitlich zu erafahren, er bietet Möglichkeiten für alle Sinne: Farben für die Augen, Gerüche für die Nase, Aromen und Geschmack für den Gaumen, verschiedene Konsistenzen für den Tastsinn - vor allem dem Tastsinn im Mund. Ein echter Klassiker für Essanfänger ist Kartoffelbrei. Hast du einen Kartoffelstampfer? Die Anschaffung lohnt sich. Damit kannst du prima Kartoffelbrei machen. Oder auch eine Mischung aus Kartoffel mit Karotte (Butter). Das wird orange und dem Gericht kannst du einen kreativen Namen geben, der zu euch passt. Manche nennen das Pumucklkartoffeln, heutzutage wären "die Sendung mit der Maus -Kartoffeln" alias MAUS-Kartoffeln als Name evtl passend...Statt Möhren auch mal Hokkaidokürbis mit Kartoffeln mischen. MIt dem Stampfer kannst du bspw auch Apfelmus unkompliziert ohne Püriergerät herstellen. Bleibt zwar stückiger, ist dennoch weniger Aufwand. Kartoffel schälen, waschen, klein schneiden, in Wasser (plus Salz) weich kochen, dauert etwa 15-20 min, je nach Größe. Wasser abschütten, etwas Butter in den Topf, Kartoffeln leicht mit Milch bedecken, warm werden lassen, mit dem Stampfer zu Brei zerdrücken. Würzen. Fertig! Esst vormittags zusammen eine zerdrückte Banane, geriebenen Apfel, Obstsalat - das wird deinen Kleinen überzeugen. Lass ihn auch Stückchen selber essen. Nehmt euch abwechselnd davon. Weich gegarte Gemüse/Kartoffelstückchen sind beim Mittagessen sehr bereichernd. Dein Kind kann sich langsam an Geschmack, Konsistenz, Mundgefühl, Verdaulichkeit, Bekömmlichkeit herantasten. Denn Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es sollten möglichst viele Sinne beteiligt sein: Riechen, Sehen, Fühlen, Schmecken...so findet das neue und unbekannte Essen gute Akzeptanz. Es müssen niemals Riesenmengen von Neuem gegessen werden. Oft reicht es auch, wenn dein Kind überhaupt nur probiert. Auch wenn es nur bspw eine einzige Nudel ist oder ein Bissen Bratwurst - von Mamas Teller. Beim nächsten Mal sinds zwei und so weiter. Denn nur über das Probieren können neue Esserfahrungen gesammelt werden. Auf diesen Erfahrungen beruht genussreiches Essen und darauf basiert widerum die Appetisteuerung. Kinder sollten bis zu 10 mal etwas probiert haben, bevor sie es wirklich gut akzeptieren und sich an den Geschmack gewöhnt haben. Zum Probieren genügen oft schon mimimalste Mengen. Ein einziges Reiuskorn, eine halbe Karoffel, ein Löffelchen Kartoffelbrei... Und ausspucken sollte erlaubt sein. Lass alsbald Gläschen und Kindermenüs weg und stelle komplett auf Familienkost um. Denn daran soll sich dein Kind gewöhnen. Koche also ruhig solche Sachen (kleinkindgerecht), die du und Papa gerne essen. Das ist eure Familientradition, eure Esskultur. Diese kulinarischen Erfahrungen prägen die Kinder langfristig. Sie müssen sich ein Geschmacksgedächtnis aufbauen. Das braucht Zeit. Es ist aber die Basis für den später daraus resultierenden Appetit. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben eine mehr oder weniger stark ausgeprägte sog. Neophobie. Das ist eine Art Angst vor dem "neuen" Essen. Ursprünglich eine gute Schutzfunktion, denn gegessen wird nur das, was man kennt, denn Unbekanntes könnte giftig sein. Dieses Phänomen ist sogar in der Tierwelt vorzufinden - neue Dinge werden auch hier nur zögerlich von Jung und Alt gekostet. Und am besten wird das gegessen, was immer und immer wieder von allen nebenstehenden Personen auch verzehrt wird. Darum ist der gedeckte Familientisch so wichtig. Je jünger die Kleinen sind, desto aufgeschlossener sind sie diesen neuen Angeboten. Mit etwa 18 Lm schränkt sich der Erfahrungshorizont in Essensfragen immer weiter ein, die Auswahl der gemochten Speisen wird meist kleiner. Erst mit 6-8 Jahren und später ab etwa 12 Jahren werden wieder gerne neue Essabenteuer angegangen. Um Essen zu lernen, d.h. Essbares von nicht Essbarem zu unterscheiden, hilft das sog. soziale Lernen. So kann die Neophobie am besten überwunden werden. Kinder lernen durch Nachahmung und Wiederholung. Langsam und unmerklich lässt sich die Palette der Gerichte erweitern. Den Zeitpunkt dafür bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant.... Zusammenfassung - Kurzversion :-) Lass dein Kind das Essen selbständig entdecken. Statt eines belegten Brotes, kannst du ihm die einzelnen Zutaten hübsch auf (s)einem Teller anrichten. Gib ihm wenige, mundgerechte Happen, die zum Anfassen verleiten. Der Weg in den Mund wird nicht lange dauern... und hier nun noch ein paar Ideen für kleinkindgeeignete Gerichte: Pfannkuchen: In einen hohen Rührbecher schlägst du ein Ei und verquirlst es. Eine Prise Salz dazu, ein Schuss Öl, etwas Milch, damit die Masse flüssig wird. Verquirlen und schliesslich esslöffelweise so viel Mehl dazu geben und jeweils verrühren, bis der Teig zähflüssig - nicht zu fest und nicht zu flüssig- wird. Den Teig kurz quellen lassen (geht auch ohne) und ca 2-3 Pfannkuchen in heissem Öl oder Butterschmalz ausbacken. Eine Variation ist es, entweder Apfelringe einzutauchen oder Spinat einzuarbeiten. Für die süße Variante muss der Teig etwas fester sein. Die Apfelringe werden eingetaucht und mit dem anhaftenden Teig ausgebacken. Dazu passt Zimtzucker. Bei der Spinatvariation, nimmst du eine quadratische Teilportion (ein kleines Würfelchen aus dem TK-Päckchen - kennst du bestimmt -), das du grob zerteilst und in den Teig einarbeitest. Pfannkuchen backen. Eignet sich auch als Beilage. Bolognesesosse 1 mittelgroße Zwiebel fein würfeln, 1 Knoblauchzehe ebenso. In Olivenöl und Wasser ca 10-15 min dünsten. 200g gemischtes Hack dazu und in Olivenöl anbraten. Salze, Pfeffer, Zucker, Oregano (frisch oder getrocknet, Basilikum (frisch oder getrocknet) zugeben und durchbraten. Mit ca 400g Tomaten aus der Dose/Tetrapack (stückig oder zerkleinert) zugeben, aufkochen, abschmecken, nachwürzen und ggf Tomatenmark zugeben, bis es gut schmeckt. Die Sosse so lange köcheln lassen, wie Zeit bleibt. Mindestens 7-10 empfohlen. Dazu klein geschnittene Spaghetti. Herzoginkartoffeln? Foto siehe oben in der Fotosammlung. Rezept: 750g geschälte Kartoffeln in Salzwasser kochen. Wasser abschütten, Kartoffeln stampfen, zu Kartoffelbrei. Etwas auskühlen lassen. mit 1 Ei, 1 Eigelb, Salz, 1 EL Butter vermengen, Hauch Muskat nach Belieben. Alles gut vermischen und mit dem Spritzbeutel Rosetten auf eine Backblech spritzen. Wenn das zu mühselig ist, also für die Alltagsküche, kannst du den Teig auch mit Hilfe von zwei TL als Nocken auf ein Backblech setzen. Sie werden noch mit einer Eigelb/Milch-Mischung bepinselt und ca 15 min im Ofen bei 190° gebacken. Auch Sahne reicht zum Bepinseln aus. Sie werden damit nur nicht so schön leuchtend gelb. Schinkennudeln: eine Zwiebel fein würfeln und in einer Mischung aus Butter und Wasser glasig dünsten, bis die Zwiebeln gut weich sind und die Flüssigkeit aufgesogen. 150g mageren Schinken würfeln, einfach in kleine Stücke schneiden und in die Zwiebelpfanne geben, mitrösten. Mit Sahne ablöschen, würzen (Salz und Zucker, ggf Paprika und Pfeffer, wer mag auch frische Petersilie). DIe Sahne gut aufkochen und die Mischung wireder leicht trocken garen. Zwischenzeitlich breite (Band)Nudeln kochen, ca 300g. Die fertigen Nudeln zum Schinkengemisch geben und verrühre. Fertig überbackener Toast: pro Person etwa 2 Scheiben Toastbrot mit Butter/Margarine bestreichen. Tomaten in Scheiben schneiden. Auf jede Toastscheibe eine Tomatenscheibe legen und etwas würzen. Dazu jeweils 1/2 Scheibe Kochschinken und 1 Scheibe Goudakäse. Toast im heissen Ofen überbacken, bis der Käse geschmolzen ist. Rote Linsen Suppe 150 g geschälte rote Linsen 1 mittelgrosse Möhre 1 mittelgrosse Zwiebel 2 dünne Stangen Lauch 2 EL Olivenöl 1 mittelgrosse Kartoffel Thymian gerebelt ½ TL Cumin (Kreuzkümmel), (kann für Kinder auch weggelassen werden) Salz Gemüse waschen und putzen. Linsen abwaschen Die Möhre in grobe Würfel schneiden, die Zwiebel klein schneiden, den Lauch ebenfalls zerkleinern. Das Gemüse in einem ausreichend grossen Topf mit dem Olivenöl und etwas Wasser ca 10 min dünsten. Die Kartoffel schälen, in kleine Würfel schneiden. Zum Gemüse geben. Die abgetropften Linsen ebenfalls in den Topf geben und mit ca 1,2l Wasser auffüllen. Salzen, etwas Zucker zugeben, auch Pfeffer. Weitere 20 min köcheln lassen. Die Linsen müssen ganz weich sein. Nochmals abschmecken. Also dann Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 10.02.2015