Frage: das kein mut essen zu probieren

hallo ... bin mit einem latein am ende..... habe eine 6 jàhrige tochter die immer fùrs essen stress macht. sie will nix probieren will immer das gleiche essen. weisse nudel mit òl oder schinken brot mit salami panierte schnitzel .kartoffel rohe karotten. obst und gemùse will sie nicht . wenn ich ihr was anderes anbiete dreht sie den kopf weg und sagt schmekt mir nicht obwohl sie es nicht einmal probiert hat. oder sie sagt ich habe kein mut es zu probieren. ich will sie auch nicht zwingen das immer zuprobieren habe angst das sie dann essstòrungen bekommt oder sich vor dem essen ekelt was kann ich tun ist das normal àndert sich das auch noch irgendwann danke im vorraus

von Roxigi am 20.01.2014, 11:58



Antwort auf: das kein mut essen zu probieren

Hallo Roxigi jedes Kind is(s)t unterschiedlich. Manche Kinder essen gern und viel und einfach alles bis auf wenige Ausnahmen. Manche Kinder essen wenig und sind dabei oft noch sehr mäkelige Esser. Das wichtigste Element ist zunächst einmal einfach die Tatsache, dass ein Kind überhaupt isst :-) Und das tut deine Tochter. Kinder fordern uns Eltern immer wieder. Um dabei die Oberhand zu behalten, hilft es, Regeln aufzustellen. Damit lernt auch dein Kind bald gut umzugehen. Das Probieren (ausspucken erlaubt) darfst du von deiner Tochter ruhig verlangen. Manchen Kindern muss man etwas Mut zusprechen. Wenn deine Tochter tatsächlich etwas partout nicht probieren möchte, dann solltest du das auch akzeptieren. Als Mama merkt man das normalerweise recht schnell, wann die Ablehnung wirklich ernst gemeint ist. Das zu essen, was Kinder kennen und ihnen schmeckt, gibt ihnen Sicherheit. Sie lehnen vor allem den Geschmackseindruck "bitter" ab. Kinder sind sog. Supertaster. Geschmackseindrücke und Konsistenzen (das Mundgefühl) werden viel intensiver erlebt als bei anderen Personen. Kinder sind viel sensibler in ihrem Geschmacksempfinden. Das kann zu Ablehnung bestimmter Speisen führen. Kinder müssen oft über 10 mal von etwas probieren, bevor sie wirklich gut akzeptieren. Kleine Mengen reichen dafür aus. Biete ein umfassendes Nahrungsangebot, aus dem dein Kind wählen kann. Extrawürste sollten nach Möglichkeit nur ganz selten gegeben werden, aber eine Auswahl bei Tisch ermöglicht es jedem, sein Wunschmenü zusammenzustellen. Da können Reste vom Vortag erlaubt sein, Brot oder Nudeln oder die gewohnte Salatgurke statt grünem Salat. Hilfreich ist trotzdem, Regeln aufzustellen und immer mal wieder neues zum Kosten anzubieten. Die Kontinuität im Probieren kann irgendwann eine Veränderung bewirken - zuvor weniger beliebtes wird plötzlich zur Lieblingsspeise. Hilfreich ist es, in kleinen Schritten vorzugehen. Einmal vom Apfel abbeissen, ein Stückchen Banane essen bspw - das wäre ein großer Erfolg. Essen hat nicht nur Geschmack, Konsistenz, Nährstoffe und Vitalstoffe, sondern auch andere Begleitstoffe, sog. sekundäre Pflanzenstoffe. Die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe sind manchmal schwerer verdaulich oder erfordern "Entgiftungsmechanismen". Deshalb wird Gemüse oft akzeptiert, wenn es entsprechend zubereitet wurde, weil die Zubereitungsweise eine direkte Auswirkung auf die Verdauunng/Verdaulichkeit hat. Mittels bestimmter Verarbeitungstechniken (kochen, schälen, säuern, raspeln, fermentieren etc) ist es der Menschheit insgesamt gelungen, viele Lebensmittel essbar und geniessbar zu machen. Wichtig ist wirklich, dass Esserlebnisse sich positiv auf das Gesamtempfinden auswirken. Und die Verdauung bzw solche Entgiftungsprozesse sind individuell (im Organismus) verschieden. Was dem einen gut bekommt, kann beim anderen zu Unwohlsein führen. Deswegen mögen viele Kinder Gemüse oft weniger gerne essen. Gemüse hat zwar Vitamine Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe (es gibt auch viele ,die als gesund gelten) , Ballaststoffe aber bringt (im Vergleich zu Obst) keine Sättigung. Mit viel Fett (z.B.Rahmspinat) werden solche Ballaststoffe verträglicher. Ketchup bspw. hat einen hohen Zuckeranteil. Die Säure wird abgemildert und Kalorien kommen hinzu. Erbsen haben von Natur aus einen leicht süßlichen Geschmack. Pizza ist auch fettreicher wegen dem Käse und Öl. Deswegen akzeptieren Kinder oft mit Gemüse belegte Pizza. Übrigens ist Obst deswegen beliebter, weil es im Vergleich zum Gemüse einfach nahrhafter ist. Es liefert auf kleinstem Raum viel Nahrungsenergie, d.h. Kalorien und sättigt besser, und : es hat viel weniger störende Begleitstoffe. Ein Saft ist nahezu frei davon. Da stört keine weiße Haut mehr von der Orange. Der Apfel hat keine harte Schale und man kann einfach geniessen :-) ohne zu kauen... Was du schreibst, beklagen übrigens nicht wenige viele Mütter: Das Kind möchte nicht das essen, was Mama will. Und das ist auch kein Phänomen der neueren Zeit. Nein, es war schon immer so. Auch zu Großmutters Zeiten, und auch während der sog. Hungerjahre, als Nahrung knapp war. Das zu essen, was Kinder kennen und ihnen schmeckt, gibt ihnen Sicherheit. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben eine mehr oder weniger stark ausgeprägte sog. Neophobie. Das ist eine Art Angst vor dem "neuen" Essen. Ursprünglich eine gute Schutzfunktion, denn gegessen wird nur das, was man kennt, denn Unbekanntes könnte giftig sein. Dieses Phänomen ist sogar in der Tierwelt vorzufinden - neue Dinge werden auch hier nur zögerlich von Jung und Alt gekostet. Und am besten wird das gegessen, was immer und immer wieder von allen nebenstehenden Personen auch verzehrt wird. Darum ist der gedeckte Familientisch so wichtig. Hier stehen immer wieder die gleichen Dinge und ab und zu etwas Neues. Aber auch das Neue wird wieder irgendwann angeboten werden und irgendwann frohlockt es doch, zuzugreifen. Je jünger die Kleinen sind, desto aufgeschlossener sind sie diesen neuen Angeboten. Mit etwa 18 Lm schränkt sich der Erfahrungshorizont in Essensfragen immer weiter ein, die Auswahl der gemochten Speisen meist (noch) kleiner). Erst mit 6-8 Jahren und später ab etwa 12 Jahren werden wieder gerne neue Essabenteuer angegangen. Um Essen zu lernen, d.h. Essbares von nicht Essbarem zu unterscheiden, hilft das sog. soziale Lernen. So kann die Neophobie am besten überwunden werden. Kinder lernen durch Nachahmung und Wiederholung. Sie suchen sich hierzu Vorbilder. Das kann Mama oder Papa sein. Aber auch ganz andere Weggefährten können als Vorbild dienen. Das kann Oma sein oder eine Freundin, auch Vorbilder aus den Medien. Langsam und unmerklich lässt sich die Palette der Gerichte erweitern. Den Zeitpunkt dafür bestimmen oft unerwartete Momente und Situationen. Manchmal ist so eine Situation nicht der Esstisch, sondern vielleicht der Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant etc Gib deinem Kind die vertrauten Speisen und erweitere spielerisch das Angebot. Kinder müssen ein Geschmacksgedächtnis aufbauen. Das braucht Zeit. Es ist die Basis für den daraus resultierenden Appetit. Meine Tochter war auch immer sehr skeptisch. Gefallen fand sie häufig an "exotischen" Dingen wie Litschis oder Physalis, Oliven, Falafel (Kichererbsenbällchen), Erbsensuppe, Couscous, etcetc. Dinge, die ich ihr nicht extra gegeben hätte, die sie aber durch vorsichtiges Probieren, für sich entdeckte. Auf Basis bekannter Speisen (es gibt Brot, es gibt Nudeln) kann deine Tochter neue Essabenteuer wagen. Serviere das, was sie mag und ergänze entsprechend immer mal wieder etwas Neues. Spielerisch mit viel Liebe und Geduld sowie selbst als Vorbild agierend, wirst du das Speisenangebot stetig erweitern können. Setzt euch nicht zu erwartungsvoll zu Tisch und fordere nicht. . Weitere gute Erziehungstipps gibt dir bestimmt Frau Ubbens in ihrem Forum, hier bei rub. Presse frischen Saft - besser noch - lass sie selbst einmal eine Mandarine auspressen und trinken. Macht zusammen Smoothies,die ihr vielleicht wegen der Konsistenz besser zusagen als Obst in Stückchen. Richte einmal Obstspießchen, die ihr in Schokolade taucht. Wenn ihr das gefällt, wird sie bestimmt die Obstsorten auch ohne Schokolade essen - die Schokolade dient zunächst nur als Anreiz und Lockmittel. Oder macht Eis am Stiel aus Obstpüree, Über Umwege kann man langfristig manchmal viel erreichen. Sei ein Vorbild - weniger durch Worte als vielmehr durch dein adäquates und echtes Vorleben guter Essgewohnheiten. Fordere nicht, dass sie das und das probieren muss, aber lade sie dazu ein. Und kommentiere nichts - weder im positiven noch im negativen Sinne. Überlege einmal, wie du sie erreichen kannst, wie du sie neugierig machen könntest, dass sie probiert. Vielleicht hilft es, Geheimnisse um Speisen zu machen, um die Neugier zu wecken? Versuche ihr hin und wieder Neues schmackhaft zu machen und kontrolliere nichts. Bei guter Entwicklung hilft nur Geduld auf dass euer Kind den anderen Mitessenden nacheifert und wenn auch zögerlich, aber immerhin langsam und stetig ihren Esshorizont dadurch erweitert. Dies geschieht nicht durch Drängen, sondern durch echtes, adäquates Vorleben (selbst gerne essen) und eine entspannte und freudige Atmosphäre bei Tisch. Und es gibt ein neues Buch zu dem Thema; Essen statt meckern, Elizabeth Pantley, Verlag Trias. Auch ein schönes Buch: Entdecke was dir schmeckt, Anke M. Leitzgen, Lisa Rienermann, Verlag Beltz & Gelberg Also dann Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 20.01.2014